Originaltitel: Les Misérables
USA | 2012 | 158 Min. | FSK: ab 12
Musical, Drama, Liebesfilm
Regie: Tom Hooper
Drehbuch: William Nicholson, Alain Boublil, Claude-Michel Schönberg, Herbert Kretzmer
Besetzung: Hugh Jackman, Russell Crowe, Anne Hathaway u.a.
Kinostart: 21.02.13
DVD/Blu-Ray VÖ: 27.06.13
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Bilder © Universal Pictures International
Worum geht’s?
Paris im 19. Jahrhundert: Der zu 19 Jahren Zuchthaus verdonnerte Jean Valjean baut sich nach seiner Entlassung ein neues Leben auf und mausert sich schließlich zum Bürgermeister mit geheimer Identität. Da trifft er erneut auf seinen Sklaventreiber von damals: Polizeiinspektor Javert. Auf der Flucht nimmt Valjean Cosette, die Tochter einer verstoßenen Fabrikarbeiterin, in seine Obhut. Cosette verliebt sich später in einen Studenten, der den Juniaufstand von 1832 anzettelt.
Wie ist der Film?
Oscar-Preisträger Tom Hooper („The King’s Speech“) beweist sich selbst und dem Publikum, dass er auch noch eine Nummer größer kann. Seine Adaption des am längsten gespielten Musicals der Welt und des darauf basierenden Romans „Die Elenden“ von 1862 bedient sich so ausgewogen bei Bühnenstück und Buch, dass die Vorlagen frisch und stimmig in das Medium Film übersetzt werden. „Les Misérables“ gefällt durch opulente Schauplätze und ist wunderbar lebendig, inspiriert gefilmt, rückt aber dennoch eindeutig das Schauspiel in den Vordergrund. Vor allem das Schauspielensemble ist eine Wucht; man kann kaum genug darüber schreiben.
Hugh Jackman („X-Men“) ist umwerfend in seiner Wandlungsfähigkeit und Hingabe, er hat auf der Leinwand wohl nie etwas Besseres abgeliefert. Sein wunderbar grimmiger Widersacher Russell Crowe („Gladiator“) überzeugt dafür mit der markanteren Singstimme. Der bislang doch eher blasse Schönling Eddie Redmayne („My Week with Marilyn“) überrascht positiv an der Seite von Amanda Seyfried („Jennifer’s Body – Jungs nach ihrem Geschmack“), die sich auf das Lieblich-sein und das Treffen der hellsten Töne konzentriert. Schlicht überwältigend ist schließlich Anne Hathaway („Love and Other Drugs – Nebenwirkung inklusive“) in ihrer (zu) kurzen Episode. Mehr Herzblut und Talent hätte sie in eine Rolle nicht stecken können.
Bemerkenswert harmonisch vermischen sich Kinostars und Bühnenprofis – so wird dem Filmfan das Gesicht von Samantha Barks trotz ihrer größeren Rolle als Éponine kaum bekannt vorkommen. Doch die Kinodebütantin und ausgebildete Musicaldarstellerin ist vor der Kamera zum Verlieben. Und damit es in diesem spannend gemixten Ensemble auch wirklich an überhaupt nichts fehlt, sorgen die für Hooper ein weiteres Mal auftretende Helena Bonham Carter und der immer wieder verblüffende Sacha Baron Cohen (beide: „Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“) für die willkommene komödiantische Komponente, stimmlich allenfalls solide, doch physisch sehr präsent. Selbst der kleine Knirps (Daniel Huttlestone) ist genial. Was für eine fürstliche Besetzung.
Es war eine gute Entscheidung, die nahezu ausschließlich gesungene Kommunikation zwischen den Figuren zu wählen. So taucht man nach kurzer Eingewöhnungsphase ganz in diese Welt der überlebensgroßen Gefühle ein. „Les Misérables“ ist schamloses Melodram und kitschig wie die fiesesten Seifenopern, dabei aber, durch die überhöhte Form und das hochprofessionelle Schauspiel, völlig authentisch und mitreißend. Von kleinen, vertretbaren Längen abgesehen ist „Les Misérables“ eine beeindruckende, tief im Kern zeitlose Geschichte von Stolz, Aufopferung und natürlich Liebe, visuell packend, trotz Musicalrahmen auch erzählerisch stringent, schauspielerisch dank der ohne Playback singenden Mimen gleich doppelt stark und musikalisch recht eingängig. Genrefremde sollen es hiermit ruhig einmal versuchen.
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