Dogtooth

DVD-Cover Dogtooth

7/10

Originaltitel: Kynodontas
GR | 2009 | 93 Min. | FSK: ab 16
Drama
Regie: Giorgos Lanthimos
Drehbuch: Giorgos Lanthimos, Efthymis Filippou
Besetzung: Christos Stergioglou, Michelle Valley, Aggeliki Papoulia, Mary Tsoni, Christos Passalis u.a.
Kinostart:
DVD/Blu-Ray VÖ: 15.04.11

Links zum Film:
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Bilder © Splendid Film

Worum geht’s?

Ein Ehepaar wohnt mit zwei Töchtern und einem Sohn, alle drei bereits erwachsen, in einem geräumigen Haus mit großem Garten und Swimmingpool. Der Garten ist von einem hohen Zaun umgeben. Der Vater hat seine Kinder von Geburt an konsequent von der Außenwelt isoliert und erzählt ihnen, dass sie bereit sind, nach „draußen“ zu gehen, sobald sie einen Eckzahn („Dogtooth“) verlieren. Das völlig verzerrte Weltbild der Geschwister, welches einzig auf den Lügen der Eltern basiert, sorgt schließlich für mehr und mehr Komplikationen.

Wie ist der Film?

Still und starr ruht „Dogtooth“, fast keine Musik, fast keine Kamerabewegung. Regisseur Giorgos Lanthimos lässt in seinem Film eine zum Befremdlichen übersteigerte Ruhe regieren und schafft damit einen eigenen Stil. Theoretisch ein auf die Dauer langweiliger Stil, doch die Form harmoniert hervorragend mit dem Inhalt – ein steril durchgeplantes, geregeltes Leben mit einer erzwungenen Harmonie, die so offensichtlich falsch und pervers ist, dass Außenstehenden bei diesem Anblick regelrecht unbehaglich wird. Durch die surreale Atmosphäre bleibt der bewusst monotone „Dogtooth“ interessant.

Szenenbild DogtoothDie kindliche Naivität im längst postpubertären Körper, die absolute Blauäugigkeit wird von den drei jungen Protagonisten erstaunlich glaubhaft verkörpert. Auch der unheimlich-stoische Vater und die müde, sich nur noch fügende Mutter sind interessante Figuren. Lanthimos spielt mit Begriffen wie Fürsorge, Moral, Erotik und Humor und formt sie auf bizarre, unkommentierte aber selbsthinterfragende Weise um. Angesichts der kühlen, zuweilen in die breite gezogenen Inszenierung kommt da fast ein griechisches Pendant zu Michael Haneke („Funny Games“, „Das weiße Band“) zum Vorschein.

„Dogtooth“ gewann unter anderem beim Filmfestival von Cannes den Spezialpreis „Un Certain Regard“, der für eher untypische Werke von weniger bekannten Filmemachern reserviert ist, und wurde 2011 ebenfalls ins Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film geschickt. Beides macht Sinn, denn es ist ein außergewöhnlicher Film, der auf eigenartige Weise unterhält und zum Nachdenken anregt.

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8 Kommentare

  1. Also tut mir leid, aber entweder bin ich verrückt weil ich sowas nicht verstehe, oder aber das ist einfach Müll der völlig überbewertet wird. Meiner Meinung nach hat der Regisseur psychische Probleme und visualisiert hier seine eigenen inzestuösen, pedofilen Phantasien und unsere heutigen “Experten” beklatschen sowas auch noch. Der Film ist allen Ernstes ab 16 eingestuft, obwohl er eine eindeutige, pornographische Szene enthält in der Oralverkehr mit einem erregierten voll sichtbaren Penis vollzogen wird. Wie das ernsthaft ne fsk 16 Einstufung bekommen hat ist mir schleierhaft. Wenn DAS Kunst ist, bin ich gerne ein Kunstbanause. Absoluter Schrott.

    • Man ist ja nicht gleich verrückt, nur weil man einen Film nicht versteht. 🙂
      An diese pornografische Szene kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern, aber das ist sicherlich eine Frage des Kontexts, wie die FSK sowas bewertet. Klar, öfter sind die Entscheidungen der FSK schwer nachzuvollziehen.

      Es kann helfen, auch andere Filme des Regisseurs/Autors zu kennen, um ihn besser einschätzen zu können, gerade „The Lobster“ (habe ich auch hier besprochen). Ich denke nicht, dass Lanthimos inzestuöse, pädophiele Fantasien hat, sondern dass er Kontrolle und Zwänge in unserer Gesellschaft kritisiert. Er hat den Film ja auch bewusst unbequem gemacht, damit er fordert.

      • Ich verstehe was du meinst, und es gibt sicherlich mehr als nur Star Wars und Harry Potter. Mir ist bewusst daß es auch eine Form von Filmtechnischer Kunst gibt, die sich nicht sofort jedem erschließt.

        Es gibt aber auch Grenzen für alles. Man kann ne leere Coladose in einen weißen Raum stellen und sagen das wäre Kunst. Und es wird immer Leute geben die darin etwas sehen “möchten”, aus verschiedenen Gründen. Ich finde es gibt aber auch immer einen Punkt wo man sagen kann, sorry… aber das ist einfach Blödsinn. Künstlerische Freiheit hin oder her, nicht jeder bunt bemalte Stein ist sofort Kunst, nur weil irgendjemand da was rein interpretieren möchte.

        Unbequem sein und den Betrachter “fordern” ist sicherlich auch ein Stilmittel dessen tiefere Absicht mir einleuchtet, aber nochmal… alles hat Grenzen. Mag auch sein, daß die deutsche Synchro dem “Film” nicht gut getan hat, aber was ich da gesehen habe entzieht sich jeder Beschreibung. Auch bei Filmen die bewusst Perversion, Gewalt oder Ekel nutzen, sollte man sich teilweise fragen ob das wirklich eine künstlerische Aussage hat oder ob derjenige der das fabriziert hat einfach nur darauf setzt, je absurder desto besser – und ähnlich wie “Des Kaisers neue Kleider”, die Scham und Unsicherheit der Menschen ausnutzt. Daß man nämlich nicht als dumm oder kulturell ungebildet dastehen möchte, nur weil man das gerade nicht richtig einordnen kann was man da sieht und die “Geniealität” darin nicht zu erkennen vermag. Dann lieber mit dem Strom schwimmen und brav klatschen, auch wenn man das eigentlich absolut lächerlich findet was man da sieht.

        Und das ist heutzutage glaube ich leider oft der Fall, daß gewisse “Werke” völlig überbewertet oder in den Himmel gehoben werden, obwohl sie das eigentlich gar nicht hergeben.

        Und da muss ich ehrlich sagen, dieser “Film” ist für mich sowas. Da darf sich jeder gerne selbst ein Bild von machen, sich den mal anzusehen, am besten auf Deutsch, so wie ich auch, und dann mal sagen ob er (oder sie) darin tatsächlich irgendwas künstlerisches drin sieht.

        Trotzdem respektiere ich selbstverständlich, wenn jemand das anders sieht.

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