Oh Boy

Filmposter Oh Boy

7.5/10

Originaltitel: Oh Boy
DE | 2012 | 85 Min. | FSK: ab 12
Komödie, Drama
Regie: Jan Ole Gerster
Drehbuch: Jan Ole Gerster
Besetzung: Tom Schilling, Marc Hosemann, Friederike Kempter, Justus von Dohnányi, Michael Gwisdek u.a.
Kinostart: 01.11.12
DVD/Blu-Ray VÖ: 24.05.13

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © X Verleih

Worum geht’s?

Niko Fischer ist ein Studienabbrecher Ende 20, der gerade eine neue Wohnung in Berlin bezieht. Seine Beziehung steht vor dem Aus, ein Psychologe will ihm seinen Führerschein nicht zurückgeben. Nico lebt nachdenklich in den Tag hinein und irrt durch die Hauptstadt, wo ihm so manche skurrile Gestalt begegnet.

Wie ist der Film?

Für seinen ersten Spielfilm hat sich der Filmhochschulabsolvent Jan Ole Gerster eine erfrischend unangepasste, intuitive Geschichte in Schwarzweiß ausgesucht. Die Distanzierung von Farben macht deutlich: Die Geschichte ist abstrahiert, sie könnte prinzipiell auch in einer anderen Großstadt stattfinden, und doch macht sich Gerster den schrulligen Charme Berlins zunutze, um sie zu erzählen.

Szenenbild Oh Boy„Oh Boy“ ist eine Aneinanderreihung von Situationskomik-Episoden mit einem kleinen metaphorischen Running-Gag (Kaffee) als eine Art roter Faden. Dramaturgisch macht es sich der Film leicht wie eine Sketch-Show, spiegelt dabei aber auch folgerichtig die Verlorenheit der Hauptfigur wider und bleibt in sich stimmig. Um sich sämtliche Sympathien zu sichern, muss Tom Schilling („Crazy“, „Napola – Elite für den Führer“) nicht viel machen, außer nachdenklich dreinzuschauen oder perplex auf seine ausschließlich aus schrägen Vögeln bestehende Umgebung zu reagieren. Das aber macht er sehr gut und nachfühlbar. Umzingelt wird er in immer kurzen, immer prägnanten Begegnungen von spielfreudigen Mimen, die in der deutschen Filmszene mehr oder weniger bekannt sind.

Eigentlich hat „Oh Boy“ nicht viel zu sagen, aber drückt in unterhaltsamen, zugänglichen Sinnbildern ein kompliziertes Gefühl aus, das wohl alle kennen, die ihren Platz in dieser Welt nicht gerade auf Anhieb finden. In einer guten Mischung aus Komik und Melancholie, passend garniert mit leichtfüßiger Jazzmusik, gelingt Regisseur und Autor Jan Ole Gerster eine überzeichnete, aber auch einfühlsame Momentaufnahme eines jungen Suchenden in bester Jim-Jarmusch-Manier („Night on Earth“, „Coffee and Cigarettes“, „Broken Flowers“).

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Schwarze Schafe
Coffee and Cigarettes
Broken Flowers

2 Kommentare

  1. Schöne Kritik. Ist schon sehr selten, dass ein Film so genau ein Gefühl beschreibt. Für mich einer der wichtigsten Filme des letzten Jahres. Er erzählt von unserer Zeit, aus einer vollkommen anderen Sichtweise. “Ich hab nachgedacht.”

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