Originaltitel: Psycho II
USA | 1983 | 113 Min. | FSK: ab 16
Thriller, Horror, Drama
Regie: Richard Franklin
Drehbuch: Tom Holland
Besetzung: Anthony Perkins, Vera Miles, Robert Loggia, Meg Tilly u.a.
Kinostart: 15.07.83
DVD/Blu-Ray VÖ: 18.05.06
Links zum Film:
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Worum geht’s?
Nach 22 Jahren wird der für geheilt befundene Mörder Norman Bates aus der Psychiatrie entlassen und kehrt zu seinem Motel zurück, um es wieder zu leiten. Bei einem Übergangsjob in einem Schnellrestaurant lernt er die junge Kellnerin Mary Loomis kennen und freundet sich mit ihr an. Mary will Norman helfen, im Leben wieder Fuß zu fassen, während irgendjemand mit aller Kraft zu versuchen scheint, ihn wieder in den Wahnsinn zu treiben.
Wie ist der Film?
Wer hätte das gedacht? Da kommt ein unbekanntes Produktionsteam daher, dreht 23 Jahre später die Fortsetzung eines Filmklassikers, der von niemand geringerem als Alfred Hitchcock stammt, und ist dabei auch noch erfolgreich! „Psycho II“ ist eine erstaunlich gelungene Fortsetzung, obwohl der 1980 verstorbene Schöpfer des Originals gar nicht mehr erfahren konnte, dass es sie überhaupt geben würde.
Die ordentliche Qualität von „Psycho II“ hat mehrere Gründe. Zum einen soll Regisseur Richard Franklin (2007 ebenfalls verstorben) mit Hitchcock befreundet gewesen sein, was der Produktion sicherlich dienlich war. Zum anderen, beziehungsweise daraus resultierend, beweist „Psycho II“ genügend Respekt und Verständnis gegenüber der Vorlage und hat gleichzeitig den Mut für viele eigenen Ideen und neuen Ansätze. Und schließlich ist wieder dabei, wer auf keinen Fall fehlen durfte: Der wohlbehaltene Anthony Perkins alias Norman Bates.
Zu keiner Zeit wird versucht, das Original nachzuahmen; dagegen beschränkt man sich auf dezente Referenzen und Zitate, die einen stimmigen Bogen spannen. Autor Tom Holland (später: „Fright Night“ und „Chucky – Die Mörderpuppe“) erzählt Bates‘ Geschichte logisch weiter und mischt gleichzeitig ein mysteriöses ‚Whodunnit‘ hinzu, wodurch die Schuldfrage und damit auch die Spannung bis zuletzt aufrecht erhalten wird. Perkins nimmt seine Kultrolle wieder auf, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Seine schlaksige Statur und seine nervöse Mimik lösen eine Mischung aus Mitleid und Skepsis aus, was den gealterten Norman Bates zu einem ambivalenten und höchst interessanten Sympathieträger wachsen lässt. Die niedliche Meg Tilly gefällt als Quasipendent zum legendären Dusch-Opfer Janet Leigh aus dem Original, allerdings ist ihre Rolle erweitert und läuft in eine andere Richtung, sodass gar nicht erst versucht wird, sie in Leighs Fußstapfen zu stellen. Der Knüller: Vera Miles, die bereits im ersten Teil die Schwester der Ermordeten spielte, ist wieder mit von der Partie.
„Psycho II“ ist eine würdevolle, kreative und intelligente Weiterführung des Klassikers von 1960, die mit ganz eigenen Mitteln Spannung aufbaut. Nicht einmal Bernard Herrmanns kultige „Psycho“-Musik wurde recycelt – auch die Tonspur von Komponist Jerry Goldsmith („Poltergeist“, „L.A. Confidential“) wartet mit frischen, atmosphärischen Ideen auf und passt sich den Bildern sorgfältig an. Bis zum nachhaltigen Schluss darf man knobeln, was nun eigentlich genau los ist. Franklin und Holland gelang eine erstaunlich tragische Charakterstudie im Horror-Thriller-Mantel, gespickt mit einigen wirklich heftigen (Slasher-)Momenten, die allenfalls unter den mäßigen Gore-Effekten leiden. Und ganz nebenbei funktioniert der Film sogar als Sinnbild für (amerikanischen) Fremdenhass. Wären bloß mehr Fortsetzungen so inspiriert wie diese…
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