Originaltitel: Im Westen nichts Neues
DE, USA, UK | 2022 | 148 Min. | FSK: ab 16
Drama, Kriegsfilm
Regie: Edward Berger
Drehbuch: Ian Stokell, Lesley Paterson, Edward Berger
Besetzung: Felix Kammerer, Albrecht Schuch, Daniel Brühl u.a.
Kinostart: 29.09.22
Streaming-Start: 28.10.22
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Bilder © Netflix
Worum geht’s?
Paul und seine Kameraden können es vor Stolz kaum erwarten, für Kaiser, Gott und Vaterland in den Ersten Weltkrieg zu ziehen. Doch in den schlammigen Schützengräben an der Westfront werden die Jungs von der grausamen Realität eingeholt.
Wie ist der Film?
Der von Netflix in Auftrag gegebene „Im Westen nichts Neues“ ist bereits die dritte Verfilmung des gleichnamigen Romans, aber die erste deutsche. Ein willkommenes Remake, schließlich handelt es sich um eine deutsche Geschichte, und die antinationalistische Aussage besitzt angesichts des aktuellen Rechtsrucks neue Relevanz.
Im Vergleich fällt auf: Der Netflix-Film entfernt sich weiter vom Roman als die Adaption von 1930 und die etwas weniger spektakuläre TV-Produktion von 1979. Die Grundausbildung und Pauls Heimaturlaub etwa fehlen, dafür wird ein Handlungsstrang über die Friedensverhandlungen hinzugedichtet. (Daniel Brühl – man wollte wohl noch einen bekannten Namen haben – spielt den Friedenspolitiker Matthias Erzberger mit einer dubiosen Nachahmung des süddeutschen Singsangs.)
„Im Westen nichts Neues“ anno 2022 pocht noch geradliniger auf die ‚Krieg ist schlecht‘-Botschaft. Entsprechend regieren Bilder der Abschreckung, fernab von Heldentum. Dabei droht allerdings ein „Die Passion Christi“-Effekt. Bei den Unmengen an Schlamm und Blut an den Soldaten stellt sich irgendwann die Frage, ob dies noch der Handlung dienlich, oder schon eine Schock-Ästhetik um ihrer selbst willen ist. Dazu tragen auch die überbetonten Kontraste der Farbbearbeitung bei.
Als Showdown schließlich kreiert Regisseur Edward Berger („Mutter muss weg“) einen Wettlauf gegen die Zeit, der dem Publikum noch ein Spannungsmoment und eine Extraportion Tragik mitgibt, obwohl die Geschichte so einen Kniff gar nicht nötig hat. Vielleicht vertretbar als Zugeständnis an die Sehgewohnheiten der heutigen Jugend, die der Film ja erreichen will.
Trotz fraglicher Entscheidungen schaffen Netflix und Berger eine würdige Neuinterpretation des Antikriegsdramas auf Hollywoodniveau, malerisch gefilmt, druckvoll vertont und intensiv gespielt. (Nur leider bestehen viele Dialoge aus unverständlichem Nuscheln; ein beständiges Problem deutscher Filme.) „Im Westen nichts Neues“ trifft, wo er soll: in Herz und Magengrube.
Ähnliche Filme
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Im Westen nichts Neues (1979)
1917
Dunkirk
Klasse Kritik!
Danke, auch für’s Lesen. 😊
Und auch klasse Film.
Wir haben nach 15 Minuten ausgemacht. Mindestens ein Drittel der Dialoge waren unverständliches Genuschel. Fast so, als hätte Till Schweiger gesprochen..
Nachvollziehbar, das Genuschel habe ich ja auch kritisiert. Aber dann doch lieber die Untertitel einschalten, statt gleich aufgeben. 😁