Originaltitel: Misery
USA | 1990 | 103 Min. | FSK: ab 16
Thriller
Regie: Rob Reiner
Drehbuch: William Goldman
Besetzung: James Caan, Kathy Bates, Richard Farnsworth u.a.
Kinostart: 25.04.91
DVD/Blu-Ray VÖ: 22.04.04/01.10.09
Links zum Film:
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Worum geht’s?
Autor Paul Sheldon hat in einer entlegenen Hütte gerade sein neuestes Buch beendet. Auf dem Rückweg nach New York kommt er von der verschneiten Straße ab und erleidet einen schweren Autounfall. Krankenschwester Annie Wilkes findet den Verletzten und bringt ihn in ihr Haus, wo sie ihn pflegt und sich ihm als sein größter Fan vorstellt. Mit Pauls jüngsten Werken ist Annie allerdings sehr unzufrieden. Schließlich muss der durch seine gebrochenen Beine handlungsunfähige Paul erkennen, dass er von Annie gefangen gehalten wird, um nach ihren Vorstellungen sein Meisterwerk zu schreiben.
Wie ist der Film?
Es ist geradezu ein Sakrileg, zu behaupten, „Misery“ sei kein großartiger Film. Schließlich ist er nach „Shining“ von allen Stephen-King-Verfilmungen, die sich dem Thriller- beziehungsweise Horrorgenre zuordnen lassen, die beliebteste. Erschwerend kommt hinzu, dass Hauptdarstellerin Kathy Bates für ihre Rolle mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Und dennoch: Durchaus lässt „Misery“ sich auch als solider Psychothriller sehen, nicht mehr und nicht weniger.
Geradlinig kurbelt Regisseur Rob Reiner („This Is Spinal Tap“, „Die Braut des Prinzen“, „Harry und Sally“) die von Kings Roman „Sie“ adaptierte Geschichte herunter. Eine kleine Spannungsepisode in der Mitte, der Kampf als Finale, ein laues Schmunzel-Ende. Die zahlreichen weichen Überblendungen zwischen den Sequenzen lassen sich direkt auf buchtypische Kapiteleinteilungen übertragen, ohne das Hinzufügen filmischer Kniffe. Eine gute, der Unterhaltung dienliche Idee hingegen kommt von Drehbuchautor William Goldman („Chaplin“), der in Gestalt des alten Sheriffs und seiner Frau zwei nicht im Buch vorkommende, sympathische Figuren addierte. Unter anderem diese beiden sorgen auch für die gute Prise Humor im Film.
Mit James Caan und Kathy Bates fand sich eine ideale Besetzung. Glänzend verkörpert er die Opferrolle und vor allem die falsche Freundlichkeit gegenüber seiner Retterin und Peinigerin, während sie in quasi zwei gegensätzlichen Rollen mehr und mehr offenlegt, dass es sich bei ihr um eine psychisch stark angeknackste Person handelt. Ja, Kathy Bates ist groß im Darstellen drastischer Stimmungsschwankungen und gewinnt eine gewisse Bedrohlichkeit, selbst wenn sie gerade im Nettigkeitsmodus ist. Dennoch darf man ihre Oscar-Prämierung als etwas hochgegriffen bezeichnen, zumal die Hälfte ihrer Wirkung der Lichtsetzung und untersichtigen Kameraperspektiven zuzuschreiben ist.
Dass Rob Reiner kein Horror-Regisseur ist, macht sich in „Misery“ deutlich bemerkbar. Er geht auf Nummer Sicher und macht daher auch nichts wirklich falsch. Dafür ist es aber auch eine harmlose und in allen Belangen konventionelle Buchverfilmung, die er da geschaffen hat. 1986 verfilmte er Stephen King schon einmal, damals allerdings eine Coming-of-Age-Geschichte: „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“. Lieber zu letzterer Adaption greifen.
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