Originaltitel: The Lords of Salem
USA | 2012 | ca. 101 Min. | FSK: ab 16
Horror
Regie: Rob Zombie
Drehbuch: Rob Zombie
Besetzung: Sheri Moon Zombie, Bruce Davison u.a.
Kinostart: —
DVD/Blu-Ray VÖ: 31.10.13
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © Universal
Worum geht’s?
Heidi moderiert mit ihren Freunden Whitey und Herman eine beliebte Radiosendung in Salem, Massachusetts. Eines Nachts erhält sie in der Radiostation anonym eine Schallplatte von ‚The Lords‘, deren unheimliche Klänge schreckliche Visionen hervorrufen. Autor Francis Matthias, der in der Radiosendung zu Gast war, stellt eine Verbindung zwischen Heidi, der Schallplatte und einem örtlichen Hexenzirkel aus dem 17. Jahrhundert her.
Wie ist der Film?
Rob Zombie, der Querdenker unter den Horrorregisseuren, hat wieder zugeschlagen. Sprühten seine ersten Werke „Haus der 1000 Leichen“ und „The Devil’s Rejects“ noch vor Ideenreichtum und Wildheit, gibt er sich rund zehn Jahre später nicht minder originell, doch vergleichsweise geerdet und gereift. Nunmehr weitestgehend frei vom Splatter widmet sich „The Lords of Salem“ ganz dem Okkult-Horror, ohne dass man dabei das Gemetzel vermisst. Zombie ist handwerklich präziser geworden und inszeniert so eindrucksvoll wie nie zuvor. Leider vergisst er dabei meistens das Erzählen.
„The Lords of Salem“ kreiert eine überaus bedrückende Grundstimmung, bestimmt von verstörenden, elegant durchkomponierten Bildern und einem düsteren Sounddesign, das viel ausmacht. Zahlreiche Einflüsse von Genreklassikern sind zu spüren, ohne dass der Regisseur und Autor eine direkte Hommage nötig hat. Klare Ansage: Diesmal geht es um ernsthaften, eigenständigen Horror, welchen Zombie seinem Publikum mit einem Albtraumszenario nach dem anderen einverleibt. Dabei ist es einfach schade, dass der Film nicht annähernd so interessiert an seinen Charakteren ist, wie an seiner Optik und Akustik.
Unbedarft besetzt Zombie wie gewohnt seine Ehefrau Sherri Moon, hier leider gleich in der Hauptrolle, obwohl die drahtige Blondine eigentlich nicht genügend Präsenz für so eine große Aufgabe mitbringt. Zum Glück muss sie die meiste Zeit nicht mehr tun als erschöpft zu wirken, während sich Zombie mal wieder allzu offensichtlich an ihrem gar nicht mal so kurvigen Körper labt. Darüber hinaus sind ein paar interessante Besetzungscoups zu verzeichnen, von denen allerdings nur Judy Geeson und Meg Foster der Rede wert sind. Etwa der sympathische Ken Foree („Zombie – Dawn of the Dead“) wird gnadenlos verschenkt.
Immer dann, wenn „The Lords of Salem“ neben der dichten Atmosphäre versucht, seinen Plot zu zeichnen, wirkt alles völlig an den Haaren herbeigezogen, weil die Dialoge einfach kein Fundament besitzen, das sie glaubwürdig machen könnte. So bleibt eine sich verselbstständigende, immer wirrer werdende, zugegebenermaßen virtuose Versuchsanordnung des Furchteinflößens. „The Lords of Salem“ ist tatsächlich so unheimlich, dass es schon unangenehm ist. Ob das Publikum dabei einen Zugang zur Geschichte findet, kümmert Rob Zombie herzlich wenig; stattdessen lässt er seinen Ideen freien Lauf. Das freut Anti-Mainstream-Ästheten, aber frustriert einen Großteil der erwartungsvollen Horror- beziehungsweise Zombie-Fans.
„The Lords of Salem“ ist ‚Style over substance‘ der zermürbenden Sorte; ein schleichender, zielloser Grusel in pompös-schönen Albtraumbildern. Rob Zombies kreative, unangepasste Handschrift ist nach wie vor eine Bereicherung für die Filmwelt, und man kann nur hoffen, dass der zottelige Musiker noch weitere Filme machen wird, dann allerdings bitte wieder mit einer richtigen Geschichte. Andernfalls tun es auch Musikvideos.
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