Jackie Brown

Filmposter Jackie Brown

7/10

Originaltitel: Jackie Brown
USA | 1997 | 154 Min. | FSK: ab 16
Thriller, Krimi
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Besetzung: Pam Grier, Robert Forster, Samuel L. Jackson, Robert De Niro, Michael Keaton, Bridget Fonda u.a.
Kinostart: 16.04.98
DVD/Blu-Ray VÖ: 17.07.00/02.02.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Die 44-jährige Flugbegleiterin Jackie bekommt einige Probleme, als auffliegt, dass sie für den Waffenschieber Ordell Robbie Geldwäsche und Schmuggel betreibt. Da sie den Polizisten ihre Hilfe beim Fassen des Auftraggebers verweigert, kommt Jackie in Untersuchungshaft. Gangster Robbie wendet sich an den Kautionsagenten Max, der schon einmal einen von Robbies Leuten vorm Knast rettete. Zu Max entwickelt Jackie schließlich eine ungewöhnliche Freundschaft.

Wie ist der Film?

Tarantino nimmt sich zwischen zwei Projekten gerne eine ausgiebige Pause, in der die Fans sich in Geduld üben dürfen. Nach den über zwei Jahren, die seit seinem Megahit „Pulp Fiction“ vergangen waren, überraschte er das Publikum und zeigte nach seinen ersten beiden Filmen, dass er nicht auf ein Rezept festgelegt ist, das sich irgendwann abnutzt. Ein wichtiger Verdienst von „Jackie Brown“ ist, dass der Regisseur nach „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ nicht das Unmögliche versuchte, nämlich sich noch weiter zu steigern, sondern geradezu demonstrativ einen Gang zurück schaltete und einfach eine andere Richtung einschlug, ohne seinen ganz eigenen Stil zu verlieren.

„Jackie Brown“ ist der ruhigste, unbekannteste, unverrückteste, unkultigste Tarantino. Es gibt keine so abgedrehte Figur wie den sadistischen Mr. Blonde, den mysteriösen Gangsterboss Marsellus Wallace, den Racheengel „Die Braut“, den verrückten Stuntman Mike oder den diabolischen Judenjäger Hans Landa. In seinem dritten Film entzieht Tarantino seinen Figuren den besonderen Mythos und verstärkt den Faktor Alltäglichkeit, obwohl sie sich auf die gleiche, spritzige Art miteinander unterhalten. Im Mittelpunkt steht diesmal nicht etwas, das man nicht sehen kann (ein nicht gezeigter Banküberfall, ein geheimnisvoller Kofferinhalt, ein Rachemotiv) sondern schlicht und einfach das liebe Geld.

So fühlt sich „Jackie Brown“, wo Tarantino für sein Drehbuch erstmals einen Roman als Grundlage benutzte, im Vergleich zum sonstigen Werk des Regisseurs ganz anders an und stellt für die einen eine Enttäuschung, für die anderen eine willkommene Bodenständigkeit dar. Letztendlich ist es aber so, dass der Film, wenn man Tarantinos bisheriges Werk für seinen Stil nicht gerade hasste, in puncto Raffinesse schlichtweg hinter dem Rest zurück bleibt, nicht zuletzt wegen der Bindung an die Buchvorlage. Dennoch ist die neue Richtung, die mit diesem Film eingeschlagen wurde, annehmbar und das Endprodukt gelungen.

Samuel L. Jackson liefert hier seinen stärksten Tarantino-Auftritt, wenn der selbige auch durch die deutsche Synchronisation deutlich geschmälert wird, schlimmer als in „Pulp Fiction“. Dass Tarantino mal eben einen schmuddeligen Robert De Niro aus dem Schrank holte, ist natürlich auch eine wahre Freude. Michael Keaton gibt indes eine köstliche Performance als kaugummikauender Cop. In Robert Forster und Pam Grier wurde zwei Schauspielkarrieren mit Blütezeit in den 70er Jahren zu einem neuen Höhenflug verholfen. Vor allem Blaxploitation-Star Pam Grier wird von Tarantino lobgepreist, zumal der Film quasi ein einziges filmisches Denkmal für sie darstellt. Als Kirsche auf der Sahne gibt es noch eine leicht bekleidete Bridget Fonda und fertig ist eine mehr als ansehnliche Besetzung.

Der umfangreiche und ungemein groovige Soundtrack wird von Tarantino nicht minder abgefeiert als Pam Grier, was in diesem Fall ein bisschen zu offensiv ausfällt. Vorher gelang die Unterbringung des kultigen Liedguts doch eine Ecke eleganter. Ein weiteres Manko ist die sich hier und da einschleichende, kaum von der Hand zu weisende Langatmigkeit. Dafür beweist Tarantino seine große Kompetenz in Sachen Charakterzeichnung und bietet vielleicht eine größere Identifikationsfläche für das Publikum.

„Jackie Brown“ ist eine verzwickte aber für Tarantino-Verhältnisse geradlinig erzählte, stark besetzte und technisch überdurchschnittliche Krimigeschichte in gemäßigtem Tempo, die stellenweise mit bitterbösem Humor aufwartet und sowohl genug Raum für die Entfaltung der Charaktere als auch für Tarantinos Verbeugung vor den späten 60ern und 70ern bietet, wobei die stattliche Laufzeit der Geschichte nicht immer gut tut. Der Regisseur bewahrt seine Handschrift, aber hält sich so sehr im Zaum, dass für einen Teil des Publikums Langeweile herausspringt, für einen anderen Teil jedoch die Authentizität, die bislang vermisst wurde.

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