Originaltitel: The Departed
USA, HK | 2006 | 152 Min. | FSK: ab 16
Thriller, Krimi
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: William Monahan
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Matt Damon, Jack Nicholson, Mark Wahlberg, Martin Sheen, Ray Winstone, Vera Farmiga u.a.
Kinostart: 07.12.06
DVD/Blu-Ray VÖ: 05.10.07/22.06.07
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter
Worum geht’s?
Boston, Massachusetts: Dem stadtbekannten Mafiaboss Frank Costello gelingt es, einen Maulwurf in die Staatspolizei einzuschleusen, um stets informiert zu sein. Cpt. Queenan von der Polizei wählt dafür einen Mann aus den eigenen Reihen, der Costellos Vertrauen gewinnt und verdeckt ermittelt.
Wie ist der Film?
Mit „Departed – Unter Feinden“ weiß Martin Scorsese noch einmal fett zu unterstreichen, dass der Gangsterfilm seine Paradedisziplin ist. Nach den Italo-Mobster-Tragödien „GoodFellas“ und „Casino“ widmet sich „Departed“ der irischen Mafia, vor allem aber auch der Polizei und den verwischten Grenzen zwischen Gut und Böse. Die Geschichte basiert auf dem chinesischen Kinoerfolg „Infernal Affairs“ (2002) und übertrifft die Vorlage locker. Für die Verlagerung der Originalhandlung in die USA fand Drehbuchautor William Monahan einen eigenen Ton, übernahm eigentlich nur die zentralsten Ideen und kreierte ein ganz eigenes Epos über Misstrauen, Bezugspersonen und Identitätskrisen.
Die größte Stärke der Neuverfilmung gegenüber „Infernal Affairs“ ist die Figur der Psychologin: Hier, gespielt von der wunderbaren Vera Farmiga, bleibt sie keine Randerscheinung, sondern stellt ein entscheidendes Bindeglied zwischen den Protagonisten dar. Die Schwachstelle von „Departed“ hingegen ist der neu hinzugedichtete Staff Sgt. Dignam, überspitzt verkörpert von Mark Wahlberg. Wahlbergs Charakter ist durchaus unterhaltsam, wirkt aber zu sehr wie ein bloßes Werkzeug, das in bestimmten Momenten hinhalten muss, und beeinträchtigt die Performance von Martin Sheen als Captain. Ausgerechnet Wahlberg bekam für seine Rolle den Nebendarsteller-Oscar, wohl gerade weil er so eigenartig aus dem perfekt abgestimmten Figurennetz heraussticht.
Apropos fragwürdige Oscars: Scorseses Stamm-Cutterin Thelma Schoonmaker erhielt für „Departed“ ihren dritten Goldjungen, obwohl ihr Schnitt mal wieder zahlreiche Anschlussfehler aufweist – doch am wichtigsten sind eben die Emotionen. Generell ist und bleibt „Departed“ ein Charakter-Film. Krachende Action bleibt weitestgehend aus, und man vermisst sie auch nicht. Denn Martin Scorsese darf sich auf eine überragende Starbesetzung stützen, allen voran Leonardo DiCaprio, Matt Damon und Jack Nicholson. Es ist schlichtweg ein Genuss, dem Ensemble zuzusehen. Für die Regie gewann Scorsese dann auch endlich seinen Oscar – quasi stellvertretend für sein Lebenswerk –, und dieser sei ihm bedingungslos gegönnt.
Während die chinesische Vorlage zum Kitsch neigt, versteht es die US-Adaption, gerade durch ihre schroffe Art zu packen, veredelt mit einer Prise bösen Humors. „Departed – Unter Feinden“ ist nicht nur ein Musterbeispiel für ein gelungenes Remake, sondern auch einer der interessantesten Gangsterfilme seines Jahrzehnts, grandios besetzt und über zweieinhalb Stunden beachtlich flüssig erzählt.
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