Originaltitel: Warum läuft Herr R. Amok?
DE | 1970 | 84 Min. | FSK: ab 16
Drama
Regie: Michael Fengler, Rainer Werner Fassbinder
Drehbuch: Michael Fengler, Rainer Werner Fassbinder
Besetzung: Kurt Raab, Lilith Ungerer, Irm Hermann u.a.
Kinostart: 05.02.71
DVD/Blu-Ray VÖ: 20.07.04
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter
Worum geht’s?
Herr R. ist von Beruf technischer Zeichner, verheiratet und Vater eines Sohnes. Der Junge hat Probleme in der Schule. Die Arbeit von Herr R. ist monoton und wird von seinem Vorgesetzten dann und wann kritisiert. Ab und zu kommen Freunde oder Verwandte zu Besuch. Der Alltag ist völlig gewöhnlich. Und irgendwann läuft Herr R. aus heiterem Himmel Amok.
Wie ist der Film?
Kein echter Fassbinder, nur eine Zusammenarbeit von den Regisseuren Michael Fengler (von dem man danach nicht mehr viel hörte) und eben Rainer Werner Fassbinder, wo ausgerechnet Letzterer den deutlich kleineren Anteil zu verbuchen hat und auch nicht gerade viel von seinem Stil einfließen ließ. Und das merkt man. Eigentlich ist die Grundidee ja interessant…
Der Film besteht einzig aus seiner vagen Botschaft und ist seine Laufzeit nicht wert, dafür aber ein Stoff, auf den sich pseudointellektuelle Hobbyanalytiker stürzen wie die Fliegen auf den Kuhfladen. Denn die titelgebende Frage wird nie beantwortet, sondern nur selbstbewusst, fast selbstgefällig, etwa anderthalb Stunden lang gestellt und verleitet zu kühnen Interpretationen. „Warum läuft Herr R. Amok?“ ist eine dreiste Aneinanderreihung von faden Alltagsszenen, deren Inszenierung ihr dokumentarisches Flair durch eine fragwürdige Methode – nämlich Amateurhaftigkeit – erreicht.
Der Witz ist, dass praktisch alle Zuschauer den Film gleich beschreiben, nur die einen finden es genial, die anderen öde. Die schwer erträgliche Art, in der die Geschichte präsentiert wird, ist von der einen Seite gelobt, auf der anderen Seite eben einfach nur schwer erträglich. Die Lösung ist, dass diese Alltags-Collage genauso spannend und überzeugend ist wie das Mittagsprogramm von RTL & Co ohne Musikuntermalung, sie jedoch, wenn man den Namen Fassbinder dazu gibt, plötzlich zu einer tickenden Zeitbombe mutiert und mächtig was zu sagen hat, in Zusammenhang mit dem „überraschenden“ aber vorweggenommenen Ende.
Hauptdarsteller Kurt Raab und seine hübsche Filmpartnerin Lilith Ungerer machen ihre Sache gut; in den Nebenrollen schlichen sich weit weniger professionelle Schauspieler ein. Abgeschossen wird der Vogel durch die beiden fragwürdigen Kriminalbeamten, die in ihrer Szene fast anfangen zu kichern. Die Dialoge sind fast schon zu authentisch, da sie schlichtweg improvisiert sind. So authentisch, dass die Szenen manchmal ins Stocken geraten und einer der Akteure sie retten muss, was dem Zuschauer nicht entgeht.
Zur falschen Zeit am falschen Ort ein klassischer Familienvater sein, deshalb zum Mörder werden, und Schuld hat die Gesellschaft? Sowohl formal als auch inhaltlich ist „Warum läuft Herr R. Amok?“ ein arg fragwürdiger Film, der es sich einfach zu leicht macht.
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