Originaltitel: Blutgletscher
AT | 2013 | 96 Min. | FSK: ab 16
Horror
Regie: Marvin Kren
Drehbuch: Benjamin Hessler, Marvin Kren
Besetzung: Gerhard Liebmann, Edita Malovcic u.a.
Kinostart: 06.02.14
DVD/Blu-Ray VÖ: 21.03.14
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Bilder © Allegro Film / Harald Kienzl
Worum geht’s?
Ein dreiköpfiges Klimaforschungsteam und ihr Techniker Janek machen in den Alpen eine seltsame Entdeckung: Aus einem der Gletscher tritt eine rote Flüssigkeit aus, die organisch zu sein scheint. Das ‚Gletscherblut‘ hat verheerende Auswirkungen auf die Tiere in der Gegend und wird somit auch für die Menschen zur tödlichen Bedrohung. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kommt auch noch Besuch, darunter Janeks Ex.
Wie ist der Film?
Deutschsprachiges Horrorkino – ein weiterer Anlauf. „Die Fliege“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ und „Alien“ treffen sich in den Alpen. Wie schon in ihrem ersten Langfilm „Rammbock“ wollen Regisseur Marvin Kren und Autor Benjamin Hessler nicht US-Standards imitieren, sondern bauen die regionalen Eigenheiten des Produktionsstandorts bewusst in die Handlung ein. Das ist so sympathisch wie gefährlich, denn ihr Rezept besitzt einen eigenen Charme, kämpft aber immer wieder mit der Glaubwürdigkeit.
Während in „Rammbock“ der Zombie-Virus ausbricht, verwendet „Blutgletscher“ die Bausteine des Tier- und Bodyhorrors beziehungsweise ‚Creature Features‘. Doch nur um eine seichte Metapher zu propagieren: Der Mensch ist schuld daran, dass der Gletscher blutet / schmilzt, und die Natur hat sich nun zu rächen. Das äußert sich im üblichen Lagerkoller, in diversen Ekel- und plumpen Erschreck-Momenten, jedoch mit einer eher ungewöhnlichen Figurenkonstellation.
„Blutgletscher“ setzt auf einen vergleichsweise hohen Altersdurchschnitt der Charaktere und lässt hier vor allem die Frauen die Hosen anhaben, weit über das typische ‚Final Girl‘ hinaus. Powerfrauen sind willkommen. Nur die generelle Auswahl der Identifikationsfiguren gestaltet sich für die klassische Creature-Feature-Zielgruppe etwas problematisch, wenn ein vollbärtiger Urösterreicher und eine betagte Ministerin den Tag retten müssen. Hauptdarsteller Gerhard Liebmann (Österreichischer Filmpreis 2014) zeigt sich sehr engagiert, doch schauspielerisch ist „Blutgletscher“ insgesamt durchwachsen. Gerade wenn harte Diskussionen oder Panik gefragt sind, bewegt sich das zur Improvisation angeregte Ensemble nah an der unfreiwilligen Komik.
Als zweite Gefahrenquelle bleibt die Überzeugungskraft der Kreaturen. Doch in diesem Punkt setzt „Blutgletscher“ das überschaubare Budget weise ein. Kren hat sich kompetente Leute ins Boot geholt und weiß, wie viel man zeigen darf und was sich in den Köpfen des Publikums abspielen soll, im Zusammenspiel mit einer gelungenen Tongestaltung. Erfreulicherweise sind die Monster-Effekte weitestgehend handgemacht und detailverliebt, sodass sie funktionieren. Das permanente Wackeln der Schulterkamera erledigt den Rest.
Dezent trashig, wie der Titel klingt, ist das Endprodukt auch geworden, was den Machern aber bewusst sein dürfte. Irgendwo zwischen originell und befremdlich haben Kren und Hessler mit dem solide getricksten, ulkig besetzten, dramaturgisch unspektakulären „Blutgletscher“ keinen großen Wurf gelandet. Doch sie sollten unbedingt weitermachen, denn ihre Ideen haben nach wie vor Potential, und das deutschsprachige Genrekino, an dem sich andere Filmteams immer wieder die Finger verbrennen, braucht Querdenker wie diese.
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