Originaltitel: Axel! / Axel! will’s wissen
DE | 2002–2006 | ca. 22 Min. | FSK: ab 6
Komödie
Regie: Dominic Müller, Christian Theede u.a.
Drehbuch: Jochen Winter u.a.
Besetzung: Axel Stein, Daniel Wiemer, Sabine Pfeifer u.a.
DVD/Blu-Ray VÖ: 27.10.03
Links zur Serie:
IMDb | Wikipedia | Axel – Staffel 1 | Axel – Staffel 2
Axel – Staffel 3 | Axel – Staffel 4
Worum geht’s?
Axel ist eigentlich ein ganz normaler Teenager, der Pizza, Brüste und Videospiele liebt. Doch seine tollkühnen Ideen bringen ihn und seine ungleichen besten Freunde Basti und Bong immer wieder in Gefahr. Deshalb muss Axel regelmäßig die Schulpsychologin besuchen, die er mit seinem Humor ebenfalls auf die Palme bringt. Nach dem Abi zieht Axel mit seiner Traumfrau Yvonne zusammen und feiert einen neuen Lebensabschnitt. Der Haken: Im Haus wohnen auch Yvonnes Eltern.
Wie ist die Serie?
Um die Jahrtausendwende herum stieg Axel Stein durch seine Serienrolle in „Hausmeister Krause“ oder Teeniekomödien wie „Schule“ und „Harte Jungs“ zum neuen Nachwuchsstar am Comedy-Himmel auf, sodass dem liebenswert-versauten Wonneproppen schließlich ein eigenes TV-Format zuteilwurde. Das unübersehbare Talent des Schauspielers unter der markanten Stachelfrisur kollidierte leider immer wieder mit mittelmäßigen bis katastrophalen Drehbüchern. Nichtsdestotrotz lohnt sich eine Retrospektive seines Karrierehöhepunkts zwischen 2002 und 2006, da seine Serie einige Entwicklungen durchmachte.
In „Axel!“ Staffel 1 (13 Folgen) begleiten wir den Protagonisten Folge um Folge zur Schulpsychologin, wo er von den Abenteuern mit seinen besten Freunden Basti (Nerd) und Bong (Kiffer) erzählt. Vom hoffnungslosen Verlieben über die Führerscheinprüfung bis hin zur Musterung durchlaufen wir typische Stationen im Leben eines Heranwachsenden, gnadenlos überzeichnet, versteht sich. So erzählt die Staffel im Kern eine fortlaufende Geschichte, baut aber mit willkürlichen Einschüben auf eine Sketch-Struktur, um sich vor dramaturgischen Schwierigkeiten zu drücken. Sybille J. Schedwill als Psychologin erdet den Klamauk ein wenig. Daniel Wiemer als Bong hat ein paar gute Momente, während Johnny Challah als Karikatur Basti einfach nur affig durch sie Szenen eiern muss.
Das Ganze gehört in die Kategorie „so dumm, dass es schon wieder lustig ist“, tauglich als Feierabend-Berieselung, fällt leider aber auch durch Homophobie und Frauenfeindlichkeit auf. Schwule sind eine ekelhafte Bedrohung für die Heteros, Frauen dafür Sexobjekte – nur bedingt lustig. Als Staffelfinale gibt es dann einen Zusammenschnitt von Wiederholungen, kommentiert durch gestellte Interviews, bevor das Niveaulimbo zur nächsten Stufe ansetzt.
Staffel 2 (dreiste 22 Folgen) dreht sich verstärkt um Axels Schulalltag, sein Verhältnis zu seiner alleinerziehenden Mutter (perfekt besetzt: Evelyn Meyka) sowie die vergeblichen Versuche, bei der Angebeteten Carina (süß: Karoline Schuch) zu landen. Nach einem recht planlosen Einstieg festigt sich ein neues Konzept: In jeder Folge begegnet Axel einer unbeteiligten Person und erzählt dieser, warum er genau jetzt, genau hier etwas Dringendes erledigen muss. Sei es ein Polizist, ein Hausmeister, ein Sicherheitsmann etc. In Rückblenden erfolgt dann die Kalauerparade. Die wechselnden Gäste helfen der Qualität allerdings nicht, und so kehrt die gute alte Psychologin doch zurück, in insgesamt sieben Folgen. Wenn schon schlechte Witze, dann wenigstens im relativ liebgewonnenen Ambiente.
