Originaltitel: High Noon
USA | 1952 | 85 Min. | FSK: ab 12
Western
Regie: Fred Zinnemann
Drehbuch: Carl Foreman
Besetzung: Gary Cooper, Grace Kelly, Thomas Mitchell u.a.
Kinostart: 09.01.53
DVD/Blu-Ray VÖ: 01.11.99
Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © STUDIOCANAL
Worum geht’s?
Gerade hat Sheriff Kane geheiratet und beschlossen, seinen Job an den Nagel zu hängen, da erreicht ihn eine alarmierende Nachricht: Der berüchtigte Mörder Frank Miller, der einst von Kane ausgeliefert wurde, wird mit dem Mittagszug in die Stadt zurückkehren, um gemeinsam mit seinen Komplizen Rache zu nehmen. Kane will sich der Gefahr stellen, statt sein Leben lang davonlaufen zu müssen, doch seine potentiellen Mitstreiter machen einen Rückzieher…
Wie ist der Film?
Western bedeuten Freiheit und Heldenhaftigkeit; es ist ein Genre zum Genießen. Richtig interessant wird es aber meist erst, wenn Regisseure die recht klar abgesteckten Genregrenzen hinterfragen und verdrehen. Hierfür ist „Zwölf Uhr mittags“ eines der ersten und wichtigsten Beispiele, aber auch darüber hinaus eine Plattform für frische Ideen und ein wunderbares Lehrbuchbeispiel für die Technik filmischer Form.
Die Handlung ist so simpel wie effektiv, von virtuoser Montage in Echtzeit erzählt – was insbesondere damals eine sehr clevere Idee war und geschickt für Spannung sorgt. Fast mechanisch reiht Regisseur Fred Zinnemann präzise Einstellungen aneinander – selten sah man besser, wofür das gute alte 4:3-Format (hier genaugenommen 1,37:1) gut war. Die Kadrierung rahmt die Personen formvollendet ein. Es ist eben kein Western der satten Panoramen, sondern ein Western der Dialoge, also der Menschen. Bis zum Abwinken begleitet das eigens für den Film geschriebene Lied „Do Not Forsake Me, O My Darlin‘“ die Bilder in praktisch allen erdenklichen Variationen. Der Film stellt klare Markenzeichen aus, von denen er manchmal schon ein bisschen zu überzeugt sein mag.
Trotz niedlicher Grace Kelly in ihrer ersten großen Kinorolle sticht nur eine Schauspielleistung wirklich heraus: Gary Cooper als müder, alter, verlorener Sheriff. Dass er beim Dreh so manche gesundheitliche Probleme gehabt haben soll, hätte seiner Rolle dienlicher nicht sein können. Realistisch bis zynisch lässt die mutig gezeichnete Hauptfigur einen alternativen Blick auf Werte wie Ehre und Loyalität zu. Gekonnt lässt Zinnemann das Böse fast nur in den Köpfen existieren und stellt die Frage: Was, wenn es wirklich ernst wird und Cowboys sich nicht blind ins Abenteuer stürzen?
Somit ist „Zwölf Uhr mittags“ ein Western mit so ziemlich allem, was dazu gehört, nur ‚herangezoomt‘ auf die Charaktere und verfeinert mit einer gewissen Bitterkeit, die das Genre aufweckt, recht kurzweilig, beinahe zu verspielt, doch in erster Linie brillant gefilmt.
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