The Hateful 8

Filmposter The Hateful 8

7/10

Originaltitel: Django Unchained
USA | 2015 | ca. 167/188 Min. | FSK: ab 16
Western, Krimi
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Besetzung: Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh, Walton Goggins, Demián Bichir, Tim Roth u.a.
Kinostart: 28.01.16
DVD/Blu-Ray VÖ: 30.05.16

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © Universum Film

Worum geht’s?

Das verschneite Wyoming, ein paar Jahre nach dem Sezessionskrieg: Kopfgeldjäger John Ruth ist mit einer Gefangenen auf dem Weg nach Red Rock, um sie gegen saftige Bezahlung dem Henker zu übergeben. Unterwegs nimmt seine Kutsche zwei Männer auf, die frierend durch die Landschaft irren. Während eines Blizzards sucht die Gruppe Schutz in ‚Minnies Kleinwarenladen‘ und trifft dort auf weitere Gestalten unterschiedlichster Herkunft. Durch gegenseitiges Misstrauen und Rassismus droht die Situation, zu eskalieren.

Wie ist der Film?

Szenenbild The Hateful 8Spektakulär: „The Hateful 8“ wird nicht nur im ultrabreiten Bildseitenverhältnis 1:2,76 gezeigt, sondern – in entsprechend ausgestatteten Kinos – auch auf 70mm-Film inklusive Ouvertüre, Pause und zusätzlicher Szenen. Mit dieser sogenannten ‚Roadshow‘ in Tradition von Epen wie „Ben Hur“ will Quentin Tarantino den Kinobesuch wieder zu dem Erlebnis machen, das es mal war – und das Gefühl ist durchaus ein schöneres als im Multiplexsaal um die Ecke. Der Eindruck, Relikte aus cineastischer Vergangenheit zu erleben, überwiegt allerdings auch im Film selbst.

Natürlich kann man argumentieren, dass „Django Unchained“ und „The Hateful 8“ unterschiedliche Aspekte des Westerngenres ausloten; nichtsdestotrotz hat Tarantino nun zwei gesprächige Vergeltungswestern hintereinander gedreht. Zweieinhalb, wenn man „Inglourious Basterds“ mitzählt. Ein milde enttäuschender Anflug von Leerlauf für einen Regisseur, der nach eigener Aussage mit Qualität statt Quantität überzeugen will, gleichzeitig aber voller Ideen steckt. Fast hätte ein verfrühter Drehbuch-Leak die Produktion von „The Hateful 8“ verhindert, was man vielleicht als Omen betrachten sollte. Nun ist der Film aber erschienen und zeigt, wie mit Freude erwartet und befürchtet, ein Potpourri aus Tarantino-Markenzeichen.

Von der Besetzung über die Kameraführung bis hin zur Handlung verweist Tarantino auf das, was er früher schon mal, meist im größeren Stil, gemacht hat. Raffiniert einfache, fast banale, aber auch wunderbar komische Dialoge tragen den Film über einen regelrecht dreisten Zeitraum hinweg, bis irgendwann auch mal etwas passiert. Der epische Spannungsaufbau funktioniert, weil die Entwicklung des hasserfüllten Oktetts völlig offen ist. Was letztlich passiert, passt natürlich zu Tarantino, spielt aber dennoch mit Überraschungen. Für ein Kammerspiel zeigt sich der Film auch beachtlich lebendig inszeniert. Auch wenn es seltsam anmutet, ausgerechnet in einer Holzhütte in Ultra Panavision 70 zu filmen – die extreme Bildbreite wird in der Regel klug ausgenutzt.

Des Filmemachers alte Freunde Samuel L. Jackson („Pulp Fiction“), Kurt Russel („Death Proof – Todsicher“), Walton Goggins („Django Unchained“), Tim Roth („Reservoir Dogs“) und Michael Madsen („Kill Bill“) treffen auf die vielversprechenden Neuzugänge Jennifer Jason Leigh („Short Cuts“), Demián Bichir („Machete Kills“) und Bruce Dern („Nebraska“). Das zweifellos talentierte Ensemble bietet hinreichend Abwechslung, allein schon durch all die sprachlichen Eigenheiten, die der Autor seinen Charakteren einpflanzte. Und, wie der Vorspann schon verrät, bleibt es ja nicht einmal bei den ebengenannten. Zudem bewegen sich die Figuren in einem herrlich detailverliebten Set. So wirkt Tarantino, trotz seines Hangs zum Ausladenden, der Langeweile gekonnt entgegen.

„The Hateful 8“ ist eine eindrucksvoll bebilderte Hommage an große Kino-Zeiten, bei der das Selbstzitat die Substanz besiegt. Als kultigster Regisseur der Gegenwart sein Setting (wieder) derart zu komprimieren, ist an sich schon ein interessantes Statement, das dank Charaktervielfalt und unvorhersehbarer Erzählbrüche unterhaltsam bleibt. Dass Tarantino erstmals auf eine eigens für ihn komponierte Filmmusik von Großmeister Ennio Morricone zurückgreifen kann, trägt deutlich zur Rundheit seines Winterwesterns bei. Eine zynische, formvollendete Theater-Fingerübung.

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