Who Am I – Kein System ist sicher

Filmposter Who Am I

6.5/10

Originaltitel: Stereo
DE | 2014 | ca. 105 Min. | FSK: ab 12
Thriller
Regie: Baran bo Odar
Drehbuch: Baran bo Odar, Jantje Friese
Besetzung: Tom Schilling, Elyas M’Barek, Wotan Wilke Möhring, Antoine Monot Jr., Hannah Herzsprung, Trine Dyrholm u.a.
Kinostart: 25.09.14
DVD/Blu-Ray VÖ: 16.04.15

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Szenenbild © Sony Pictures Home Entertainment

Worum geht’s?

Computerfreak Benjamin sieht sich als ein Niemand. Unsichtbar. Das ändert sich, als er für einen kleinen Einbruch Sozialstunden ableistet und den charismatischen Max kennenlernt. Max lädt Benjmain in seine Hacker-Gruppe ein. Das Quartett nennt sich CLAY – Clowns laughing at you – und mischt diverse Organisationen durch virtuelle Spaßangriffe auf. Benjamin versucht sowohl seinen Schwarm Marie als auch seinen großen Hacker-Konkurrenten MRX zu beeindrucken, während die Cyber-Verbrechen immer gefährlichere Ausmaße annehmen.

Wie ist der Film?

Mit einigen Klischees spielt „Who Am I“ auf clevere Weise, andere bedient der Film plump. Irgendwo dazwischen lauert ein sehenswerter Thriller, der den internationalen Vergleich dank brisanter Thematik, stilsicherem Handwerk und guter Besetzung nicht scheuen muss.

Szenenbild Who Am IHauptdarsteller Tom Schilling („Oh Boy“) überzeugt einmal mehr als unscheinbarer Außenseiter. Elyas M’Barek („Fack Ju Göhte“) kann hier wenigstens ein Stück weit sein großes Talent ausspielen, das sonst meistens hinter allzu albernen oder zu kleinen Rollen verborgen bleibt. Wotan Wilke Möhring („Video Kings“) und Antoine Monot Jr („Absolute Giganten“) geben spaßige Sidekicks in Form des aufbrausenden Rüpels beziehungsweise stillen Zweiflers. Das Quartett ergänzt sich glänzend und bildet eine filmische Boygroup wie aus dem Lehrbuch. Hannah Herzsprung („Hell“) wirkt mit ihren strengen Zügen als Angebetete des Helden leider nicht so treffend besetzt wie ihre männlichen Kollegen. Und Trine Dyrholm („In einer besseren Welt“) bleibt als Ermittlerin recht blass.

Die Dynamik zwischen den vier Hackern bildet das klare Herzstück von „Who Am I“. Viele Aspekte der Figurenkonstellation und Erzählweise, inklusive Off-Stimme, Freeze-Frames etc., kommen dem Filmfan sehr bekannt vor. Woran er sich orientiert, macht Regisseur und Co-Autor Baran bo Odar sehr deutlich. Anders als „Stereo“, der sich ebenfalls an US-Vorbilder anlehnt, übertreibt es „Who Am I“ etwas mit den Referenzen. Glücklicherweise kriegt Odar am Ende gerade noch die Kurve und hackt sozusagen sein Publikum durch falsche Fährten. Schließlich ist die Geschichte nicht sonderlich originell, aber auch nicht ganz so platt abgekupfert wie streckenweise befürchtet.

Potenzial für Komplexität und politischen Tiefgang wäre durchaus vorhanden, doch „Who Am I“ setzt auf einfache Unterhaltung – nicht die schlechteste Entscheidung, da weniger Risiko. Mit welchen Prioritäten der Film erzählt, wird spätestens durch den surrealen U-Bahn-Schauplatz deutlich, der als Versinnbildlichung der Hacker-Treffs im Darknet dient, um technische Vorgänge schmackhaft aufzubereiten. Style steht im Vordergrund, was sich der Thriller dank solider Grundspannung auch leisten darf. Die visuellen Spielereien und vor allem der elektronische Soundtrack machen Laune; bis zur etwas ausgedehnten Auflösung regiert ein angenehm flottes Tempo. „Who Am I“ ist ein weiterer richtiger Schritt zur Image-Aufbesserung der deutschen (Genre-)Filmlandschaft.

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