Originaltitel: The Revenant
USA | 2015 | 150 Min. | FSK: ab 16
Drama, Thriller, Abenteuer, Western
Regie: Alejandro González Iñárritu
Drehbuch: Mark L. Smith, Alejandro González Iñárritu
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson u.a.
Kinostart: 06.01.15
DVD/Blu-Ray VÖ: 19.05.16
Links zum Film: IMDb | Wikipedia
Bilder © 2015 Twentieth Century Fox
Worum geht’s?
Das winterliche Nordamerika im 19. Jahrhundert: Eine Gruppe von Männern durchwandert unerforschtes Grenzgebiet auf der Jagd nach wertvollen Pelzen. Auseinandersetzungen mit Indianern, die ihr Land verteidigen, kosten viele von ihnen das Leben. Einer der Mountain Men verletzt sich schwer und muss in unwirtlicher Wildnis zurückgelassen werden. Rachegefühle gegen einen Betrüger und ein unbändiger Überlebenswille setzen in dem Totgeweihten ungeahnte Kräfte frei.
Wie ist der Film?
Grob basierend auf dem Roman „Der Totgeglaubte“, welcher wiederum die wahre Geschichte des Trappers Hugh Glass nachvollzieht, lässt „The Revenant“ tief in eine faszinierend-grausame Welt eintauchen. So kunstvoll und gleichzeitig so authentisch wirkt ein Überlebenstrip selten. Alejandro González Iñárritu wagt sich erstmals an einen Historienfilm, doch die Handschrift des Regisseurs von „Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)“ und „Biutiful“ bleibt unverkennbar.
Nachdem die waghalsige Technik in „Birdman“ letztlich die Geschichte in den Schatten stellte, harmonieren Inhalt und Form in „The Revenant“ ungleich stimmiger miteinander. Auch „The Revenant“ brilliert mit unglaublichen Plansequenzen – wenn es gerade passt. Mit einer wohlüberlegten Mischung aus Kränen, Steadicams und Handkameras vollbringt Bildgestalter Emmanuel Lubezki („Gravity“) einmal mehr wahre Kinomagie. Was er (und die Abteilung für visuelle Effekte) aus dem Angriff eines Grizzlybären herausholten, zählt zweifellos zu den intensivsten Kinomomenten der letzten Jahre. Leider kann der Film die relativ früh angesetzte Szene nicht mehr toppen. Allerdings ist „The Revenant“ auch eine Geschichte der Reduktion.
Der eigentlich für Mittelmaß bekannte Drehbuchautor Mark L. Smith („Motel“) illustriert mit Iñárritu auf clevere Weise das Gesetz des Stärkeren, das barbarische Fundament einer Zivilisation und damit das Menschsein. Immer weiter bricht die Geschichte auf das Wesentliche herunter, was einen Menschen ausmacht und antreibt, inmitten trostloser Originalschauplätze, die durch die minimalistische Musik umso rauer wirken. Thriller und Drama wechseln sich geschickt ab.
Leonardo DiCaprio („The Wolf of Wall Street“) als Hugh Glass transportiert die Rohheit der Natur mit größter Hingabe zum Publikum. Was seiner Rolle an Facetten und Dialogen fehlt, gleicht er durch beeindruckende Präsenz so gut es geht wieder aus. Tom Hardy („Mad Max: Fury Road“) überzeugt in einer typischen, grimmigen Tom-Hardy-Rolle. Domhnall Gleeson („Ex Machina“) spielt erneut gegen sein Softy-Image an, was ihm zumindest besser gelingt als in „Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht“. Als heimlicher Star erweist sich Nachwuchstalent Will Poulter („Wir sind die Millers“), dem sicherlich noch eine steile Karriere bevorsteht.
In schwächeren Momenten erinnert „The Revenant“ zu sehr an die enervierende Esoterik von Terrence Malick („The Tree of Life“). Was überwiegt, ist ein wuchtiges Abenteuer über grundlegende menschliche Werte. Eigentlich ist der Film zu lang, und die atmosphärische Dichte droht mehrmals, ins Zähe zu kippen, wodurch er Unterhaltungswert einbüßt. Andererseits braucht „The Revenant“ ebendiese Länge zur Vermittlung der Bitterkeit, um die es geht. Ein unbequemes, beeindruckendes Erlebnis, das den Hollywoodgesetzen kühn zu trotzen und trotzdem Hollywood zu erobern weiß.
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Ein guter Film, den ich allerdings mit viel zu hohen Erwartungen gesehen habe. So fallen die dünne Story, das Missverhältnis von Form und Inhalt und die ölige Esoterik mehr ins Gewicht. Gerade die Kameraarbeit ist hier nicht so gelungen, obwohl beeindruckend, belässt den Zuschauer in der Distanz (Planfahrten). Naja, meckern auf hohem Niveau. Der Bär sollte auf jeden Fall nen Oscar bekommen.