True Grit

Filmposter True Grit

6/10

Originaltitel: True Grit
USA | 2010 | 110 Min. | FSK: ab 12
Western, Drama, Komödie, Romanadaption
Regie: Joel Coen, Ethan Coen
Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen
Besetzung: Hailee Steinfeld, Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper u.a.
Kinostart: 24.02.11
DVD/Blu-Ray VÖ: 30.06.11

Links zum Film:
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Worum geht’s?

Die 14-jährige Mattie Ross ist fest entschlossen, den Tod ihres Vaters zu rächen und den Mörder Tom Chaney zur Strecke zu bringen. Dafür engagiert sie den gealterten Haudegen Rooster Cogburn, ein U.S. Marshall, der gerne mal ein paar Whiskey zu viel trinkt und sein eigenes Gesetz macht. Zu den beiden stößt der Texas Ranger LaBoeuf. Dieser will das auf Chaney ausgesetzte Kopfgeld kassieren. Das ungleiche Trio reitet auf einer gefährlichen Reise durch die rauen Weiten der Prärie, um Chaney aufzuspüren.

Wie ist der Film?

Hurra, hurra, die Coen-Brüder haben einen reinen Western gedreht. Und weiter? Eigentlich nichts weiter, „True Grit“ ist ein reiner, klassischer Western. Dabei handelt es sich um ein Remake von „Der Marshall“ mit John Wayne (1969), beziehungsweise um eine Verfilmung des Romans, in dem die Geschichte ihren Ursprung hat. So haben die Coens also einen neuen Schritt gewagt, von kecker Genre-Hommage („Blood Simple“, „No Country for Old Men“) zum eigenen Genrebeitrag. Da schlägt das Herz des Western-Fans natürlich höher, denn die reinen Western sind seit den letzten Dekaden rar. Durch seine relative Konkurrenzlosigkeit in der heutigen Zeit setzt „True Grit“ dem Publikum die rosarote Brille auf und zaubert aus einer abgenutzten Vergeltungsgeschichte wie aus dem Nichts einen nostalgischen Charme.

Nach dem arg skurrilen „A Serious Man“ (so skurril, dass auf dieser Website bislang keine Kritik zu diesem Film zustande kam) setzen die Coens nun demonstrativ auf eine geradezu erschreckend einfache Geschichte. Mit Verständlichkeit sammelt man bei der Masse wieder Pluspunkte, das ist genehmigt. Schade nur, dass das auch den Coen-typischen, rabenschwarzen Humor betrifft. Die Dialoge in „True Grit“ haben Pepp und es gibt einige lustige Szenen mit trockenem Witz, doch bewegt sich das Ganze eben nur an der Oberfläche.

Da stellt sich natürlich die Frage, was man im Vorfeld von diesem neuen Werk von Joel und Ethan Coen erwartet hat. Ungeachtet dessen ist „True Grit“ ein dezent humorvoller Wir-reiten-mit-einer-Mission-durch-die-Pampa-Film, trotz ein bisschen Schießerei und diversen Konfliktsituationen ohne deutlich spürbare, klassische Höhepunktmomente. Dafür aber mit starken Schauspielern.

Jeff Bridges („Crazy Heart“) gibt erneut seine Paraderolle als leicht bis schwer abgehalfterter Trinker. Leider ist sein Cowboy-Gegrummel (im Originalton) so überzeichnet und akustisch unverständlich, dass es stört. Die junge Hailee Steinfeld ist eine wunderbare (nicht mehr ganz) Newcomerin. Sie spielt das altkluge Gör, ohne wie ein altkluges Gör zu wirken. Der heimliche Held von „True Grit“ – eben der, der keine Oscarnominierung erhielt – ist Matt Damon. Er spielt auf interessant anzusehende Weise den einzigen ambivalenten Charakter des Films, abgesehen vielleicht von Josh Brolins Figur, die ohnehin kaum zu sehen ist.

Zwar sah man in Western noch nicht allzu oft eine so junge Hauptfigur, doch dafür ist die „Kind reanimiert früheren Profi“-Geschichte hinreichend aus anderen Genres bekannt. Was dem Film an Originalität abgeht, macht er zumindest teilweise mit der schönen Bildgestaltung wieder wett, die sich auf hohem Niveau abspielt, aber dennoch nicht von der Handlung ablenkt. Dagegen wirkt die Musik von (wieder einmal) Carter Burwell entweder ideenlos oder bewusst widersinnig gegenüber dem Western-Flair der Bilder, was auch nicht gerade sympathisch ist.

„True Grit“ ist ein humorvolles, gut gespieltes, nüchternes Rache-Road-Movie ohne Asphalt und mit Pferden, in dem zwischendurch mal etwas passiert, das mal mehr und oft weniger mit dem Kernproblem der Handlung zu tun hat. Ein Remake mit gutem Look, das ganz von seinem rauen Retro-Charme lebt, den wenigstens die geneigten Genrefans zu spüren bekommen – im Weste(r)n nichts Neues.

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2 Kommentare

  1. Ja, schon seltsam das Damon hier hervor sticht und die anderen nicht. Obwohl ich im Kino unterhalten wurde, würde ich diesen Film kein zweites mal sehen wollen. Ist doch etwas zu platt und farblos. Selten, dass die Coens Filme machen die in sich nicht stimmig sind und uns auch keine wirkliche Geschichte erzählen.
    A serious man war toll, bin gespannt auf die Kritik.

  2. Der Film ist sicherlich einer der schwächeren Coen-Filme.
    Was eigentlich schade ist, denn die Besetzung hat schon einiges
    hergemacht. Die ein oder anderen sehenswerten Momente hat der Film jedoch und Ich habe mich auch gut unterhalten gefühlt.

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