Erbarmungslos

Filmposter Erbarmungslos

6.5/10

Originaltitel: Unforgiven
USA | 1992 | 125 Min. | FSK: ab 16
Western, Drama
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: David Webb Peoples
Besetzung: Clint Eastwood, Morgan Freeman u.a.
Kinostart: 24.09.92
DVD/Blu-Ray VÖ: 25.09.98/20.07.07

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Der einstige Revolverheld William „Bill“ Munny hat seinem früheren Leben abgeschworene und lebt zurückgezogen. Doch wegen Geldsorgen zieht er schließlich mit seinem alten Partner Ned Logan und dem kurzsichtigen Nachwuchscowboy Schofield Kid los, um das auf zwei Verbrecher ausgesetzte Kopfgeld zu kassieren.

Wie ist der Film?

Clint Eastwood entzaubert die ehemals so coolen Cowboy-Schießereien mit einem bedrückenden Western der zugleich Anti-Western ist. Bittere Tragik und moralische Konflikte lassen den gewissenlosen Revolverhelden, den Eastwood selbst in seinen legendärsten Rollen verkörperte, verblassen. Mit „Unforgiven“ kommt der Western in der Realität an, und Eastwood inszeniert dies nicht als Kritik, sondern als Verbeugung. Gewidmet ist der Film Italo-Western-Legende Sergio Leone und Don Siegel (Regisseur von „Dirty Harry“), die Eastwood zu seiner steilen Karriere verhalfen.

Nicht nur als Regisseur, sondern auch als Hauptdarsteller überzeugt Eastwood. Er spielt glaubhaft den Ex-Killer, dessen Glanzzeit längst vorüber ist. Morgan Freeman gibt mit einer soliden Leistung einen passenden Partner ab. Jaimz Woolvett gefällt als Möchtegern-Billy-The-Kid mit bröckelnder Fassade ebenso wie Gene Hackman als rechtschaffener Sheriff, der sich als Sadist entpuppt.

Was den Film auszeichnet, ist auch seine ungewohnt kalte Stimmung, die unter Umständen zäh wirken kann.
In seinem Genre ist „Erbarmungslos“ (Oscar für den besten Film 1992) ein nicht unwichtiges Ausnahmewerk. Diese interessante Reflexion über den guten alten Western lohnt sich, auch wenn Eastwoods ruhige Inszenierung der an sich sehr simplen Grundgeschichte viele langatmige Minuten enthält.

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1 Kommentar

  1. Immer ein fahles Pferd wird von der Hauptfigur geritten, zumindest in Clints Trilogie High Plains Drifter (Ein Fremder ohne Namen, 1973), Pale Rider (der namenlose Reiter, 1985) und Unforgiven (Erbarmungslos, 1992), sinnbildlich insofern stets der vierte der apokalyptischen Reiter, dessen ursprünglich gekaufter/bezahlter Rachefeldzug hier für die misshandelte Prostituierte jedoch nach Neds Ermordung allerdings in einen persönlichen umschlägt und dazu nicht nur symbolisch als Startschuss die mittlerweile völlig entleerte Whiskeyflasche bei seinem nächtlichen Einzug im strömenden Regen in den inzwischen gänzlich aufgeweichten Matschboden von Big Whiskey fällt …
    Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh „Unforgiven“ 1993 das Prädikat „wertvoll“, Auszug aus der Jury-Begründung: „Clint Eastwood, der glorreiche Held vieler US- und Italo-Western legt hier ein beachtliches Alterswerk vor, bei dem er neben der Hauptrolle auch für Regie und Produktion verantwortlich zeichnet. Kein Film, der als Reminiszenz auf die große Tradition des amerikanischen Western bis in die 70er Jahre zu verstehen ist. Im Gegenteil: ohne Pathos und ohne falsche Töne decouvriert er mit dem Strickmuster des klassischen Western dessen Verlogenheit, Scheinmoral und glorifiziertes Heldentum. Eastwood schlüpft in die Rolle eine ehemaligen Revolvermannes, der sich von seiner Vergangenheit losgesagt hat, um nun ein einfaches Leben als Farmer und Schweinezüchter zu führen. Zur Waffe will er nur noch einmal greifen, um Geld für seine Kinder zu verdienen und um die Missetat der Verstümmelung einer Frau zu bestrafen. Die Geschichte wird so nüchtern und realistisch erzählt, wie das Leben im Western wohl wirklich war. Der alte Killer kann sich kaum mehr auf seinem Pferd halten und schießt erbärmlich. Die schlichten Dialoge des Films sind der Geisteshaltung der Menschen angepasst. Schonungslos werden die primitiven Formen der Auseinandersetzung gezeigt: hier kommt es nicht zu glorreichen Kämpfen, sondern die Feinde werden auf der Toilette erschossen, von hinten überfallen oder brutal und sinnlos zusammengeschlagen. Der Abgesang auf den alten Western-Mythos wird durch die hervorragenden darstellerischen Leistungen der Veteranen Clint Eastwood, Morgan Freeman, Gene Hackman und Richard Harris noch verdichtet. Eine glänzende Kamera fängt starke Bilder voller Schönheit und Bedrohlichkeit ein. Die Musik untermalt harmonisch…“

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