Originaltitel: The Guard
IE | 2011 | 96 Min. | FSK: ab 16
Komödie
Regie: John Michael McDonagh
Drehbuch: John Michael McDonagh
Besetzung: Brendan Gleeson, Don Cheadle, Mark Strong u.a.
Kinostart: 22.09.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 27.03.12
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Bilder © Ascot Elite
Worum geht’s?
Gaeltacht, irische Westküste. Diverse Todesfälle bringen den grimmigen Polizisten Gerry Boyle nicht aus der Ruhe. Auch nicht der ihm aus Dublin zugeteilte und vergleichsweise übermotiviert wirkende Kollege. Doch dann reist aus den USA der FBI-Agent Wendell Everett an und berichtet von dem millionenschweren Drogentransport einer international berüchtigten Schmugglerbande, welcher in Boyles Revier stattfinden soll. Boyle, der sich eigentlich lieber um Prostituierte und seine sterbende Mutter kümmert, muss sich mit Everett zusammenraufen, was beiden zunächst nicht leicht fällt.
Wie ist der Film?
Mal wieder was anderes. „The Guard“ ist ein irischer Independentfilm, der mit seinem kleinen Budget trotz ein paar bekannter Namen in der Besetzungsliste gar nicht erst versucht, sich unter Hollywoodproduktionen zu mischen, sondern sich bewusst und gerne an eine kleinere, dankbare Zielgruppe richtet. Für den Arthaus-Bereich wäre „The Guard“ allerdings wieder viel zu frech und anspruchslos, weshalb jeder, der schwarze Komödien und frische Erzählstile mag, ruhig mal einen Blick riskieren sollte. Daher schaffte es der Film auch als einer der wenigen Berlinale-Beiträge ins reguläre deutsche Kinoprogramm.
Die kleine Geschichte um die im trostlosen Schauplatz unterfordert wirkenden Gangsterbande, angeführt von Mark Strong („Sherlock Holmes“), hat ihre amüsanten Momente, wird aber immer wieder links liegen gelassen, um sich gemütlich der Hauptfigur zu widmen. In diesem Fall geht das Konzept auch bestens auf und macht den ganzen Charme aus. Brendan Gleeson, den man zum einen aus dem sich ähnlich anfühlenden „Brügge sehen… und sterben?“, zum anderen als Alastor ‚Mad-Eye‘ Moody aus den Harry Potter Filmen kennt, ist mit seinem lakonischen Spiel wohl köstlicher denn je, weil seine Figur sich einen Dreck um Sympathien schert, in dieser Haltung aber so herrlich unbekümmert und authentisch ist, dass sie wiederum die Zuneigung des Publikums erntet.
Don Cheadle („Hotel Rwanda“, „Iron Man 2“) sorgt derweil als eingereister FBI-Agent für einen Zusammenstoß der Sitten und Kulturen, und damit auch für einige der witzigsten Szenen, wenn er angesichts der verkorksten Iren nicht mehr weiß, wie er reagieren soll. Es sind Gesten der scheiternden Kommunikation und reichlich Wortwitz (vor allem durch die irische Mundart) im Allgemeinen, die „The Guard“ inmitten eines sehr gelassenen Grundtons und einer immer wieder durch harte Schnitte aufgebrochenen Inszenierung zu einem skurrilen, staubtrockenen Humor verhelfen, wie man ihn nur selten sieht, abgerundet durch von Grund auf ironische, an Italo-Western angelehnte Tex-Mex-Musik, die in ihrer völligen Abwegigkeit schon wieder genau passend ist.
Kultivierter FBI-Agent trifft auf ländlichen Bullen. – Was in „Twin Peaks“ als sich ergänzendes Team zum Lüften düsterer Geheimnisse dient, ist in „The Ward“ liebevoll-schräges Charakterportrait auf Kosten so mancher Minderheiten. Das Spielfilmdebüt von Regisseur und Autor John Michael McDonagh ist bis auf das Finale unspektakulär – für viele Genrefreunde allerdings gerade dadurch charmant – und auf alle Fälle angenehm unkonventionell.
Einer der besten Filme seit langem…