Originaltitel: Django
IT, ES | 1966 | ca. 90 Min. | FSK: ab 18
Western, Exploitation
Regie: Sergio Corbucci
Drehbuch: José Gutiérrez Maesso, Piero Vivarelli
Besetzung: Franco Nero, José Bódalo, Loredana Nusciak u.a.
Kinostart: 02.11.66
DVD/Blu-Ray VÖ: 01.08.06
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Szenenbild © STUDIOCANAL
Worum geht’s?
In der Einöde rettet ein einsamer Cowboy namens Django, der einen Sarg hinter sich herzieht, die Halbmexikanerin Maria vor dem Foltertod durch Banditen, die zum gefürchteten Major Jackson gehören. Anschließend kehrt Django mit Maria in eine fast ausgestorbene Stadt, nahe der mexikanischen Grenze ein. Dort will er sich bei Major Jackson für den Tod seiner Frau rächen.
Wie ist der Film?
Während Regisseur Sergio Leone mit der von Clint Eastwood angeführten Dollar-Trilogie („Für eine Handvoll Dollar“, „Für ein paar Dollar mehr“, „Zwei glorreiche Halunken“) den Italo-Western etablierte, startete Kollege Sergio Corbucci denselben grimmigen Gegenentwurf zum US-Western in einer billigeren, noch extremeren und so auch spaßigeren Variante. Corbuccis erster großer Hit „Django“ stößt den Wilden Westen – das frühere gelobte Land – eiskalt in sein Grab und schaufelt es zu. Doch gleichzeitig lassen neue Ansätze das Genre als reißerisches Erwachsenenkino noch einmal aufblühen.
Hat man sich erst einmal an die anfangs unsicher wirkende Kameraführung mit allerlei Zoom-Spielerei gewöhnt, lernt man den B-Movie-Charme Corbuccis zu schätzen. Bevor es zäh wird, versteht er es, immer wieder das Tempo anzuziehen und geht bei den Actionszenen wirklich erstaunlich konsequent vor. Frauen-Schlammkämpfe, Massenschießereien, Folter – „Django“ setzte neue Maßstäbe, welche die Filmwelt durchrüttelten und großen Einfluss auf andere Filmmacher ausübten. So existieren bis heute auch unzählige Fortsetzungen mit ‚Django’ im Titel, die gar keine Fortsetzungen sind.
Der Western ist im Kern ein so simples Genre – „Django“ steht dazu, kaltschnäuzig und reduziert, lässt sich aber dennoch nicht die bissige Gesellschaftskritik am rassistischen Amerika nehmen, wie sie aus den verschiedenen, sich alle gegenseitig hassenden Gruppierungen in der Geschichte spricht. Hauptdarsteller Franco Nero sieht aus wie Terrence Hill und tritt auf wie Clint Eastwood – ein herrlich überzeichneter Protagonist, der in seiner Verbitterung und Verwundbarkeit eine Entwicklung vorwegnimmt, für die ein James Bond mehrere Jahrzehnte gebraucht hat. Gut und Böse, Verlierer und Gewinner verschwimmen ineinander.
„Django“ versprüht mit simplem Mitteln postapokalyptisches Flair. Der versinnbildlichte Tod ist ständiger Begleiter, und damit auch ein raffiniertes Markenzeichen – wunderbar, die Idee mit dem Sarg im Schlepptau und die Friedhofschießerei. Der sich durch den ganzen Film ziehende Pessimismus spitzt sich derart zu, dass dabei Trash im positivsten Sinne herauskommt, Westernploitation at its best. Diese prägende, dreckige Westernabrechnung mit dem coolen Titellied macht einfach Laune, aber bitte nur in der ungekürzten Fassung.
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Der Western im Kern ein simples Genre? Ich denke nicht. Im Name Western!!! allein steckt doch schon der Themenbereich, der verhandelt wird.
Ansonsten ist Django natürlich grandios.
Danke für die Kritik und die Erinnerung an einen Western- Klassiker!
Vielleicht kommt ja noch der eine oder andere Corbucci dazu.
Gut, es steckt natürlich viel Historisches drin, allerdings sind es eben immer wieder die gleichen, simplen Bausteine und Abläufe, aus denen sich Westernfilme zusammensetzen, noch extremer als in den meisten anderen Genres, und das ist wohl auch das Schöne dran.
Weitere Corbuccis folgen, vielleicht sogar schneller als du denkst. 😉
Ich bin ja schon gespannt auf deine Django Unchained Kritik.