Anomalisa

Filmposter Anomalisa

7.5/10

Originaltitel: Anomalisa
USA | 2015 | 90 Min. | FSK: ab 12
Animation, Drama
Regie: Duke Johnson, Charlie Kaufman
Drehbuch: Charlie Kaufman
Besetzung: David Thewlis, Jennifer Jason Leigh, Tom Noonan
Kinostart: 21.01.16
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.06.16

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Der anerkannte Motivationstrainer Michael Stone reist nach Cincinnati, Ohio, um einen seiner Vorträge zu halten. Nach dem Routinetelefonat mit Frau und Kind fühlt sich Michael in seinem Hotelzimmer zunehmend leer. Auch das Wiedersehen mit einer Verflossenen bringt ihn nicht weiter. Verzweifelt sucht er nach Anschluss, als ihm schließlich sein großer Fan Lisa begegnet. In Lisa sieht Michael eine Frau, die aus seinem Umfeld heraussticht und einen Neuanfang bedeuten könnte.

Wie ist der Film?

Charlie Kaufman, das Drehbuch-Genie hinter Filmen wie „Being John Malcovich“ und „Adaption“, meldet sich nach „Synecdoche, New York“ (2008) endlich mit einer zweiten Regiearbeit zurück und verpackt bekannte Themen in einem neuen Gewand. „Anomalisa“ geht auf ein minimalistisches Bühnenstück zurück, das Kaufman mittels Crowdfunding in einen faszinierenden Kinofilm übersetzte. Seine Lieblingsthemen wie Einsamkeit und Identitätskrisen finden sich in einer liebevoll gestalteten Stop-Motion-Welt wieder, die erstaunliche Ähnlichkeiten mit der Realität aufweist.

„Anomalisa“ erzählt eine zutiefst menschliche Dramödie mit alltäglich aussehenden Figuren in alltäglich aussehender Umgebung. Warum Kaufman ausgerechnet aus dieser, seiner bislang bodenständigsten Geschichte keinen Real-, sondern einen Animationsfilm machte, erschließt sich bei genauerer Betrachtung. Für die Krise und den Lichtblick des Protagonisten findet der Film raffinierte Metaphern, indem er fast allen Figuren dasselbe Gesicht und dieselbe Stimme verpasst – ein Kniff, der im Animationsfilm einfach besser funktioniert. Ferner erlauben die nuancierten, aber neutralen Puppen ein umso leichteres Eintauchen in die Handlung.

Dieser Kaufman-Film tut gut, weil er sich viel mehr instinktiv verstehen lässt als seine arg vertrackten Vorgänger, ohne die gewohnten Stärken des Autors zu missen. Reichlich Komik und tiefe Traurigkeit stehen einander nie im Weg, sondern werden von authentischen Charakteren stimmig miteinander verbunden. Der fachkundige Co-Regisseur Duke Johnson („Morel Orel“) verhilft den Puppen zu beeindruckender Lebendigkeit. „Anomalisa“ ist eine vortrefflich beobachtete Studie innerer schwarzer Löcher und Sehnsüchte, wie sie alle von uns ereilen können.

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