Boyhood

DVD-Cover Boyhood

8/10

Originaltitel: Boyhood
USA | 2014 | 163 Min. | FSK: ab 6
Drama, Komödie, Coming-of-Age
Regie: Richard Linklater
Drehbuch: Richard Linklater
Besetzung: Ellar Coltrane, Patricia Arquette, Lorelei Linklater, Ethan Hawke u.a.
Kinostart: 05.06.14
DVD/Blu-Ray VÖ: 06.11.14

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Universal Pictures

Worum geht’s?

Der sechsjährige Mason lebt mit seiner älteren Schwester Samantha und seiner alleinerziehenden Mutter Olivia zusammen. Sein Vater, Mason Sr., ist am Wochenende für ihn da. Zwölf Jahre in Masons Leben verstreichen. Während seine geschiedenen Eltern im Laufe der Zeit mit großen Veränderungen umgehen, muss Mason damit zurechtkommen, seinen eigenen Weg gehen und entscheiden, welche Ratschläge er befolgt.

Wie ist der Film?

So etwas hat es im Kino noch nie gegeben. Dieser Satz fiel zuletzt wohl bei „Gravity“; Richard Linklaters „Boyhood“ hingegen begründet ihn auf eine ganz andere Weise. Über sage und schreibe elf Jahre hinweg, 2002 bis 2013, traf der Autorenfilmer immer wieder mit derselben Hauptbesetzung zusammen, um viele kleine Episoden schließlich zu einem Epos des Heranwachsens zu vereinen. Nimm das, Terrence Malick! So geht eine Ode an das Leben an sich – ganz, ganz nah beim Menschen.

Szenenbild BoyhoodEinerseits passiert in „Boyhood“ nichts Besonderes. Andererseits ist es eben schlichtweg das Leben, das passiert. In seiner (vordergründigen) Einfachheit gelingt es dem Film, tief zu bewegen. Beim Publikum werden viele, viele Erinnerungen wach werden, und das gehört ja zu den nobelsten Zielen, die so ein Projekt erreichen kann. „Boyhood“ ist kein Film, der durchgehend fesselt, doch das Gesamtpaket entfaltet die beeindruckende Wirkung. In aller Ruhe, aber doch ohne Längen und dramaturgisch in sich stimmig gleitet Linklater von Etappe zu Etappe. Dafür, dass er auf keine konkreten Höhepunkte aus ist, erzählt er mit verblüffender Selbstverständlichkeit von Veränderung und Selbstfindung. Kaum ein zweiter lässt es in seinen Filmen so unverkrampft, so wahrhaftig menscheln.

Nun gelang in einem Film, was Linklater so ähnlich schon mit seiner bezaubernden Liebesfilmtrilogie „Before Sunrise“ (1995), „Before Sunset“ (2004) und „Before Midnight“ (2013) schaffte. Auch Ethan Hawke ist wieder mit dabei und darf den coolsten Vater der Welt spielen. Patricia Arquette („True Romance“, „Lost Highway“) überzeugt als fürsorgliche Spielverderberin, die der lässige Papa als Gegenstück braucht. Ellar Coltrane und Richard Linklaters Tochter Lorelei harmonieren von Kindesbeinen an bis zum Teenageralter untereinander sowie mit ihren erwachsenen Gegenübern, obwohl sie von anderswo kaum Schauspielerfahrung mitbringen. Spannend, wie sich die Bindung zu den Charakteren stärkt, wenn für einen Zeitsprung im Film nicht der Schauspieler / die Schauspielerin ausgetauscht, sondern einfach gewartet wird.

Die philosophischen Teenage-Dialoge im letzten Drittel klingen dann doch etwas mehr nach Drehbuchgrazie als nach natürlicher Alltagspoesie. Davon abgesehen erweist sich Richard Linklater aber als Meister der Momentaufnahme. „Boyhood“ ist der ultimative Coming-of-Age-Film, sowohl witzig als auch zum Heulen schön, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Keine wirklich raffinierte Geschichte, und doch ein feinfühliger Geniestreich. Dieser außergewöhnliche, riskante Aufwand hat sich gelohnt.

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