Originaltitel: Duo luo tian shi
HK | 1995 | ca. 92 Min. | FSK: ab 16
Drama, Liebesfilm
Regie: Wong Kar-Wai
Drehbuch: Wong Kar-Wai
Besetzung: Leon Lai, Takeshi Kaneshiro, Michelle Reis u.a.
Kinostart: 09.01.97
DVD/Blu-Ray VÖ: 21.06.05
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Bilder © STUDIOCANAL
Worum geht’s?
Hongkong bei Nacht. Auftragsmörder Wong Chi-Ming beschließt, sich von seiner Komplizin zu trennen, die ihn unterstützt, ohne dass die beiden sich oft begegnen. Diese ist jedoch völlig vernarrt in ihn und leidet unter unerwiderten Gefühlen. Im selben Gebäude wie die traurige Frau lebt der Kleinkriminelle Stumme Ho Chi Moo, der in fremde Geschäfte einbricht, um dort Kunden zu belästigen. Auch er hat ein Auge auf jemanden geworfen: eine hübsche Unbekannte, die sich immer wieder bei ihm ausweint, weil eine gewisse Blondie ihr den Freund ausspannte.
Wie ist der Film?
„Fallen Angels“ ist ein in Europa weniger bekannter Nachschub zu „Chungking Express“, da Regisseur Wong Kar-Wai kurzfristig beschloss, die dritte geplante „Chunking Express“-Episode über einen Auftragsmörder in einen eigenen Film zu packen. Schließlich erzählt „Fallen Angels“ aber auch wieder zwei Geschichten, denn da ist noch ein stummer Herumtreiber mit fragwürdiger Geschäftsidee, der den Weg des Mörders kreuzt. Die Bezeichnung ‚Nachschub‘ nimmt es schon vorweg: „Fallen Angels“ führt fort, womit sich Fans des Vorgängers angefreundet haben, erreicht aber nicht dessen Anspruch.
Unbedingt wollen, aber nicht können – diese Emotion schreit aus den körnigen, verwischten Bildern heraus. Gefangen in winzigen Wohnungen zwischen Neonlichtern drücken die exzessiv rauchenden Charaktere ihren Schmerz von Einsamkeit und unerwiderter Liebe aus, sodass die Handlung keiner klaren Linie folgen muss. Mit dem Charme des Guerilla-Filmens verwenden Wong Kar-Wai und sein begnadeter Stammkameramann Christopher Doyle wieder verzerrende Weitwinkel, Jump Cuts, viel Bewegung, noch mehr Nähe, eine unberechenbare Farbpallette und ausschließlich die Nacht, sodass „Fallen Angels“ einen sogleich in eine eigene Welt – hier Hongkong – saugt. Nimmt man diese recht einzigartige, per se schon interessante Ästhetik an, entsteht eine intime Atmosphäre.
Takeshi Kaneshiro kehrt nach „Chungking Express“ zurück und spielt mit bemerkenswerter Hingabe nur die zweitschrillste der Figuren. Am schrillsten ist Karen Mok als völlig durchgedrehte Blondie – da kommt eine Mentalität zum Vorschein, die sich wohl leider nur im Fernen Osten so wirklich erschließt. Zugänglicher sind da schon der in sich gekehrte Mörder und seine in Melancholie schwelgende Partnerin. Die beiden Handlungsstränge greifen homogener ineinander als in „Chungking Express“, werden gegen Ende allerdings etwas zäh und enden vergleichsweise platt.
Nichtsdestotrotz gelingt dem sich ständig selbst zitierenden Wong Kar-Wai auch diesmal ein überaus kreativ inszenierter, humorvoller und trauriger Film über den Fluch des Nicht-Zusammenkommens, der wenige, oft wiederholte Musikstücke sehr gekonnt zur Stimmungserzeugung einsetzt. Interessanterweise erklingen in der chinesischen und der deutschen Fassung unterschiedliche Abspannsongs, doch beide kennt man schon aus „Chungking Express“ und beide funktionieren gut.
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