Melancholia

Filmposter Melancholia

7/10

Originaltitel: Melancholia
DK, SE, FR, DE | 2011 | 130 Min. | FSK: ab 12
Drama, Science-Fiction, Katastrophenfilm
Regie: Lars von Trier
Drehbuch: Lars von Trier
Besetzung: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer Sutherland, Alexander Skarsgård, John Hurt u.a.
Kinostart: 06.10.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 03.05.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Concorde Filmverleih

Worum geht’s?

Justine hat geheiratet. Ihre große Schwester Claire und deren Mann John haben für sie mithilfe eines sündhaft teuren Hochzeitsplaners eine riesige Feier aufgezogen. Doch obwohl es ihr Wunsch war, will es Justine einfach nicht gelingen, darüber glücklich zu sein. Unterdessen nähert sich der gigantische Planet Melancholia immer weiter der Erde. Während John sich auf ein astronomisches Spektakel freut, macht Claire sich große Sorgen.

Wie ist der Film?

Endlich hat Kirsten Dunst für ihren Schlafzimmerblick die perfekte Verwendung gefunden. Sie ist es, die den Filmtitel verkörpern darf und durch die Lars von Triers immer wieder geäußerte Sichtweisen (mehr oder weniger stilisiert) zum Publikum transportiert werden. Schön, die aus Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie bekannte Darstellerin so nuanciert aufspielen zu sehen. Wieder hat von Trier seiner weiblichen Hauptfigur zu einer Höchstleistung und einer Auszeichnung bei den Filmfestspielen von Cannes verholfen, zu denen er immer wieder eingeladen wird, wie sehr er auch provoziert. 2011 war es ‚nur‘ eine Äußerung zu Adolf Hitler auf der Pressekonferenz, wegen der von Trier nach Hause geschickt wurde; der Film selbst ist ‚brav‘. „Melancholia“ hat eine dicke Hülle – man kann es Plastik- oder Porzellanhülle nennen – in die man selbst einzutauchen hat, um die Abgründe zu erforschen.

Szenenbild MelancholiaEs beginnt zunächst fast wie der Vorgänger „Antichrist“ mit einem malerischen Prolog, in dem folgerichtig auch Malern Tribut gezollt wird (das Motiv des Filmplakats spielt auf John Everett Millais‘ „Ophelia“ an, ferner erscheint Pieter Bruegels „Die Jäger im Schnee“, worauf schon von Triers Liebling Andrei Tarkowski in „Der Spiegel“ anspielte). Dann ein Hochzeitsszenario, welches stilistisch wie auch inhaltlich an Thomas Vinterbergs „Das Fest“ erinnert, den ersten Beitrag der dänischen ‚Dogma 95‘-Bewegung, die von Trier mitbegründete. Man fragt sich, wann von Trier sein ureigenes Ding durchzieht und wird spätestens in der zweiten Hälfte fündig. Dort erschließt sich dann auch allmählich die Funktion des Vorangegangenen.

„Melancholia“ ist ein achsensymmetrisches Werk. Die eine Protagonistin klappt in düsterer Sehnsucht zusammen, als sich alle Ablenkung als vergeblich erweist, und muss von der anderen gestützt werden. Letztere verliert ab der Mitte nach und nach ihr beherrschtes Wesen, während die vormals Hilfsbedürftige im Angesicht der ‚Erlösung‘ zur Besonnenheit findet. Das erklärt die zunächst unnötig ausgedehnt wirkende Familienfest-Episode, deren anstrengenden Trubel die halbdokumentarische Schnitt- und Kameraarbeit passend unterstreicht. Schließlich generiert von Trier auf faszinierend subtile und gleichzeitig unheimlich konsequente Weise eine Weltuntergangsstimmung, die nachhaltig wirkt, gerade weil sie so unglaublich weit von „2012“ und Konsorten entfernt ist. Die ergreifende Wahl des einzigen Soundtrack-Stücks bringt es auf den Punkt: das Vorspiel von Richard Wagners Oper „Tristan und Isolde“ – die Geschichte eines Verlangens, das im Leben keinen Frieden findet.

Nicht ganz zu Unrecht äußerte der Regisseur und Autor in Interviews seine Furcht, der Film sei „zu ‚hübsch‘“ geworden. Aber Schönheit und Melancholie liegen nun mal sehr nah beieinander, genau wie Melancholie und Depression. Mit internationaler Top-Besetzung – darunter ein cooler Kiefer Sutherland („Mirrors“), der hier nach ein paar Jahren Leinwandabstinenz für willkommenen Pepp sorgt – setzt Lars von Trier eine schwarzromantische Weltanschauung in den größtmöglichen Zusammenhang beziehungsweise in ihre eigene Metapher: den Untergang der Erde. Das Finale wird vorweg genommen, sodass nur noch die Frage bleibt, wann und wie es passiert. Dabei ist die Stimmung im Schnitt nur milde, doch das plättende Ende mit seiner kaum beschreibbaren Atmosphäre entschädigt für so Manches. „Melancholia“ zeigt, dass von Trier nach seinem Schocker „Antichrist“ immer noch der alte Zyniker ist, sich aber augenscheinlich wieder mehr im Griff hat.

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