Originaltitel: Metropolis
USA | 1915 | ca. 187 Min. | FSK: ab ?
Drama
Regie: D. W. Griffith
Drehbuch: D. W. Griffith, Frank E. Woods, Thomas F. Dixon Jr.
Besetzung: Lillian Gish, Mae Marsh, Henry B. Walthall u.a.
Kinostart: 20.10.20
DVD/Blu-Ray VÖ: 27.06.08
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Worum geht’s?
Die Familie Stoneman aus dem Norden und die Familie Cameron aus dem Süden sind durch Freundschaft und Liebe miteinander verbunden. Im Amerikanischen Bürgerkrieg müssen die Söhne gegeneinander kämpfen. Die Ermordung Abraham Lincolns bringt den radikalen Sklaverei-Gegner Austin Stoneman an die Macht und führt zu einem folgenschweren Aufstieg der Nicht-weißen.
Wie ist der Film?
„The Birth of a Nation“ ist vor allem die Geburt des Hollywood-Epos. Nicht ganz der älteste, aber wohl der einflussreichste ausschweifende Historienfilm. Das rund dreistündige Drama etablierte heutige Standard-Filmtechniken, wie etwa die parallele Erzählung zweier Handlungsstränge, und beeindruckt durch Massenszenen von bis dato beispielloser Intensität. Kurz gesagt half dieses Werk von 1915 dem Medium Film aus den Kinderschuhen. Nicht nur gefeiert, sondern hochkontrovers ist „The Birth of a Nation“ wegen des schrecklichen Inhalts.
Regisseur D.W. Griffith erzählt die Geschichte des Amerikanischen Bürgerkriegs bis zum ersten Aufstand des Ku-Klux-Klans, basierend auf dem Roman „The Clansman“. In Texttafeln gibt er vor, historische Tatsachen wiederzugeben, verhält sich aber gleichzeitig sehr wertend und verwendet karikierte Figuren. „The Birth of a Nation“ schlägt sich ganz klar auf die Seite der Südstaaten, die gegen die Abschaffung der Sklaverei waren und inszeniert eine drohende ‚Herrschaft der Schwarzen‘, wobei sich die People of Color ungehobelt verhalten, sobald sie ähnliche Rechte wie die Weißen besitzen. Die Aussage: Nichts gegen People of Color, solange sie den Weißen untergeben bleiben.
Rassistisch ist allein schon die Verwendung des damals üblichen ‚Blackfacing‘: Alle farbigen Figuren, die mehr als nur Komparsen sind, werden von dunkel angemalten Weißen gespielt. Gelten jene Figuren als befreit, wird ihnen prompt Respektlosigkeit und Triebhaftigkeit angedichtet, sodass Weiße um ihr Leben fürchten müssen. Die absolut manipulative Logik des Films mündet in den Ku-Klux-Klan als rettenden Friedensstifter. Griffith, so heißt es, habe sich mehr für die gestalterischen Möglichkeiten des Stoffs interessiert als für die politische Botschaft. Nichtsdestotrotz hat er die rassistische Haltung der Romanvorlage wissentlich übernommen. (Eine Art Versöhnung sollte sein Nachfolgefilm darstellen: „Intolerance“)
„The Birth of a Nation“ teilt sich in zwei Hälften, die jeweils einen eigenen spektakulären Showdown besitzen. Der Einstieg mag sich für heutige Sehgewohnheiten mühsam gestalten, doch der zweite Teil ist dann schon leichter verdaulich, wenn man durchhält. Dramaturgisch ist die Handlung gut ausgefeilt, abgesehen davon, dass diverse Charakterentwicklungen übereilt wirken. Griffith kreiert imposante Schlachten und überzeugt dabei mit natürlichen Schauplätzen – anders als andere Stummfilm-Epen, die auf Kulissen und Gemälde setzen. Das Schauspiel entspricht einem guten Theaterstück.
„The Birth of a Nation“ ist technisch wegweisend und ideologisch katastrophal. Griffith schürt eine Angst vor Überfremdung, genau wie rechtspopulistische Parteien in der Flüchtlingskrise des 21. Jahrhunderts. Die technischen Errungenschaften von damals haben heute an Strahlkraft verloren, aber die rassistischen Denkmuster besitzen eine erschreckende Aktualität, weshalb der negative Aspekt hier stärker gewichtet wird. Der schlimmste Verdienst des Films: Er inspirierte den damals längst zerschlagenen Ku-Klux-Klan zu einer Neugründung, die sich bis heute auswirkt.
Der ganze Film ist auf YouTube zu finden, sein Urheberrecht ist ausgelaufen.
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