Originaltitel: Donnie Brasco
USA | 1997 | ca. 126 Min. | FSK: ab 16
Drama, Thriller, Romanadaption
Regie: Mike Newell
Drehbuch: Paul Attanasio
Besetzung: Al Pacino, Johnny Depp, Michael Madsen u.a.
Kinostart: 17.04.97
DVD/Blu-Ray VÖ: 01.08.04
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IMDb | Wikipedia
Bilder © Constantin Film
Worum geht’s?
New York in den 70er Jahren. Benjamin ‚Lefty‘ Ruggiero macht den Juwelenexperten Donnie Brasco zu seinem neuen Schützling und integriert ihn in seine Mafiafamilie. Was Lefty nicht weiß: Donnie ist in Wahrheit der FBI-Agent Joseph D. Pistone, der verdeckt ermittelt. Während Pistone immer pikanteres Beweismaterial aufnimmt, entgleitet ihm sein privates Familienleben immer mehr.
Wie ist der Film?
„Donnie Brasco“ ist ein alternativer Mafiafilm. Regisseur Mike Newell („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“) ist stets auf eine gewisse Lebensnähe gepolt, zumal die Geschichte auf einem Buch beruht, welches wiederum auf wahren Begebenheiten basiert: FBI-Agent Joseph D. Pistone arbeitete tatsächlich sechs Jahre lang als verdeckter Ermittler mit dem Decknamen Donnie Brasco und zeichnete für eine Vielzahl von Mafiosi-Verhaftungen verantwortlich. So verweigert sich Newells Genrebeitrag der schillernden Scorsese-Ästhetik („GoodFellas“, „Casino“) und verzichtet auch weitgehend auf die epische Wehmut eines „Der Pate“ oder „Es war einmal in Amerika“.
Anders als die meisten Mafiafilme bis dato konzentriert sich „Donnie Brasco“ nicht speziell auf das Ganovenportrait, sondern auf die Identitätskrise zwischen zwei ähnlich kühl berechnenden Fronten – Polizei und Verbrechen – und verfolgt dabei einen recht gemächlichen, bodenständigen, um nicht zu sagen konservativen Stil. Das ist geradezu unspektakulär, doch dafür authentisch. Wirklich interessant wird „Donnie Brasco“ erst durch die hervorragende Besetzung.
Johnny Depp („Ed Wood“) hat die Rolle des Machos mit traurigem Kern verinnerlicht und zieht diese kühl und glaubhaft bis zum Ende durch. Noch mehr weiß Al Pacino („Scarface“) als Donnies Mentor zu beeindrucken. Vordergründig betrachtet hätte man genauso gut Gangsterprofi Robert De Niro in der Rolle besetzen können, doch Pacino besticht mit seiner ganz eigenen Art, durch das angesehene, alteingesessene Mafiamitglied auch den irgendwie bemitleidenswerten Verlierer, der den großen Wurf nie wirklich geschafft hat, durchscheinen zu lassen.
Michael Madsen („Reservoir Dogs – Wilde Hunde“) gibt einmal mehr seine ewige Paraderolle des kriminellen Proleten; wohl einer der letzten souveränen Auftritte, bevor er in dieser Rolle zunehmend zur Farce seiner selbst wurde. Bruno Kirby („Harry und Sally“) beweist indes, dass der Giftzwerg in zweiter Reihe nicht gleich so durchgedreht wie Joe Pesci sein muss und Anne Heche („Volcano“) bringt als verzweifelte Ehefrau gekonnt zum Ausdruck, von welchem emotionalen Konflikt die Geschichte eigentlich handelt.
„Donnie Brasco“ ist eine lakonische, letzten Endes fast nüchterne Studie innerer Zerrissenheit, die in ganz dezenten Gesten viel Schmerz auszudrücken weiß. Das alles getarnt als Gangsterfilm mit einer sympathischen Prise Humor, der nicht an die Opulenz der Großen des Genres heranreicht, aber mit seiner gesetzten, empfindsamen Art ganz eigene Vorzüge mitbringt.
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