Originaltitel: X-Men: First Class
USA | 2011 | ca. 131 Min. | FSK: ab 12
Action, Comicadaption
Regie: Matthew Vaughn
Drehbuch: Ashley Edward Miller, Zack Stentz, Jane Goldman, Matthew Vaughn
Besetzung: James McAvoy, Michael Fassbender, Rose Byrne u.a.
Kinostart: 09.06.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 14.10.11
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Worum geht’s?
1962. Erik Lehnsherr ist auf der Jagd nach Nazi-Wissenschaftler Dr. Klaus Schmidt, weil dieser 1944 im KZ seine Mutter ermordete. CIA-Agentin Moira ist aus anderen Gründen ebenfalls auf Schmidts Spur. Als sie unerklärliche Mutationen beobachtet, sucht sie den Genetik-Experten Charles Xavier auf. Erik und Charles treffen und verbünden sich, um mit ihren besonderen Kräften gemeinsam Schmidts Pläne für einen Dritten Weltkrieg zu vereiteln. Zur Unterstützung rekrutieren die beiden eine Gruppe junger Mutanten, die trainieren müssen, ihre Kräfte zu gezielten Waffen auszubilden.
Wie ist der Film?
Nach einer abgeschlossenen Trilogie und einer Extrawurst für Wolverine zeigt „X-Men: Erste Entscheidung“ – angelehnt an die vergleichsweise aktuelle Comicreihe – eindrucksvoll, wie die Rivalität der leitenden Mutanten begann. Aus Zeitgründen überlies Bryan Singer („X-Men“, „X-Men 2“) seinen Regiestuhl Matthew Vaughn, der schon den sarkastischen „Kick-Ass“ gedreht hatte, um sich dem Superheldenthema nun doch mit Ernsthaftigkeit zu widmen. Vaughns ganz eigener Ansatz mit ganz neuen Gesichtern ist angenehm frisch und tut der Reihe gut.
James McAvoy („Wanted“), Michael Fassbender („Inglourious Basterds“) und Jennifer Lawrence („Winter’s Bone“) besitzen in ihren ikonischen Rollen als Professor X, Magneto und Mystique weder optisch noch gestisch auffällige Ähnlichkeit mit den älteren Versionen aus den Vorgängerfilmen, gewinnen den Charakteren aber spannende neue Facetten ab – das ist die Hauptsache. Auch die zahlreichen Nachwuchstalente sind als Azubi-Helden sympathisch. Dass ausgerechnet Kevin Bacon („Super“) einen deutschen Nazi-Bösewicht spielt, ist angesichts seiner unsinnigen Aussprache im Originalton lächerlich, doch als schmieriger Mistkerl an sich funktioniert er wie eh und je.
In bewusster James-Bond-Manier reist der coole Fassbender alias Magneto durch die liebevoll ausgestattete Welt der 60er, um seinem Erzfeind das Handwerk zu legen. Bei exzessiven Schauplatzwechseln macht sich „X-Men: Erste Entscheidung“ auch noch die Kubakrise des Kalten Kriegs zu Eigen, um sie mit der Entwicklungsgeschichte der Mutanten zu verweben. Historische Fakten umzuinterpretieren hat schon mit Quentin Tarantino Spaß gemacht, doch mit so einer politischen Motivation wird die Handlung hier zeitweise unnötig kompliziert. Dafür nimmt sich das Drehbuch erstaunlich viel Zeit für seine einzelnen Figuren.
„X-Men: Erste Entscheidung“ ist endlich jener Teil der Reihe, der all seinen titelgebenden Mutanten einen richtigen Entwicklungsprozess gönnt und sie dadurch zugänglich macht. Parallel dazu reflektiert der Film auch etwas ausführlicher über die Toleranz von Außenseitern in der Gesellschaft und die Akzeptanz der eigenen Einzigartigkeit, was ja eine der Kernideen der Saga ist. Dabei wird gar nicht erst versucht, das Effekte-spektakel von „X-Men: Der letzte Widerstand“ zu übertreffen, sondern einfach mal anders zu sein. Heraus kommt nicht die von den bislang weniger begeisterten Fans erhoffte Franchise-Revolution, aber eine interessante Alternative.
Visuell sehr verspielt, sehr dynamisch, mit eingängiger, rhythmusbetonter Musikuntermalung, groovy eben – so ist „X-Men: Erste Entscheidung“. Vor allem auch toll besetzt und gut gespielt. Der internationale, politische Charakter der Handlung mutet etwas überambitioniert an, und pathetische Momente wie das Händchenhalten als Symbol des Zusammenhalts hätte man sich getrost sparen können. Ärgerlich ist, dass sich einige Details der Handlung logisch nicht mit den Geschichten der Vorgängerfilme vereinen lassen, obwohl stets dieselbe Firma am Werk war. Von diesen Makeln (und dem deplatzierten Abspannsong für die weibliche Zielgruppe) abgesehen bietet „X-Men: Erste Entscheidung“ eine flotte Vorgeschichte, die die Reihe gekonnt auf eine neue Ebene hebt.
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