Originaltitel: Vertigo
USA | 1958 | 124 Min. | FSK: ab 12
Thriller, Mystery, Krimi, Liebesfilm, Drama, Romanadaption
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Samuel A. Taylor, Alec Coppel
Besetzung: James Steward, Kim Novak, Barbara Bel Geddes, Tom Helmore u.a.
Kinostart: 03.02.59
DVD/Blu-Ray VÖ: 19.05.04
Links zum Film:
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Worum geht’s?
Nach einem traumatischen Erlebnis bei einer Verfolgungsjagd über die Dächer der Stadt muss Polizeidetektiv John Ferguson seinen Dienst quittieren. Sein Kollege stürzte in die Tiefe und er selbst leidet seit dem unter Höhenangst. Doch als er von einem ehemaligen Schulfreund gebeten wird, dessen Frau zu beschatten, geht er seiner früheren Tätigkeit noch einmal nach. Das Verhalten der Frau gibt John viele Rätsel auf. Nachdem er sie vor einem augenscheinlichen Selbstmord rettet, verliebt er sich in sie.
Wie ist der Film?
„Vertigo“, adaptiert von einem Roman zweier französischer Autoren, deren erstes gemeinsames Werk unter dem Titel „Die Teuflischen“ schon überaus erfolgreich verfilmt wurde, ist wohl Hitchcocks tragischster Film, einer der emotionalsten, eindringlichsten und schlichtweg einer der besten. Hitchcock beschäftigt sich hier drastisch wie nie mit der menschlichen Psyche und schafft dabei eine besonders stark wirkende Rätselhaftigkeit während der obligatorischen Suche der Hauptfigur nach der Wahrheit.
Brillant, wie Hitchcock sich die Möglichkeiten des Farbfilms zunutze macht und mit kleinen Tricks verstörende Bilder erzeugt, deren Wirkung von der Musik noch verdoppelt wird. Der großartige, zum Teil hypnotisch-beklemmende Score von Bernard Herrmann (Mitte der 50er bis Mitte der 60er Hitchcocks Stammkomponist) trägt eine nicht zu unterschätzende Verantwortung für die atmosphärische Dichte, die sich durch den ganzen Film zieht.
James Steward bietet großes Kino in seiner Rolle eines schwer gebrochenen Charakters. Beispielsweise mit Cary Grant, den Hitchcock ebenfalls gerne in Hauptrollen besetzte, hätte „Vertigo“ deutlich weniger funktioniert. Grant besticht durch verschmitzte Zurückhaltung, doch in Stewards Gesicht lässt sich lesen wie in einem Abenteuerbuch, was für die nervenzerrenden Ereignisse in der Geschichte genau das Richtige ist. Stewards Filmpartnerin Kim Novak beeindruckt dafür mit ihrer vollständigen Verwandlung inklusive Rückverwandlung gegen Ende.
In gewisser Weise lässt sich sagen, dass die Vorlage es gar nicht erlaubt, dramaturgisch perfekt zu sein, da sich ein Teil der Spannung unweigerlich löst, als das Geheimnis etwa eine halbe Stunde vor Schluss gelüftet wird. Jedoch erhält die Spannungskurve ab diesem Punkt nochmal einen ganz neuen Anstoß. Ein erzähltechnischer Kniff, den Hitchcock in dieser Form sonst nicht verwendete und mit dem man sich eben zurechtfinden muss. Nach einem bedrückenden Schlussakt, welcher von der latenten Besessenheit der Hauptfigur lebt, befreit einen schließlich das nachhaltige weil beeindruckend ernüchternde Ende.
Obwohl manche Begebenheiten etwas an den Haaren herbeigezogen wirken mögen, ist „Vertigo“ einer der stärksten Mystery-Filme überhaupt. Hitchcock liefert einen durchweg geheimnisvollen Thriller, der tief in die menschliche Seele bohrt, eingehüllt in ein perfekt sitzendes Kleid aus spannender Filmmusik. Außerdem ist „Vertigo“ auf schier unnachahmliche Weise unheimlich; ganz ohne Messer, Duschvorhang oder gar Blut.
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