Originaltitel: Hanyo
KR | 2010 | 107 Min. | FSK: ab 16
Drama, Thriller, Erotik, Remake
Regie: Im Sang-soo
Drehbuch: Im Sang-soo
Besetzung: Jeon Do-yeon, Lee Jung-jae, Seo Woo u.a.
Kinostart: 21.04.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 09.09.11
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Alamode Film
Worum geht’s?
Eun-yi erhält bei der dreiköpfigen Familie Goh eine Stelle als zweites Hausmädchen und betritt damit die Welt der Superreichen. Vorrangig soll sie sich um die kleine Tochter Nami kümmern, und später auch um die Zwillinge, deren Geburt kurz bevor steht. Der Hausherr beginnt, seine Frau zu betrügen, indem er heimlich eine Affäre mit Eun-yi beginnt. Als das ältere Hausmädchen davon Wind bekommt, wird es gefährlich.
Wie ist der Film?
„Das Hausmädchen“ gilt aufgrund seines großen Einflusses auf Filmemacher als essentieller Bestandteil der koreanischen Kultur. Allerdings ist dabei vom 1960 erschienenen Original von Kim Ki-young die Rede, welches nach der Restaurierung und Wiederaufführung im Jahre 2007 auch in der westlichen Welt zum gefeierten Klassiker wurde. In seiner freien Neuverfilmung verlagert Regisseur und Autor Im Sang-soo die Geschichte um eine verhängnisvolle Affäre in den goldenen Käfig der oberen Zehntausend und macht den Hausherrn zum Täter statt zum Opfer. Doch es stellt sich heraus, dass solche Neuerungen nicht gleich Weiterentwicklungen sind und der Film letztlich unter seiner geschliffenen Optik zusammenbricht.
Sang-soos „Das Hausmädchen“ hat scheinbar den Anspruch, eine von Suspense durchzogene Sozialstudie zwischen Claude Chabrol und Alfred Hitchcock zu sein, ist dafür aber mit seiner Handlung und Figurenzeichnung viel zu plakativ und versucht deshalb zusätzlich – mäßig erfolgreich – wenigstens noch als Erotikthriller durchzugehen. Das Remake deutet die Rollenverteilung des Originals, wo das Hausmädchen als diabolische Femme fatale auftritt, um und wird damit zu einem ermüdenden Männlichkeitsmachtspielchen, wo die Frau entweder hörige Dienerin oder rachsüchtige Zicke ist. Weder verleiht dieser Kniff der Geschichte mehr Aktualität, noch wirkt es der Abgedroschenheit der Figurenkonstellation entgegen, im Gegenteil.
Immerhin konnte eine attraktive Besetzung gewonnen werden, darunter die in Cannes zur besten Schauspielerin gekürte Jeon Do-yeon als junges Hausmädchen oder auch Yoon Yeo-jeong, die bereits im Originalfilm von 1960 mitspielte und die wohl interessanteste weil quasi einzige ambivalente Figur in der Geschichte (das alte Hausmädchen) darstellt. Doch das wahre Glanzstück des Films ist seine hochästhetische Kameraarbeit, welche vor allem die Kühle der prunkvollen Villa glänzend unterstreicht. Allerdings wird der Sinn des gelegentlichen, auffälligen Wechsels von weichen Fahrten zu wackeligen Handkameras nicht klar ersichtlich.
Ein von der Haupthandlung deutlich losgelöster Prolog sowie ein entsprechender, surreal anmutender Epilog sollen den Film einrahmen und sein Thema – die Unterschiede der sozialen Schichten – unterstreichen, stiften aber mehr Verwirrung als alles andere. Zusammenfassend lässt sich sagen: Die äußere Form von „Das Hausmädchen“ wird dem Inhalt nicht gerecht. Die schönen Bilder vermögen zu blenden, machen aber eben noch keinen spannenden, originellen Thriller. „Das Hausmädchen“ kommt im eleganten, manchmal sexy Gewand daher und bleibt bis zum kranken Schluss im Grunde ohne Höhepunkte. Eben genauso langweilig wie das Leben der Millionärsgattin, die zu reich ist um eine Aufgabe zu haben.
Hi Philipp, danke für Deine Twitter-Nachricht und für die Kritik oben. War froh, mit meiner Einschätzung zu dem Film nicht mehr ganz so allein zu sein: http://offkino-berlin.de/?p=566 …