Originaltitel: The Man Who Shot Liberty Valance
USA | 1962 | 118 Min. | FSK: ab 12
Western, Drama
Regie: John Ford
Drehbuch: James Warner Bellah, Willis Goldbeck
Besetzung: James Steward, John Wayne, Vera Miles u.a.
Kinostart: 21.09.63
DVD/Blu-Ray VÖ: 03.03.03/14.06.12
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IMDb | Wikipedia
Bilder © Paramount
Worum geht’s?
Noch bevor der reisende Rechtsanwalt Ransom Stoddard in der nächsten Stadt ankommt, wird er vom bekannten Schurken Liberty Valance und seinen Handlangern ausgeraubt und verprügelt. Die Stadtbewohner leben in Angst und wissen sich nicht zu helfen. Stoddard beruft sich auf das Gesetz und will die Menschen darin unterrichten. Der raue Cowboy Tom Doniphon, einer der letzten mutigen Männer der Stadt, lehrt Stoddard, dass er mit seiner Intelligenz allein nicht weit kommt.
Wie ist der Film?
Lange bevor der Begriff ‚Spätwestern‘ überhaupt etabliert war, hat John Ford („Der schwarze Falke“) einen der ersten berühmten Vertreter gedreht, wieder in Schwarzweiß, ohne konkrete Ortsangabe, schlicht und weitestgehend in Studiokulissen, was sehr untypisch für Ford war, dem Film aber nur zugutekommt, weil die überraschend düstere Grundstimmung zur Geschichte passt und die Charaktere gänzlich im Vordergrund stehen können.
Schwelgerei weicht Melancholie – auch daran erkennt man den Spätwestern. Ford blickt durch seine sich erinnernden, gealterten Figuren wehmütig zurück auf vergangene Zeiten und erklärt zugleich die Notwendigkeit des Neuen. Das bekannte Genremotiv des Fremden, der in die Stadt kommt und sie verändert, ist hier das Sinnbild für die Zivilisation, die endgültig Einzug in den wilden Westen hält. Was von damals, vor dem Bau der Eisenbahnschienen, übrig blieb, sind Legenden, die „Der Mann, der Liberty Valance erschoß“ kritisch hinterfragt. Erfrischend, gerade für Ford.
„Der Mann, der Lieberty Valance erschoß“ ist witzig wie auch bewegend. Für beides zeichnet natürlich maßgeblich das gute Ensemble verantwortlich. In Form von James Steward („Das Fenster zum Hof“) und John Wayne („Rio Bravo“) treffen zwei Megastars aufeinander, die so gar nicht zusammenpassen, gerade deshalb aber auf spannende Weise harmonieren. Steward brilliert wie gewohnt mit seinem unvergleichlichen Charme, während Wayne als raubeiniger Held und tragischer Verlierer auf seine alten Tage eine seiner stärksten Leistungen hinlegt. Die hübsche Vera Miles („Psycho“) ebnet die ungleichen Darbietungen, zwischen denen sie steht.
Keiner der beiden Hauptdarsteller spielt den Sherriff, obwohl es so naheliegend scheint. Jene Aufgabe übernimmt stattdessen die Unfähigkeit in Person. So findet sich auch ein etwas zu überzeichnetes Exemplar unter den vielschichtigen Figuren. Die Handlung vom Kampf um Bildung, von Liebesschmerz und von Zeiten des Umbruchs vergeht recht kurzweilig, mit einer etwas zähen letzten Viertelstunde. Vielleicht auch mit etwas viel moralischem Zeigefinger, oder aber es liegt nur an Stewards Zeigefinger, den er immer wieder so ausstreckt, wie man es von ihm kennt und liebt. „Der Mann, der Liberty Valance erschoß“ ist ein intensiver Western, der angenehm nachdenklich zeigt, welch hohe, schmutzige Preise für den Fortschritt dann und wann bezahlt werden müssen.
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