Originaltitel: Lincoln
USA | 2012 | 149 Min. | FSK: ab 12
Drama
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Tony Kushner
Besetzung: Daniel Day-Lewis, Sally Field, David Strathairn, Joseph Gordon-Levitt, James Spader, Tommy Lee Jones u.a.
Kinostart: 24.01.13
DVD/Blu-Ray VÖ: 24.05.13
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Bild © Twentieth Century Fox
Worum geht’s?
Während der Sezessionskrieg steht kurz vor dem Ende steht, kämpft der gerade wiedergewählte Präsident Abraham Lincoln darum, durch einen 13. Verfassungszusatz die Sklaverei zu verbieten. Dabei stößt er auf reichlich Missfallen, selbst im eigenen Kabinett. Im Abgeordneten Thaddeus Stevens hat er jedoch einen leidenschaftlichen Verbündeten, der hilft, im aufgewühlten Repräsentantenhaus die nötige Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung zu erreichen.
Wie ist der Film?
Mit Steven Spielberg und Abraham Lincoln kommen zwei amerikanische Helden zusammen, um sich gegenseitig zu feiern. Qualität steht bei diesem Gipfeltreffen außer Frage, aus den eigenen Reihen hagelt es Oscarnominierungen, und doch interessiert das nur einen Bruchteil des ausländischen Kinopublikums. „Lincoln“ wäre nämlich ein Film für den Schulunterricht, wäre er nicht so lang, und intuitiv möchte man bei seiner Freizeitgestaltung Abstand von so etwas nehmen und die Sklaverei doch lieber von „Django Unchained“ abgeschafft sehen. Der Schein trügt nicht: „Lincoln“ ist eine wenig aufregende Geschichtsstunde, wohl aber von einem der kompetentesten Lehrer und mit hochwertigstem Anschauungsmaterial.
Eine kluge Entscheidung, die teils auf dem Wälzer ‚Team of Rivals: The Political Genius of Abraham Lincoln‘ basierende Geschichte für die Verfilmung auf die letzten vier Monate im Leben des 16. US-Präsidenten zu beschränken. Denn schon allein in dieser, der entscheidenden Lebensphase kommen seine verschiedenen Facetten hinreichend zum Ausdruck und die umfassende Biografie ist somit gebändigt. Dennoch ist „Lincoln“ etwas zermürbend, denn die essentiellen Themen Krieg und Sklaverei werden so gut wie nicht gezeigt, dafür permanent zerredet.
Es mag konsequent von Spielberg und Autor Tony Kushner sein, für diese Zeit des politischen Umbruchs das Gewicht der Worte hervorzuheben, doch fabrizieren sie damit schwere, trockene Kost, so schön sie auch in Szene gesetzt und gespielt ist. Man kann es gar als arrogant bezeichnen, denn wer kein solides politisches Vorwissen mitbringt, ist hier erst recht aufgeschmissen. Der erzählerische Fluss ist da, von Durchhängern kann eigentlich keine Rede sein – „Lincoln“ ist ein gemächlicher Redeschwall aus einem Guss. Hindurch führt ein überragender Daniel Day-Lewis („There Will Be Blood“), der die Figur Abraham Lincoln wirklich in sich aufgesaugt hat und sich von niemandem in seiner Umgebung das Wasser reichen lässt, trotz hochkarätiger Kollegenschaft.
Saubere, ja, geleckte Bilder glorifizieren Lincoln durch langsame Zufahrten und lange Einstellungen in jeder seiner Szenen mehr oder weniger subtil. Dabei erzählt er im Grunde genommen immer nur dasselbe: dass alle Menschen gleich geschaffen wurden. Indem Spielberg auch Lincolns fragwürdige Methoden andeutet, stellt er ihn erst recht als den Gutmenschen schlechthin da, der so sympathisch unperfekt ist und so ehrwürdige Prioritäten setzt. Trotzdem bleibt es interessant, Day-Lewis bei seiner Darbietung zuzusehen, wie auch dem coolen Tommy Lee Jones („Men in Black“) und, als vielleicht heimlicher Star, dem passionierten Lee Pace (Elbenkönig in „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“), um nur zwei weitere von insgesamt über 145, weitgehend namhaft besetzten Sprechrollen zu nennen.
Erst einmal gilt es zu verdauen, dass die damaligen Republikaner, vereinfacht ausgedrückt, wie die heutigen Demokraten waren. Hat man sich nach einer Weile orientiert, offenbart sich „Lincoln“ als konservatives, poliertes Hollywood-Kino, das den Mythos Abraham Lincoln teilweise von bislang weniger bekannten Seiten beleuchtet, ihn aber dennoch liebevoll aufrechterhält. Der redselige, milde Polit-Thriller mit uninspiriert eingestreutem Familiendrama bietet im Verhältnis zur Laufzeit wenig Mehrwert, aber immerhin eine tolle Besetzung und ein nettes Finale, das zeigt, wie aufregend eine bloße Ja/Nein-Abstimmung sein kann. Den Vereinigten Staaten sei diese Beweihräucherung gegönnt.
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