Originaltitel: Salò o le 120 giornate di Sodoma
IT, FR | 1975 | 113 Min. | FSK: —
Drama
Regie: Pier Paolo Pasolini
Drehbuch: Pier Paolo Pasolini, Sergio Citti
Besetzung: Paolo Bonacelli, Giorgio Cataldi, Uberto Paolo Quintavalle, Aldo Valletti u.a.
Kinostart: 23.10.08
DVD/Blu-Ray VÖ: 11.02.05/13.11.14
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Szenenbild © EuroVideo Medien GmbH
Worum geht’s?
Salò, Italien, 1944: Vier wohlhabende Männer halten einige Jugendliche in einem von Soldaten bewachten Anwesen gefangen, um an ihnen hemmungslos ihre Triebe und Neigungen auszuleben.
Wie ist der Film?
„Die 120 Tage von Sodom“, auch bekannt als „Salò oder Die 120 Tage von Sodom“, ist der wohl berühmteste Skandalfilm der Kinogeschichte, bis heute in vielen Ländern verboten. Selbst die jüngste deutsche DVD/Blu-ray-Veröffentlichung mit dem FSK 18-Siegel ist um mehr als 20 Minuten gekürzt. Ob man den Film als Meisterwerk oder stumpfe Perversionsparade sieht, hängt ganz davon ab, wie sinnbildlich er rezipiert wird.
Was „Die 120 Tage von Sodom“ zeigt, ist pure Provokation; ein sich langsam zuspitzender Trip aus sexuellem Missbrauch und Folter unter vier pseudointellektuellen Befehlshabern. Was Regisseur Pier Paolo Pasolini vermitteln wollte, ist Gesellschaftskritik. Man muss wissen, dass Pasoloni nichts mehr hasste als die obere soziale Schicht und ihre Dekadenz. Die vier Protagonisten und deren Machtspiel stehen für jene Dekadenz; so will Pasolini dem Publikum das Groteske des Kapitalismus und des hohlen Konsums vor Augen führen.
Die Kamera bleibt weitgehend objektiv, die Musik harmlos, das Erzähltempo konsequent gemächlich, während die Schauplätze sich stetig wiederholen. Dadurch zeigt „Die 120 Tage von Sodom“ eine Welt wie im Delirium, der Menschlichkeit beraubt – und neigt zum Langweilen, falls es gerade nichts zum Ekeln gibt. All die Gräueltaten wirken bemerkenswert echt. Darin besteht wohl die größte Leistung von Crew und Besetzung. Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass – recht geschickt – mit Tricks gearbeitet wurde.
Clever adaptiert: „Die 120 Tage von Sodom“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Marquis de Sade aus dem 18. Jahrhundert, verlegt die Geschichte aber ins von den Nazis besetzte Norditalien – ein verhältnismäßig plausibler Handlungsort für die geschilderten Orgien/Misshandlungen und viel näher an der Gegenwart (Pasolinis), denn die Konsumgesellschaft der Nachkriegszeit war für den Regisseur ein genauso abzulehnendes autoritäres System wie der Faschismus.
Und das ist der Knackpunkt: Pasolini, der kurz nach Fertigstellung des Films unter mysteriösen Umständen ermordet wurde, hat eine klare Haltung; diese ist in „Die 120 Tage von Sodom“ ohne Hintergrundwissen jedoch nicht wirklich erkennbar. Der Film bleibt eine trostlose, wenig unterhaltende Aneinanderreihung von Widerwärtigkeiten, also eher ein gescheiterter Versuch radikaler Sozialkritik.
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