Frankenstein

Filmposter Frankenstein

4.5/10

Originaltitel: Frankenstein
USA | 1931 | 71 Min. | FSK: ab 16
Horror, Romanadaption, Theateradaption
Regie: James Whale
Drehbuch: John L. Balderston
Besetzung: Colin Clive, Boris Karloff, Mae Clarke u.a.
Kinostart: 18.05.32
DVD/Blu-Ray VÖ: 06.05.04/04.10.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | Filmposter

Worum geht’s?

Der junge Dr. Henry Frankenstein wendet sich von der Universität ab und geht im Alleingang seinen eigenartigen Experimenten nach, denen nur sein Gehilfe Fritz beiwohnen darf. Aus ausgegrabenen Leichenteilen setzt er einen menschlichen Körper zusammen. Das letzte Teil ist ein Gehirn, das Fritz aus der Präparatensammlung von Dr. Frankensteins ehemaligem Professor entwendet. Bei einem Gewitter wird der tote Körper mithilfe eines Blitzes zum Leben erweckt. Der begeisterte Doktor schafft ein Monster, das sich anders verhält als geplant.

Wie ist der Film?

In diesem schnell durchgeguckten Schinken stolpern die Figuren durch Studiokulissen, die nur zu gut als solche zu identifizieren sind, auch weil die Tonbearbeitung damals noch in den Kinderschuhen steckte. Die komplett fehlende Musik – abgesehen von Vor- und Abspann – verpasst es nicht nur, derartige Macken zu kaschieren, sondern hinterlässt auch weitgehend Leere, wo Atmosphäre sein sollte. In Wahrheit handelt es sich bei James Whales „Frankenstein“ um kaum mehr als ein kleines Experiment in Zeiten des Umbruchs, welches nun mal hohe Wellen schlug.

Frei nach dem berühmten Roman von Mary Shelley, viel mehr nach dem späteren Theaterstück von Peggy Webling inszeniert Whale eine erst glattgebügelte und dann aufgeblasene Variante der Originalgeschichte, ohne für Letzteres wirklich angemessene Mittel zu haben. Die Identitätskrise der Kreatur kristallisiert sich nur in vagen Andeutungen heraus, während dem Schöpfer eine steinerne Festung unter Blitzen als Arbeitsraum angedichtet wird. Universal setzt bei der Produktion auf Pomp, wobei die zur Verfügung stehenden Schauplätze bald ausgereizt sind und die Botschaft, der Mensch habe nicht Gott zu spielen, zum müden Beiwerk verkommt.

Getragen wird das Kuriositätenkabinett (nach einem nicht allzu nennenswerten Kurzfilm von 1910 übrigens die zweite Verfilmung des Stoffs) glücklicherweise von gelungenem Schauspiel. Der sehr viel zu früh verstorbene Colin Clive scheint in der passionierten Darbietung des Dr. Frankenstein auf angenehme Weise die Überreste des expressionistischen Stummfilms zu transportieren (welcher im Film allgemein häufig zitiert wird); Boris Karloff unter dickem Makeup haucht seiner Figur auf interessant-eigenwillige Weise zweifelhaftes Leben ein. Eine sympathische Nebenrolle spielt unter anderen Edward Van Sloan, der bereits im Prolog eine charmante Eröffnungsrede hält.

Ein gutes Gespür für Kameraeinstellungen und Lichtsetzung sowie ein solides Ensemble sind „Frankenstein“ nicht abzusprechen; eine herausragende Idee ist die Szene mit dem kleinen Mädchen am See. Dennoch wirkt der Film an allen Ecken und Enden hölzern. Und gerade als das dramatische Finale sich anschickt, wirklich unter die Haut zu gehen, versaut ein quietschfideler Epilog alles – nachträglich eingefügt und ein Riesenfehler.

„Frankenstein“ hat den Archetyp des verrückten Wissenschaftlers für das Kino maßgeblich geprägt und ging wohl vor allem deshalb als vielleicht meistzitierter Horrorfilm in die Geschichte ein. Auch die gewisse Ambivalenz des Monsters galt als Novum. Da Status jedoch nicht gleich Qualität ist, muss man dem Produkt als solches keine Größe unterstellen, die es nicht besitzt. Das hat auch wenig damit zu tun, alte Filme nicht für das schätzen zu können, was sie sind, denn die in derselben Dekadenhälfte erschienene Fortsetzung „Frankensteins Braut“ hat hinreichend gezeigt, wie man es besser macht.

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