Die Frau in Schwarz

Filmposter Die Frau in Schwarz

7.5/10

Originaltitel: The Woman in Black
GB, CA, SE | 2012 | 95 Min. | FSK: ab 16
Thriller, Horror, Drama, Romanadaption, Remake
Regie: James Watkins
Drehbuch: Jane Goldman
Besetzung: Daniel Radcliffe, Ciarán Hinds, Janet McTeer u.a.
Kinostart: 29.03.12
DVD/Blu-Ray VÖ: 09.08.12

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia | film zeit
Bilder © Concorde Filmverleih

Worum geht’s?

Großbritannien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der junge Vater und Witwer Arthur Kipps reist für die Anwaltskanzlei, in der er arbeitet, von London zum abgelegenen Eel Marsh House im Norden, um dort den Nachlass der verstorbenen Besitzerin zu regeln. Als er sich entgegen der Warnungen der Dorfbewohner im eigentlich verlassenen Herrenhaus einquartiert, erscheint ihm mehrmals eine Frau in Schwarz, die plötzliche Tode mit sich bringt.

Wie ist der Film?

Die Hammer-Filme sind wieder da. In den 50er Jahren durch blutige Neuauflagen von Frankenstein, Dracula & Co berühmt geworden und Ende der 70er Konkurs gegangen, feiert Hammer Films seit 2008 mit vereinzelten Gruselproduktionen die Wiederauferstehung. In deutsche Kinos schaffte es unter dem Hammer-Label zuletzt das akzeptable Hollywood-Remake „Let Me In“. Mit „Die Frau in Schwarz“, nach dem gleichnamigen Roman, startet die wiederbelebte Produktionsfirma erst richtig durch. 1989 bereits als unspektakuläre TV-Variante verfilmt, zieht die neue Adaption von James Watkins („Eden Lake“) alle Register.

Szenenbild Die Frau in SchwarzWer einfach mal wieder Lust auf klassischen Geisterhorror hat, ist bei „Die Frau in Schwarz“ an genau der richtigen Adresse. Das ist der Film, bei dem man sich in den Arm des Sitznachbarn krallt. Das ist der Film, bei dem man sich vor Angst tatsächlich die Augen zuhalten möchte. (Vorausgesetzt natürlich, das Ambiente stimmt – besser noch alleine zu Hause und mit Kopfhörern statt im vollen Kino.) Das ist mal wieder ein echter Gänsehaut-Film.

Nachdem sich „Insidious“ und „Don’t Be Afraid of the Dark“ jüngst bereits in bewusst altmodischem Stil an die klassischen Spukhausfilme anlehnten, aber in der Gegenwart spielten, geht „Die Frau in Schwarz“ mit der Rückreise in die Edwardische Epoche noch einen Schritt weiter, was sich als entscheidender Vorteil erweist. Die befremdlichen Kulissen sowie insbesondere das Bewusstsein, in der von der Außenwelt abgeschnittenen Geistervilla kein Telefon oder gar Internet zu haben und nur auf eine Kutsche warten zu können, verstärkt die Spannung der ohnehin schon überaus stimmungsvoll inszenierten Situation um ein Vielfaches.

Da Daniel Radcliffe hier versucht, nach sieben „Harry Potter“-Streifen von seinem tief verankerten Zauberlehrling-Image loszukommen, ist es regelrecht überraschend, dass „Die Frau in Schwarz“ nur ganz nebenbei diesem Zweck dient und an sich ein außerordentlich gelungener Film ist. Radcliffe jedenfalls macht seine Sache schlichtweg gut und schüttelt seine Vergangenheit in den anderthalb Stunden mühelos ab. Zwar wirkt und ist der damals 21jährige für die Rolle des Vaters eines vierjährigen Sohnes etwas zu jung, woran auch der demonstrative Sechstagebart nicht viel ändert, doch fällt dies zum Glück kaum ins Gewicht. Wenn Radcliffe gerade nicht die One-Man-Show macht, gefällt an seiner Seite Ciarán Hinds („Dame, König, As, Spion“) als Freund und Helfer, der mit kleinen Gesten für viel Sympathie sorgt.

Ab einem gewissen Punkt ist „Die Frau in Schwarz“ fast gänzlich auf die sogenannten Jump Scares, also Erschreck-Momente ausgelegt, was irgendwann entschieden zu viel wäre, würden sie nicht so schrecklich gut funktionieren. Mit den verheißungsvollen Kamerabewegungen durch die verwinkelten Räume in entsättigten Farben schafft Watkins eine Anspannung, die bis zum großen „Buh!“ an den Nerven zerrt – und damit reinen Grusel allererster Güte. Bei derartiger Pulsbeschleunigung war die FSK 12 der Kinoauswertung etwas verwunderlich, schließlich wird körperliche Gewalt nahezu ausgespart, dafür aber ordentlicher Druck auf die Psyche ausgeübt. Allerdings erscheint die Heimkinoversion mit FSK 16-Siegel (und sechs Sekunden mehr Material).

„Die Frau in Schwarz“ ist konsequent altmodischer Spukhaus-Grusel, wie er in letzter Zeit oft versucht, aber nie derart atmosphärisch und unheimlich erreicht wurde. Nicht allzu nah an der Buchvorlage, dafür mit mutigen Abwandlungen. Gegen ausnahmslos bekannte Versatzstücke ist eben nichts einzuwenden, wenn sie nochmal derart effektiv eingesetzt werden.

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Schloss des Schreckens
Insidious
Bis das Blut gefriert
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2 Kommentare

  1. Besser als Alien und Aliens bewertet?
    Naja, und das wirklich schlechte Ende unterschlagen?
    Atmosphärisch ist der Film toll und er funktioniert herrlich als Erschrecker, aber die Geschichte ist doch wirklich sehr sehr mäßig. (Das Auto, dass den Karren aus den Dreck zieht…)
    Interessant auch wie hier versucht wurde eine Art “The Ring”-Feeling in einen klassischen Gruselfilm zu importieren.

    • Ja, fand ich gelungener. Wenn der Film einfach mehr mit mir anstellt und daher besser unerhält, kenne ich da keine Gnade. Aber Bewertungen verschiedener Filme miteinander zu vergleichen ist immer so ne Sache…

      Das Ende hab ich unter den mutigen Abwandlungen im letzten Absatz verbucht. 😛

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