Originaltitel: Philomena
GB | 2013 | 98 Min. | FSK: ab 6
Drama, Komödie
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Steve Coogan, Jeff Pope
Besetzung: Judi Dench, Steve Coogan, Sophie Kennedy Clark u.a.
Kinostart: 27.02.14
DVD/Blu-Ray VÖ: 12.09.14
Links zum Film:
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Bilder © Universum Film
Worum geht’s?
Philomena ist schon eine alte Dame als sie ihrer Tochter gesteht, dass sie noch ein weiteres Kind hatte. In den 50er Jahren wurde sie wegen einer unehelichen Schwangerschaft ins Kloster geschickt und gezwungen, ihren Sohn zur Adoption freizugeben. Jeden Tag hat Philomena an ihn gedacht, aber sich geschämt, ihre Geschichte zu erzählen. Auf einer Party trifft Philomenas Tochter den ehemaligen BBC-Reporter Martin Sixsmith und schildert ihm den Fall. Obwohl solche Geschichten nicht sein Gebiet sind, entschließt sich Sixsmith dazu, mit Philomena ihren Sohn zu suchen.
Wie ist der Film?
„Philomena“ von Stephen Frears („Die Queen“, „High Fidelity“) zeigt mal wieder, dass weniger oft mehr ist. Basierend auf dem Buch ‚The Lost Child of Philomena Lee‘ von Martin Sixsmith, das wiederum eine erschütternde wahre Begebenheit aufarbeitet, kreiert der Film eines der ungewöhnlichsten und gleichzeitig liebenswürdigsten Leinwandpaare seit Langem. Gemessen am Blockbusterkino ist das Abenteuer der beiden ein kleines und leises, trifft dafür aber genau die richtigen Töne. Einer der wenigen ‚Oscar-Filme‘ (vier Nominierungen), die keine 100 Minuten bis drei Stunden brauchen, um spannende Charaktere zu zeichnen und mit deren Geschichte zu berühren.
Co-Autor und Produzent Steve Coogan („Tropic Thunder“, „Die etwas anderen Cops“), der schließlich sogar zum Hauptdarsteller wurde, zeigt hier mit Bravur, dass er auch ernsthaft und geerdet kann. Neben der großen, über Zweifel erhabenen Judi Dench („James Bond 007: Skyfall“, „Nine“) als Philomena hält er sich als Martin Sixsmith absolut wacker. Beide bewältigten die knifflige Aufgabe, eine reale, lebende Person zu portraitieren und stellten die ‚echte‘ Philomena sowie den ‚echten‘ Martin zufrieden. In der literarischen Vorlage hält sich Autor Sixsmith im Hintergrund, statt stets an Philomenas Seite aufzutreten. – Eine großartige Idee, es im Film anders zu tun.
Die eigenartige Chemie zwischen der frommen Krankenschwester im Ruhestand und dem zynischen Journalisten sorgt für viel Charme und trockenen Witz, obwohl sie in einem sehr ernsten Kontext stehen. Meisterhaft schafft „Philomena“ die Gratwanderung zwischen Drama und Komödie, sodass tatsächlich genauso gelacht wie geweint werden kann. Die Charaktere sind derart authentisch, dass sie das Publikum direkt ins Herz treffen, nicht nur weil die Hauptfigur viele an die eigene Großmutter erinnern wird. Zugegebenermaßen leistet die gefühlvolle Musik von Alexandre Desplat („Argo“, „The King’s Speech“) mit dem bezaubernden Walzerthema auch ganze Arbeit, denn sonst wäre „Philomena“ doch zu schlicht.
Clever nutzt der Film sein Spannungselement in Form der Spurensuche nach dem verlorenen Sohn, hat es aber gar nicht nötig, dieses bis kurz vor Schluss durchzuziehen, da die eigentlichen Themen des Films schließlich genug Tragfähigkeit beweisen. Dramaturgisch angenehm auf den Punkt gebracht, glänzend gespielt und unterhaltsam geschrieben erweist sich „Philomena“ als einer der versteckten Juwelen im Kinojahr 2014. Eine Dramödie über Toleranz und Verständnis im zwischenmenschlichen Wertekonflikt, die sich einfach ‚pur‘ anfühlt und neben teurem Popcornkino eine sehr willkommene Abwechslung darstellt.
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