Originaltitel: Bram Stoker’s Dracula
USA | 1992 | 128 Min. | FSK: ab 16
Horror, Drama
Regie: Francis Ford Coppola
Drehbuch: James V. Hart
Besetzung: Gary Oldman, Winona Ryder, Anthony Hopkins u.a.
Kinostart: 11.02.93
DVD/Blu-Ray VÖ: 17.06.99/08.07.07
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Szenenbild © Sony Pictures Home Entertainment
Worum geht’s?
1462, nach dem Fall von Konstantinopel: der rumänische Ritter Dracul kehrt aus dem Krieg heim und findet seine Frau Elisabeta tot vor. Am Boden zerstört schwört er dem Christentum ab und wird daraufhin zu ewigem Leben als Vampir verdammt. Jahrhunderte später reist der Londoner Anwalt Jonathan Harker wegen eines Immobiliengeschäfts zu einem gewissen Graf Dracula nach Transsilvanien. Dracula entdeckt, dass Harkers Verlobte Mina aussieht wie Elisabeta.
Wie ist der Film?
Happy End, sozusagen, für den berühmtesten Blutsauger der Literaturgeschichte. Zahlreiche Dracula-Verfilmungen hatte es bis dato gegeben, am einflussreichsten „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“ aus Deutschland und die Variante der Universal Studios mit Bela Lugosi, bis hin zu Experimenten wie „Blacula“. Aber eben keine, die sich tatsächlich eng an die 1897 erschienene Vorlage von Bram Stoker hielt. Regisseur Francis Ford Coppola („Der Pate“, „Apocalypse Now“) erweist dem Romanautor die Ehre und schafft nicht unbedingt die beste, aber die schönste Adaption.
Ein paar Freiheiten nehmen sich auch Coppola und seine Autoren, um die titelgebende Hauptfigur tragischer und plausibler zu gestalten. Doch Ablauf sowie Erzählweise entsprechen dem Roman, der sich gänzlich aus Tagebucheinträgen, Briefen und ähnlichen Schriften zusammensetzt. Visuell begeistert „Bram Stoker’s Dracula“ durch prächtige Kostüme, düster-hochstilisierte Kulissen und wunderbar altmodische Spezialeffekte, ohne falsche Bescheidenheit untermalt von Wojciech Kilars dramatischer Musik. Eine fast perfekte Besetzung rundet das schaurige Spektakel ab.
Gary Oldman („JFK – Tatort Dallas“) lässt sich von unterschiedlichsten Einschränkungen durch Kleidung und Makeup nicht beirren und brilliert mit den zahlreichen Gesichtern des Gestaltwandlers Dracula. Vom Greisen über das Monster bis hin zum jungen Verführer meistert er ein beachtlich breites Charakterspektrum. Zart, verletzlich und doch stark spielt die schöne Winona Ryder („Edward mit den Scherenhänden“) die mehrfache Geliebte in einer Doppelrolle. Für das Publikum kein Problem, nachzuvollziehen, wie um ihre Charaktere ein so großer Aufruhr entsteht. Dass Anthony Hopkins („Das Schweigen der Lämmer“) einen stilvollen Van Helsing abgibt, steht außer Frage.
Auch in den Nebenrollen findet sich reichlich Talent, etwa der faszinierende Tom Waits oder Monica Belucci, hier in ihrem allerersten Filmauftritt, wortlos, aber einprägsam. Es ist eine Traumbesetzung – wäre da nur nicht der für die junge Zielgruppe hinzugezogene Keanu Reeves („Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit“) als Harker. Er spielt hölzern, scheitert bereits am Akzent seiner Rolle und wirkt oft deplatziert. Man stelle sich vor, der fast gleichaltrige Johnny Depp hätte den Part übernommen – es wäre ein schier unschlagbares Ensemble.
Der relativ romangetreue, atmosphärisch dichte „Bram Stoker’s Dracuka“ ist ein filmischer Genuss (schön: sogar eine kleine Hommage an die Entstehung des Kinos findet Platz, zumal der Roman um jene Zeit herum erschien). Nur gerät die vollgepackte Geschichte ab dem letzten Drittel etwas sperrig. Coppolas opernhafter, detailverliebter Stil entwickelt bei einer zweistündigen Laufzeit irgendwann doch arg viel Gewicht, und plötzlich haben die abgespeckten Dracula-Verfilmungen der Vergangenheit wieder all ihre Daseinsberechtigung. Nichtsdestotrotz bleibt „Bram Stoker’s Dracula“ ein einzigartiges, beeindruckendes Horror-Liebesdrama.
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