Originaltitel: Peeping Tom
GB | 1960 | ca. 97 Min. | FSK: ab 12
Thriller, Horror
Regie: Michael Powell
Drehbuch: Leo Marks
Besetzung: Karlheinz Böhm, Moira Shearer, Anna Massey u.a.
Kinostart: 17.02.1961
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.02.06
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Bilder © STUDIOCANAL
Worum geht’s?
Wenn er sie mit seiner privaten Kamera, ohne die er nicht das Haus verlässt, gefilmt hat, ist es schon zu spät – dann wird Marc Lewis, der als Kameramann beim Film sowie als Fotograf für schmutzige Herrenmagazine arbeitet, zum Mörder. Die Opfer sind stets Frauen, deren Todesangst er sich immer wieder auf seiner heimischen Leinwand ansieht. Nur bei seiner jungen Untermieterin Helen, die ihn wirklich zu mögen scheint und von seiner dunklen Vergangenheit erfährt, versucht er, dem Drang zu widerstehen.
Wie ist der Film?
Nur wenige Monate vor „Psycho“ hatte eine britische Produktion Premiere, die erstaunliche Gemeinsamkeiten mit Alfred Hitchcocks Kassenschlager aufweist, zunächst aber auf mehr Ablehnung als alles andere stieß: „Augen der Angst“ (Originaltitel: „Peeping Tom“, englischer Ausdruck für einen Spanner). Regisseur Michael Powell zeigte eine psychologische Studie, die in düstere Abgründe führt, zumindest für damalige Verhältnisse, und verbaute sich durch den damit ausgelösten Skandal seine Karriere. Dabei ist „Augen der Angst“ einfach nur mutig und seiner Zeit voraus.
Auch Hauptdarsteller Karlheinz Böhm, berühmt geworden als Kaiser Franz in der „Sissi“-Trilogie, erlitt vorübergehend einen herben Rückschlag, nachdem er durch seine Darbietung als Psychopath mit ungeklärtem Akzent schockierte. Dabei ist dieser Imagewechsel aus heutiger Sicht sehr sympathisch, nicht zuletzt da die Figur Themen vorwegnimmt, die sich in der Konsumgesellschaft erst später richtig ausprägten und im Kern immer noch aktuell sind. „Augen der Angst“ erzählt von Voyeurismus, Obsession, Perversion und deutet das Prinzip des Snuff-Films (die Aufnahme eines realen Mordes) an, über ein Jahrzehnt bevor sich dieser Begriff überhaupt etablierte.
Da der Mörder auch als Sympathieträger präsentiert wird, wirkte „Augen der Angst“ seinerzeit zutiefst verunsichernd, was sich inzwischen erübrigt hat. Wir wissen und akzeptieren heute, dass wir alle Voyeure sind und uns der Film auf überspitzte Weise auch einen Spiegel vorhält, und können mit dem gesunden zeitlichen Abstand sagen, dass Böhm als hübsche Version von Peter Lorre („M – Eine Stadt sucht einen Mörder“) eine wirklich gute, unheimlich-charismatische Figur macht. Leider muss man damit leben, dass im Film bis zum letzten Moment niemand zu bemerken scheint, wie verdammt gruselig der Typ sich aufführt.
„Augen der Angst“ beschreibt also eine krankhafte Manie gegenüber Frauen als Effekt einer verkorksten Erziehung, als Pendant zu Norman Bates („Psycho“, „Psycho II“, „Psycho III“, „Psycho IV“) sowie durch das Voyeurismus-Motiv allgemein als Pendant zu mehreren Filmen von Hitchcock, für welchen Powell mehrmals arbeitete. Es liegt aber auch eine Doppeldeutigkeit vor, eine hübsche Film-Metapher, dergestalt, dass sich der Kameramann im Film auf den realen Regisseur übertragen lässt, der von seinem lebenden Material besessen ist, wie auch auf das reale Publikum, das sich dem Drang, zuzusehen hingibt.
Warum aber wird hier fast nur auf die Metaebene und die filmhistorische Bedeutung eingegangen? Nun, das ist der springende Punkt: viel mehr ist der Film nicht. „Augen der Angst“ ist ein ganz gut gemachter, ganz gut gespielter Thriller mit Horrorelementen, der von seiner Botschaft lebt und dabei so manche Längen hat, von Klassiker-Enthusiasten gerne mit Suspense verwechselt. Für die Zeit zwar erfrischend verrucht, ist es letztlich auch nur ein Film, der zur ‚falschen‘ Zeit am richtigen Ort war und dafür nachträgliches Lob genießt.
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