Originaltitel: Easy A
USA | 2010 | 92 Min. | FSK: ab 12
Komödie
Regie: Will Gluck
Drehbuch: Bert V. Royal, Adam McKay
Besetzung: Emma Stone, Alyson Michalka, Penn Badgley, Amanda Bynes, Stanley Tucci, Lisa Kudrow u.a.
Kinostart: 11.11.10
DVD/Blu-Ray VÖ: 19.05.11
Links zum Film:
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Bilder © Sony Pictures
Worum geht’s?
Schülerin Olive behauptet, ein Date zu haben, um einem Campingausflug mit ihrer besten Freundin Rhiannon und deren schrägen Eltern zu entgehen. In Wahrheit ist Olive das ganze Wochenende über alleine, doch später löchert Rhiannon sie so sehr, dass sie nachgibt und behauptet, heißen Sex gehabt zu haben. Das hört Jesus-Freak Marianne zufällig mit und in Windeseile hat die ehemals unscheinbare Olive den Ruf der Schulschlampe. Als Olive daraufhin auch noch von einem verzweifelten Mitschüler darum gebeten wird, ihm durch eine Sex-Lüge zu helfen, eskaliert die Situation.
Wie ist der Film?
Dass Lügen nur eine scheinbare, vorübergehende Problemlösung sind, in Wirklichkeit aber alles nur verschlimmern, weil man am Ende doch alles aufklären muss, sollte eine so clevere Hauptfigur wie Olive eigentlich längst wissen. Hat man das als Teenager aus Erfahrungen nicht schon gelernt, dann wenigstens aus so ziemlich jeder Folge „King of Queens“, um mal nur ein Beispiel zu nennen.
Stattdessen stellt „Einfach zu haben“ die Lüge zunächst als selbstlose Hilfeleistung dar und wirft damit ein fragwürdiges, etwas respektloses Bild auf die Minderheiten wie den Schwulen, der gehänselt wird, oder den Dicken, den keine will, weil es so aussieht, als wäre ihnen damit tatsächlich geholfen, als wäre nur die Protagonistin die Leidtragende. Damit reitet der Film sich tiefer rein, als er sich im halbwegs moralischen, klischeehaften Schlussakt wieder heraus schaufeln kann.
Emma Stone („Zombieland“) trägt den Film bravurös und legt eine immense Ausstrahlung an den Tag. Spätestens jetzt ist sie ein Star. Bei den Nebenrollen darf man sich über einige bekannte Gesichter freuen. Das ändert jedoch wenig daran, dass nahezu jede Figur mit mehreren Textzeilen gnadenlos überzeichnet ist; eigentlich alle bis auf Olives schwarzen Adoptivbruder – der ist einfach nur zwecklos. Und diese Überzeichnung geht weniger in Richtung freches Augenzwinkern denn in Richtung der ärgerlichen Karikatur, wo für Glaubwürdigkeit mehr Subtilität nötig gewesen wäre, was keineswegs auf Kosten des Humors geschehen muss, auch wenn das oft geglaubt wird.
Das souverän aufspielende Ensemble macht offensichtlich blind dafür, dass der Film in Wahrheit gar nicht so originell ist, wie er scheint. „Einfach zu haben“ löst sich zuweilen von der Oberflächlichkeit sonstiger High School-Streifen, kann permanent von Sex handeln, ohne ihn zu praktizieren, zeigt viel Wahres über die Macht von Lügen und Gerüchten und lässt dabei Schmunzeln. Aber wenn man ehrlich ist, ist die Nummer mit der sich in Sekundenschnelle via SMS verbreitenden Neuigkeit genauso unrealistisch wie ausgelutscht. Und übrigens tauchte eine keck in ihre Webcam sprechende Protagonistin kürzlich erst in der billigen DVD-Produktion „American High School“ auf, welche allerdings noch sehr viel schwächer ist.
Das Drehbuch voller witziger, schlagfertiger Sprüche wäre gern ein Werk von Diablo Cody („Juno“, „Jennifer’s Body“), ist es aber nun mal nicht. Da diesen Unterschied, welcher die Authentizität ausmacht, offenbar niemand zu bemerken scheint, ist „Einfach zu haben“ trotzdem ein voller Erfolg bei Kritik und Publikum. Mit den reichlich plumpen John Hughes-Referenzen („The Breakfast Club“, „Ferris Macht Blau“ etc.) gelingt es dem Film ebenfalls gekonnt, sich bei seiner Zuschauerschaft einzuschleimen.
Was man „Einfach zu haben“ vor allem lassen muss, ist die gewitzte Idee, das Grundgerüst des Literaturklassikers „Der scharlachrote Buchstabe“ ironisch auf das zeitgenössische Teeniefilm-Genre zu übertragen. Die charismatischen Schauspielerinnen und Schauspieler schaukeln den Rest. Dass der Film aufgrund seiner Intelligenz die High School-Komödie revolutioniert, ist jedoch kaum mehr als ein sehr hartnäckiges Gerücht.
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