Shame

Filmposter Shame

6.5/10

Originaltitel: Shame
GB | 2011 | 101 Min. | FSK: ab 16
Drama
Regie: Steve McQueen
Drehbuch: Steve McQueen, Abi Morgan
Besetzung: Michael Fassbender, Carey Mulligan u.a.
Kinostart: 01.03.12
DVD/Blu-Ray VÖ: 13.09.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit | Filmposter

Worum geht’s?

Brandon tritt als charmanter, gut bezahlter Geschäftsmann auf und geht mit seinem Vorgesetzten öfter einen trinken. Glücklich ist Brandon aber nicht. Er wird bestimmt von seinem unstillbaren Sexualtrieb, den er mit Prosituierten, häufiger Masturbation und massenweise Internetpornos kontrolliert. Brandons Alltagskonstrukt wird hinterfragt und durchbrochen, als er widerwillig seine Schwester bei sich aufnimmt – eine aufstrebende Sängerin auf der Suche nach Geborgenheit.

Wie ist der Film?

Authentisch, aber in seiner kühlen Verschlossenheit (die sich auch in den vielen freizügigen Szenen verbirgt) doch recht eigen präsentiert sich der zweite Film des Künstlers Steve McQueen („Hunger“). Mutig und doch subtil – inszenatorisch und vor allem schauspielerisch. Michael Fassbender, der bereits in „Hunger“ die Hauptrolle spielte, glänzt mit Zurückhaltung und purer Präsenz. Carey Mulligan ist nach „Drive“ schon im zweiten kuriosen Hype-Phänomen innerhalb kürzester Zeit zu sehen, spielt hier, als emotionaler Gegenpol des Protagonisten, aber wesentlich interessanter.

„Shame“ berichtet anhand expliziter und doch nie richtig vorgestellter Beispielfiguren von unserer sexualisierten, völlig abgestumpften Gesellschaft. Es ist ein beobachtender Zeitgeist-Film mit dem repräsentativen Schauplatz New York City, wo es durch die bunten Menschenmassen eben besonders wild und gleichzeitig anonym zugeht. McQueen und sein Kameramann fixieren sich in langen Einstellungen sehr stark auf die Charaktere, begleiten sie, halten mit ihnen inne. Durch die gute Besetzung kann der Film sich das leisten, ruht sich aber leider auch allzu sehr auf diesem Stilmittel aus. Denn viel passiert somit ehrlich gesagt nicht.

Als Quasi-Charakterstudie verfolgt „Shame“ einen, der sich Pseudokontrolle schafft, im Grunde nur vor sich selbst wegläuft und seine Scham – da haben wir den Filmtitel – mit noch mehr von seinem Laster überdeckt. Sexsucht angenehm nüchtern, ernsthaft und unkommentiert betrachtet. Auf einer höheren Ebene geht es auch um die vergebliche Suche nach Halt, was durch die Figur der völlig anders tickenden Schwester noch viel stärker zum Ausdruck kommt. Es bleibt allerdings alles sehr schemenhaft. Am Ende sind die Figuren nur Schablonen, die es selbst auszumalen gilt. Auf der einen Seite hat der Film dadurch das Potential, sehr stark nachzuhallen und sich in den Köpfen zu verästeln. Andererseits wird man schlicht im Nebel allein gelassen.

Mit bedrückender Musik und aufmerksamer Bildsprache erweist sich „Shame“ als zunächst etwas nichtssagende, schließlich tragische Momentaufnahme zweier im Großstadt-Moloch verlorener Seelen. Nach einigen originellen Ansätzen klopfen die Klischees am Ende ein bisschen zu laut an. Hereingebeten wird nichts, dafür aber auch kaum etwas herausgerückt. Zum Kinostart von „Shame“ wurde übrigens schon die dritte Zusammenarbeit von McQueen und Fassbender angekündigt. Mit einem spannenden Drehbuch gerne!

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2 Kommentare

  1. Ich fand den Film ein wenig klischeehaft. Sexsucht ist natürlich für viele Männer ein Thema, aber doch wohl eher Richtung Pornographie …?? Da lese ich lieber etwa “Pornos machen traurig” von Peter Redvoort, eine ziemlich autentische Abhandlung des Themas …

    Michael

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