Originaltitel: Secret Diary of a Call Girl
GB | 2007 – 2011 | ca. 22 Min. | FSK: ab 16
Komödie, Erotik, Drama
Regie: Yann Demange, Susan Tully, Peter Lydon, Fraser MacDonald, China Moo-Young, Alex Garcia Lopez, Wayne Che Yip
Drehbuch: Lucy Prebble, Julie Gearey u.a.
Besetzung: Billie Piper, Iddo Goldberg, Cherie Lunghi u.a.
DVD/Blu-Ray VÖ: 26.10.12, 31.01.14
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IMDb | Wikipedia
Bilder © Studio Hamburg Enterprises
Worum geht’s?
Hannah lebt in London und gibt vor, als Sekretärin zu arbeiten. Doch in Wahrheit ist sie eine Edel-Prostituierte, die sich Belle nennt und ihren Freiern die unterschiedlichsten Wünsche erfüllt. Belle liebt ihren Job und macht Karriere. Doch Hannah muss sich immer häufiger fragen, ob sie im Stande ist, privat eine ernsthafte Beziehung zu führen.
Wie ist die Serie?
Sex verkauft sich, ist im Qualitätsfernsehen aber auch nicht alles. Manche Serien entfalten ihre Stärken erst im fortgeschrittenen Verlauf – „Secret Diary of a Call Girl“ gehört zweifellos zu dieser Gattung. Staffel 1 ist platter Voyeurismus. Ohne nennenswerte Zusammenhänge wird ein Sex-Thema nach dem anderen abgearbeitet: die Swinger-Party, Sado-Maso, der Dreier, der Vierer, Girlfriendsex, aufdringliche Typen und kultivierte Millionäre, mit der Erkenntnis, das alles lieber so bleiben soll wie es vorher schon war. Unterhaltungsniveau nicht weit über den Puffbesuchen von ‚EXKLUSIV – DIE REPORTAGE‘, nur besser inszeniert und ordentlich gespielt. Dazwischen funkt lediglich Belles bester Freund Ben, mit dem es gewisse Kommunikationsprobleme gibt. Doch erst später entwickelt die Serie ernsthaftes Interesse an einem Figurennetz mit folgenübergreifenden Erzählungen.
Staffel 2 führt mit Nachwuchsnutte Bambi und Zufallsbekanntschaft Alex gleich zu Beginn zwei neue, zentrale Nebenfiguren ein und konzentriert sich auf die Hürden, die der Prostitutionsberuf mit sich bringt, etwa Ehefrauen, die Periode und echte Gefühle. Ein erster Beziehungsversuch, ein naiver Schützling und der verletzte beste Freund sorgen für reichlich Konfliktpotential in verschiedene Richtungen. Im Vergleich zum eher uninspirierten Serienauftakt bauen die Folgen viel stärker aufeinander auf. Auch dank vertrackterer, besser nachzufühlender Themen eine deutliche Steigerung zur Vorgängerstaffel. Die Überleitung zu einem neuen, großen Kapitel in Belles Leben bietet einen gelungenen Schluss.
Der Rest hätte eigentlich auch gern der Fantasie des Publikums überlassen werden können, doch Staffel 3 kann das inzwischen erreichte Niveau tatsächlich halten. Die etablierten Beziehungskisten werden vertieft und neue Charaktere hinzugefügt. Zwischen Staffel 2 und 3 legte die Serie eine längere Pause ein, sodass sie sich auch mit einem merklich verbesserten Look zurückmeldet. Eine stimmige Weiterführung und als Gesamtpaket wohl das gelungenste Viertel von „Secret Diary of a Call Girl“.
Mit der vierten und letzten Staffel ist „Secret Diary of a Call Girl“ im Kommerz angekommen. Um zu viele Wiederholungen zu vermeiden, ließ bereits Staffel 3 diverse Freier mit sehr speziellen Wünschen auftauchen. Staffel 4 baut die abgefahrene Fetisch-Nummer noch weiter aus. Hinzu gesellen sich neue optische Spielereien beziehungsweise Stilmittel wie etwa Belles Tagträume. Nun kippt die Serie häufig in den Klamauk und ist nach ihrem pseudofrechen, pseudoverruchten Beginn auffällig auf Komödie getrimmt. Dann doch lieber das Mittelding. Unter den alten und neuen Nebenfiguren rückt Poppy, Tochter von Belles (Ex-)Chefin in den Vordergrund. Immerhin ein neuer Blickfang, doch niemals stiehlt jemand Belle die Show. Es ist kein Glanzstück von Finalstaffel, doch das Ende fällt wahrlich mutig und konsequent aus, Hut ab. Ein Abschied mit Stil.
„Secret Diary of a Call Girl“ – basierend auf den Büchern und Blogartikeln der echten Ex-Escort-Lady Brooke Magnanti alias Belle de Jour – bietet durch schlanke 22-Minuten-Folgen kurzweilige Unterhaltung. Billie Piper ist eine hingebungsvolle Hauptdarstellerin, die alles ausstrahlt, was die Serie sein soll: sexy, witzig und ein bisschen nachdenklich. Nachdem sich „Sex and the City“ bald als reine Frauensache entpuppte, haben von „Secret Diary of a Call Girl“, wo die Protagonistin ebenfalls direkt in die Kamera erzählt, immerhin beide Geschlechter etwas. Durch den meist stiefmütterlichen Umgang mit den Nebenfiguren, die teilweise einfach verschwinden, verschenkt die Serie viel Potential, doch immerhin hat sie sich über vier Jahre hinweg positiv entwickelt.
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