Der Fremdscham-Level in Staffel 2 ist kaum noch tragbar. Versuche einer Halloween- beziehungsweise Weihnachtsfolge schmerzen besonders. Wenn eine Pointe fehlt, tut es auch ein Standbild mit Fotoapparat-Sound. Und den Soundtrack zur Folter bildet die immer gleiche Hintergrundmusik, Folge um Folge. In Episode 11 („Der Vater“) starten die Macher den fast rührenden Versuch, wenigsten die Homophobie der Serie in den Griff zu bekommen, sind auf lange Sicht aber nur bedingt erfolgreich. Wirklich interessant – jedenfalls im Kontext aller Staffeln zusammen – wird es in Folge 13, „Die große Liebe“. Axels Schwarm Carina zieht fort und fast im selben Atemzug taucht Yvonne (Sabine Pfeifer) auf, um später seine feste Freundin und Hauptdarstellerin der Staffeln 3 und 4 zu werden.
Als sich die Wogen geglättet haben und das Abitur bestanden ist, ziehen die Macher einen Schlussstrich. Tschüss „Axel!“. Und hallo „Axel! Will’s wissen“! Streng genommen besteht „Axel!“ nur aus zwei Staffeln, jedoch startete fast direkt im Anschluss die Folgeserie „Axel! will’s wissen“. Neue Hauptfiguren, reiferer Grundton, inhaltlich allerdings auf der ersten Serie aufbauend. Fortan darf sich Axel mit den üblichen Beziehungskonflikten sowie den Tücken der Arbeitswelt herumschlagen.
Neben Promi-Neuzugang Michael Kessler alias Marsch ist Bong auch wieder dabei. Zunächst verhält sich Bong seltsam passiv-aggressiv – etwa weil Axel Yvonne bekommen hat, und nicht er? –, doch nach ein paar Episoden ist alles wieder beim Alten. Zum Glück, denn in all dem Chaos ist und bleibt Bong ein wichtiger Sidekick. Minigolf-Freak Basti hingegen fehlt. Gut vorstellbar, dass Johnny Challah die Rolle schlichtweg zu blöd war. Für eine Folge und einen netten Nostalgie-Effekt kehrt er zurück – sichtlich gereift, doch es bleibt beim Cameo. Bastis Ersatz: der Baumarkt-Angestellte ‚Mütze‘ (Matthias Komm), ein Rocker mit Wahnvorstellungen, der im wahren Leben längst weggesperrt wäre. Mehr Potential besitzt da schon Axels Chef und Schwiegervater in spe, gespielt vom 2013 verstorbenen Christian Tasche. Die Rivalität der beiden hat durchaus Unterhaltungswert.
Herzstück von „Axel! will’s wissen“ bleibt jedoch Sabine Pfeifer als Yvonne. Mit ihrem herzlichen Lächeln, reichlich Charme und Authentizität stellt sie eine enorme Bereicherung für die Serie dar. Von ihr abgesehen wirkt „Axel will’s wissen“ irgendwie nichtssagend und geradezu bieder, speziell im Vergleich zur Vorgänger-Staffel, über die man sich wenigstens aufregen konnte. Ein emotionales Staffelfinale in Episode 13 deutet weitere Veränderungen an, doch in der vierten und letzten Staffel pendelt sich alles schnell wieder in gewohnten Gefilden ein, abgesehen von einer neuen Titelmelodie und der quietschbunten Soundtrack-Flut, die bei jeder möglichen Gelegenheit selbstkomponierte Hintergrundmusik ersetzt, als hätte Sat.1 die GEMA gekauft.
Schließlich stellt sich eine gewisse Gewöhnung ein, und „Axel! will’s wissen“ ist in den finalen 13 Folgen weder wirklich peinlich, noch wirklich nichtssagend, sondern einfach okay. Eine solide gespielte, angenehm seichte Comedyserie über ein liebenswertes Pärchen und deren verrückte Bekanntschaft. Leider ohne befriedigendes Ende, aber nach insgesamt 61 Axelteuern von 2002 bis 2006 war es dann auch mal gut.
Alle Folgen sind kostenlos über Amazon Prime Instant Video oder myspass.de als Stream abrufbar.
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