Originaltitel: Yella
DE | 2007 | ca. 88 Min. | FSK: ab 12
Drama, Mystery
Regie: Christian Petzold
Drehbuch: Simone Baer, Christian Petzold
Besetzung: Nina Hoss, Devid Striesow, Burghart Klaußner u.a.
Kinostart: 13.09.07
DVD/Blu-Ray VÖ: 16.05.08
Links zum Film:
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Bilder © Arne Höhne Presse
Worum geht’s?
Yella lässt die gescheiterte Ehe mit Ben hinter sich und verlässt ihre Heimat Wittenberge, auf der Suche nach Arbeit. In Hannover lernt sie Philipp kennen, der für eine Private-Equity-Firma mit Unternehmern um ihr Kapital verhandelt, und wird schließlich seine Assistentin. Yella scheint da ankommen zu sein, wo sie immer hin wollte. Doch in Form von seltsamen Erscheinungen wird sie immer wieder von ihrer Vergangenheit heimgesucht, die sie einfach nicht loslassen will.
Wie ist der Film?
Authentisch, reduziert und lakonisch zieht „Yella“ sich hin, formal unscheinbar, das allerdings gerade weil die Bilder so bedacht durchkomponiert sind. Das mit Mystery-Elementen angereicherte Drama ist im Grunde eine einzige Metapher aus lauter kleinen Symbolen, eine Art Traum. Doch für seine Themen findet Petzold ganz bestimmte Bilder, die fest in der Wirklichkeit verankert sind und lässt dabei Politisches und Zwischenmenschliches ineinandergreifen. Denn es ist kein Zufall, dass Yella, die ein neues Leben beginnen möchte, aus der brandenburgischen Stadt Wittenberge kommt, deren Industrie nach der Wende zusammenbrach, was eine immer noch anhaltende Abwanderungswelle der Einwohner zufolge hatte.
„Yella“ erzählt von den Geistern des modernen Kapitalismus genau wie von der Vergangenheit, die man hinter sich lassen möchte, die einen aber immer wieder einholt. Nina Hoss erweist sich dabei in der Hauptrolle als wahre Könnerin des Understatements (Goldener Bär der Berlinale 2007 für die beste Darstellerin), gefolgt von Devid Striesow („Die Fälscher“) als Philipp. Die beiden überzeugen und bauen eine glaubhafte Beziehung zueinander auf, und dennoch kann man sich nicht richtig in sie hineinversetzen und mitfühlen, denn irgendetwas ist stets – und bewusst – irritierend an der Geschichte und die Kühle der Schauplätze sowie der Inszenierung an sich fordert Beobachtung statt Empathie.
So viel Aussage in Petzolds Bildern steckt, die sich oft durch Wiederholungen ausdrücken, so wenig passiert in der Handlung. Eine rätselhafte Atmosphäre und die Wirkung von Petzolds Andeutungen sollen bannen, doch der Film will wahrscheinlich spannender sein als er letztendlich ist. Im besten Fall fragt man sich immer wieder, was eigentlich los ist und spürt eine dezente, trockene Melancholie über dem Geschehen wabern. Der Regisseur und (Co-)Autor erzählt auf eine sehr eigene Art, kommt aber auch nicht ganz um Klischees herum, wie etwa die Raben-Symbolik und allgemein das Ende, das den Film auflöst, aber, je nach Empfinden, ihm gleichzeitig auch seinen ganzen Sinn zu rauben droht. Petzold zielt erfolgreich auf eine längere Nachwirkung ab und genießt es, sein Werk entschlüsseln zu lassen – im positivsten Sinn ein gefundenes Fressen für das Feuilleton, und für das breite Kinopublikum unter Umständen kaum mehr als ein nahezu frustrierendes, spannungsarmes Fragezeichen.
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