Angst essen Seele auf

Filmposter Angst essen Seele auf

7/10

Originaltitel: Angst essen Seele auf
DE | 1974 | 93 Min. | FSK: ab 12
Drama, Liebesfilm
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder
Besetzung: Brigitte Mira, El Hedi ben Salem, Irm Hermann u.a.
Kinostart: 05.03.74
DVD/Blu-Ray VÖ: 25.04.02

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

München. Die verwitwete Putzfrau Emmi Kurowski lernt einen marokkanischen Gastarbeiter kennen, als sie während eines Unwetters in eine orientalische Kneipe einkehrt. Der viel jüngere Marokkaner, der von allen nur Ali genannt wird, begleitet Emmi nach Hause. Zwischen den beiden entwickeln sich starke Gefühle und sie werden schließlich ein Paar. Als sowohl Emmis Bekanntenkreis als auch ihre eigenen Kinder darauf mit empörter Feindseligkeit reagieren, droht sie daran zugrunde zu gehen.

Wie ist der Film?

Ein Meer von Blicken – bohrende Blicke – ist nahezu alles, wovon sich Rainer Werner Fassbinder in „Angst essen Seele auf“ bedient, um ein Liebesdrama zu bebildern. So gewinnt der Film auf eine ganz eigene Art viel Kraft, obwohl er zu direkt ist um wirklich authentisch zu wirken und obwohl er so minimalistisch daherkommt, dass er beinahe langatmig ist.

Jede Botschaft wird völlig offensichtlich dargelegt, das Spiel der Darsteller ist hölzern, gestellt, fast geisterhaft. Da dies aber keine hier und da aufblitzenden Mankos sind, sondern sich dieser Stil von Anfang bis Ende des Films erstreckt, wird „Angst essen Seele auf“ zu einem schnörkellosen Sinnbild für die Themen Rassismus, Ausgrenzung und, wie es so schön heißt, die verbotene Liebe. Die absolute Schlichtheit wird aufgefangen von einer sorgfältigen Kameraarbeit und macht Fassbinders eigenartige Ausdrucksweise durchaus genießbar.

Hauptdarstellerin Brigitte Mira macht das Melodram erst zum Melodram (im positiven Sinne) und hebt sich durch eine starke Leistung von ihren Kolleginnen und Kollegen ab, wobei Regisseur, Autor und Produzent Rainer Werner Fassbinder hier beweist, dass er sich sogar auch noch als Nebendarsteller sehen lassen kann. Auch wenn der Schluss zu bemüht am Happy End vorbeigeleitet wirkt, um die schwermütige Grundstimmung zu erhalten, hat er mit „Angst essen Seele auf“ einen aufrichtigen, vielsagenden Film gemacht, dessen Stoff im Kern sehr wahr und immer aktuell ist.

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2 Kommentare

  1. Obwohl Fassbinder den Film schon 1974 gedreht hat, werden hier fast alle gängigen Vorurteile gegenüber Ausländern / Gastarbeitern abgearbeitet. Heute hört man das noch von rechtsextremen Volksgenossen oder Unbelehrbaren. R.W.F. hat sich dafür ein Extrembeispiel ausgesucht: die über 60-Jährige Putzfrau Emmi (großartig Brigitte Mira) heiratet den 20 Jahre jüngeren Marokkaner Ali (El Hedi ben Salem). Das regt die Nachbarn auf (u.a. Elma Karlowa), den Lebensmittelhändler (Walter Sedlmayr) an der Ecke und die eigenen erwachsenen Kinder z.B. Christa (†Irm Hermann). Die Arbeitskolleginnen schneiden sie und die Kneipenwirtin Barbara (Valentin) macht Ali eindeutige Angebote.
    Als Emmi und Ali aus dem Urlaub zurückkommen, akzeptieren alle anscheinend das seltsame Pärchen. Die Stimmung im Viertel scheint zu kippen. Doch es knirscht zwischen den beiden, weil Emmi kein Cous Cous kochen kann und will. Das bietet ihm Barbara. Ali schläft mit ihr und Emmi akzeptiert es. Nach einem Zusammenbruch muss Ali operiert werden. Emmi sitzt an seinem Bett, hält seine Hand und weint. Ende!
    Nach all der Unbill fand Fassbinder doch eine vernünftige Lösung. Er führt dem Zuschauer vor Augen, sowohl was an seelischer Grausamkeit möglich ist, als auch wie es gesittet zu gehen kann, wenn unterschiedliche Ethnien auf einander treffen.
    Immer noch ein Heißes Eisen, das hinter diesem lyrischen Titel steckt.

    • Danke für den Kommentar, aber bitte nicht einfach das Ende verraten. Worum es grob geht, steht ja bereits oben im Artikel.

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