Originaltitel: Call Me by Your Name
USA, IT, BR, FR | 2017 | 133 Min. | FSK: ab 12
Liebesfilm, Drama, Coming-of-Age
Regie: Luca Guadagnino
Drehbuch: Luca Guadagnino, James Ivory, Walter Fasano
Besetzung: Armie Hammer, Timothée Chalamet, Michael Stuhlbarg, Amira Casar u.a.
Kinostart: 01.03.18
DVD/Blu-Ray VÖ: 05.07.18
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH
Worum geht’s?
Norditalien, 1983. Der 17jährige Elio verbringt den Sommer auf dem idyllischen Landsitz seiner Eltern, beschäftigt mit Büchern, Musik und seiner Freundin Chiara. Für einige Wochen nimmt die Familie den 24jährigen Oliver bei sich auf. Erst findet Elio den Studenten arrogant, beginnt aber bald, Gefühle für ihn zu entwickeln, die er so noch nicht kannte.
Wie ist der Film?
Eine Romanze zwischen zwei Männern, obendrein mit deutlichem Altersunterschied verkauft sich im Mainstreamkino schlecht – umso wichtiger zu betonen, dass Regisseur Luca Guadagnino diese Romanze wunderbar selbstverständlich und nachfühlbar erzählt. Nach vergleichsweise klassischen Beziehungskisten in seinen Vorgängerwerken „I Am Love“ und „A Bigger Splash“ unterstreicht Guardagnino charmant, dass Liebe weder Geschlecht noch Alter kennt.
Die Romanverfilmung „Call Me by Your Name“ bietet auf narrativer Ebene wenig und neigt dazu, ins Plätschern zu geraten. Dafür fängt der Film hingebungsvoll die Urlaubsatmosphäre unter italienischer Sonne ein und sensibilisiert das Publikum für die Charaktere. Die erste Liebe, der erste Urlaubsflirt, oder beides zusammen – diese Gefühlswelt vermittelt „Call Me by Your Name“ filmisch schlicht und dafür authentisch. Entscheidend trägt dazu natürlich die Chemie zwischen den Hauptdarstellern bei.
Timothée Chalamet („Homeland“) ist ein wahrlich beeindruckender Nachwuchsstar. Nicht nur, dass er offensichtlich mehrere Sprachen und Instrumente beherrscht, sein Schauspiel wirkt auch unheimlich echt; er scheint sich vor der Kamera vollkommen zu öffnen. Beste Voraussetzungen für Armie Hammer („Nocturnal Animals“), um glaubhaft das Verlangen nach einem unerfahrenen Teenager zu verkörpern. Die beiden funktionieren verblüffend gut als Leinwandpaar, auch wenn Hammer eindeutig noch älter ist als seine 24jährige Rolle.
LGBT-Kino hat die Erwartungshaltung etabliert, dass beim Zeigen gleichgeschlechtlicher Beziehungen auch die intolerante, zermürbende Umwelt gezeigt werden muss („Milk“, „Blau ist eine warme Farbe“, „Moonlight“, …) – schließlich will man auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen. „Call Me by Your Name“ ist erfrischend, weil Guadagnino mit dieser Erwartungshaltung bricht und eine positive Grundstimmung wahrt, trotz trauriger Passagen. Nicht, um Konflikte zu beschönigen, sondern um sich auf die Essenz junger Liebe zu konzentrieren. Kein Zeigefinger, keine Dramatisierung, dafür eine sinnliche Erkundungsreise.
„Call Me by Your Name“ ist eine ungewöhnliche, alles andere als straff inszenierte, doch dafür wunderbar natürlich gespielte und zart rührende Liebesgeschichte, die den Zauber eines idyllischen Sommerurlaubs atmet. Ferien haben und Verliebtsein kann sich anfühlen, wie in einer eigenen Welt fernab des Alltags zu leben, was Guadagnino durch das nostalgische 80er-Jahre-Setting noch verstärkt. Letzten Endes ist „Call Me by Your Name“ auch eine Hommage an die Schönen Künste, das ‚dolce vita‘ im einstigen Italien und liberale Familien. Beinahe pathetisch-liberal, aber schön.
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