Originaltitel: Bohemian Rhapsody
USA, GB | 2018 | 135 Min. | FSK: ab 6
Drama, Biopic
Regie: Bryan Singer, Dexter Fletcher
Drehbuch: Anthony McCarten
Besetzung: Rami Malek, Lucy Boynton, Gwilym Lee, Ben Hardy, Joe Mazzello, Aidan Gillen, Allen Leech u.a.
Kinostart: 31.10.18
DVD/Blu-Ray VÖ: 14.03.19
Links zum Film:
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Szenenbild © Twentieth Century Fox of Germany GmbH
Worum geht’s?
Die frühen 70er Jahre in England: Farrokh ‚Freddie‘ Bulsara steigt zum Missfallen seines konservativen Vaters als neuer Leadsänger in die Rockband Smile ein. Die vier Musiker benennen sich um in Queen, werden von einem einflussreichen Manager entdeckt und erleben einen kometenhaften Aufstieg. Freddies extravagantes Verhalten wird zum Markenzeichen, sorgt aber auch für Konflikte in einer der größten Rockbands aller Zeiten.
Wie ist der Film?
Es ist fast ironisch, dass der Film erzählt, wie die Band Queen durch das Ausbrechen aus bekannten Mustern und die Nichtachtung von Hit-Formeln zur Legende wurde. Denn der Film ist so erfolgreich, gerade weil er streng nach Hit-Formeln agiert: eine saubere Zweiteilung in Aufstieg und Fall, abgerundet durch ein versöhnlich-emotionales Ende. Ein Starportrait aus dem Bilderbuch. [Nicht einmal die Tatsache, dass Regisseur Bryan Singer („X-Men“) wegen unprofessionellen Verhaltens gefeuert und kurz vor Schluss ersetzt wurde, konnte dem Film etwas anhaben.] Die Realität ist freilich komplexer als gängige Erzählmethoden, weshalb der Film sich großzügige Freiheiten nahm.
Wie Freddie Mercury zur Band stieß, wann er die AIDS-Diagnose bekam, dass er Queen durch sein Soloprojekt zur temporären Auflösung brachte – all das und noch mehr wurde für den Film neu erfunden, um einen runderen Spannungsbogen zu gewährleisten. Ethisch fraglich, aber völlig im Rahmen der Kunstfreiheit, schließlich ist „Bohemian Rhapsody“ kein Dokumentarfilm. Die Queen-Gründungsmitglieder Brian May und Roger Taylor waren sogar in die Produktion involviert und winkten die inhaltlichen Anpassungen ab, denn ihnen war es offenbar wichtiger, dass ihr Werk und ihr ehemaliger Leadsänger einen ehrbaren Ruf behalten.
Sacha Baron Cohen („Borat“), der lange als Hauptdarsteller angedacht war, verließ das Projekt, weil er tiefer in Mercurys Abgründe blicken wollte als es der Band lieb war. Die Krankheitsgeschichte und die Exzesse des Sängers finden im Film nur angedeutet statt. „Bohemian Rhapsody“ hätte also düsterer und bissiger werden können als die letztendliche Version, dann aber wohl kaum genauso erfolgreich. Wie ein klassischer Radio-Hit ist die Filmbiografie konzipiert, um ein möglichst breites Publikum abzuholen. Legitim.
Hauptdarsteller Rami Malek („Mr. Robot”) sieht Mercury im Film nicht gerade verblüffend ähnlich, außer die Pilotenbrille verdeckt seine Augen, aber er lebt seine sorgfältig studierte Figur mit einem einnehmenden Gestus. Eine typische Oscar-Performance. Nicht zu vergessen sind die Darsteller der anderen Bandmitglieder, die ein sehr sympathisches Team bilden und ihre Vorbilder hervorragend treffen. Erwähnenswert bleibt schließlich die Besetzung von Mike Myers als ein Plattenboss, den es im wahren Leben so nie gab. Der von Myers gespielte Plattenboss verschmäht den Song ‚Bohemian Rhapsody‘ aus Angst, er werde floppen, obwohl Myers in der berühmten Anfangsszene von „Wayne’s World“ zu ebenjenem Song headbangt. Ein schöner Insider-Witz.
„Bohemian Rhapsody“ verläuft zu perfekt und klischeebehaftet, um sich wirklich authentisch anzufühlen, aber die Umdichtung diverser Fakten macht den Film letztlich sehr kurzweilig, unterhaltsam und rührend. Ein glattgebügeltes, aber dafür ungemein effektives Biopic mit einem starken Hauptdarsteller und natürlich vielen unvergesslichen Songs für die Extraportion Nostalgie.
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Und Rami Malek wurde dann ja auch verdienterweise mit dem Oscar bedacht. Ich fand ja eh, dass die komplette Band recht gut gecastet wurde und dadurch ziemlich authentisch rüberkommt.