Originaltitel: Inside Llewyn Davis
USA | 2013 | 105 Min. | FSK: ab 6
Drama, Komödie, Musikfilm
Regie: Joel Coen, Ethan Coen
Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen
Besetzung: Oscar Isaac, Carey Mulligan, John Goodman u.a.
Kinostart: 05.12.13
DVD/Blu-Ray VÖ: 10.04.13
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Bild © STUDIOCANAL
Worum geht’s?
New York, 1961. Folksänger Llewyn Davis zieht mit seiner Gitarre durch die Stadt und versucht, sich mit kleinen Auftritten in Kneipen über Wasser zu halten. Für eine Wohnung reicht sein Geld nicht, so schläft er auf Sofas von Bekannten, darunter Jean, die ihn wüst beschimpft, weil sie schwanger ist und nicht weiß, ob das Kind von Llewyn oder ihrem Freund Jim ist. Mit einer Reise nach Chicago zu einem bekannten Musikproduzenten will Llewyn seiner Misere endlich entkommen.
Wie ist der Film?
Diese Coens, machen einfach mal einen Film, in dem der Protagonist eine Reise antritt, ohne dass am Ende eine Entwicklung stattgefunden hat – weil sie es können. „Inside Llewyn Davis“ ist eine herrlich unamerikanische Verlierergeschichte, mit dem sich das kultige Regie-Duo („The Big Lebowski“) ein weiteres Mal neuerfindet, aber auch an alte Stärken erinnert. Inspiriert von der Autobiografie des fast vergessenen Folksängers Dave Van Ronk (eine seiner Platten hieß „Inside Dave Van Ronk“) zeichnet „Inside Llewyn Davis“ das romantische Bild des Heimatlosen, der für die (und von der) Musik lebt, nur um es gleich wieder zu entromantisieren.
In der winterlich-tristen Kulisse besticht vor allem der typische Coen-Humor – trocken, bissig und wohldosiert. Die Brüder beweisen ein ausgezeichnetes Gespür für authentische wie unterhaltsame Dialoge, weshalb man gerne zusieht, wie sich alles nur im Kreis dreht. Mit Oscar Isaac („Drive“) fand sich unverhofft ein brillanter Hauptdarsteller, der genauso überzeugend singt und Gitarre spielt wie er den glücklosen Streuner verkörpert, stets ein bisschen aufrichtiger als seine aalglatten Musikerkollegen. Den Stars John Goodman („Argo“) und Justin Timberlake („The Social Network“) haftet leider der Eindruck des bloßen Gastauftritts an – wenn auch amüsant, während Carey Mulligan („Der große Gatsby“) einen tieferen Eindruck hinterlässt. Es ist sehr sympathisch, überraschend und durchaus glaubhaft, sie mal richtig giftig zu erleben, statt immer nur als zerbrechliches Blondchen.
Überhaupt erst angetrieben wird „Inside Llewyn Davis“ natürlich durch die schöne Musik. Musik ist Geschmackssache, doch es liegt auf der Hand, dass die Folksongs in der Art ihrer Darbietung etwas wunderbar Ehrliches haben, erst Recht weil nahezu alle Stücke live eingesungen sind. Musik-Schwergewicht T-Bone Burnett („Crazy Heart“) stellte in Zusammenarbeit mit Markus Mumford von Mumford & Sons einen bezaubernden Soundtrack zusammen, der die magische, filmisch noch recht unverbrauchte Umbruchphase widerspiegelt, in der die Geschichte spielt: das Folk-Revival war schon irgendwie im Gange, der durch Bob Dylan angeführte Boom hatte aber noch nicht begonnen.
Mit „Inside Llewyn Davis“ gelingt es den Coen-Brüdern, das Schräge von „Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger?“ und „A Serious Man“ sowie das Nüchterne von „No Country for Old Men“ und „True Grit“ stimmig auszubalancieren. Ein guter Querschnitt der Coenschen Markenzeichen also, bis auf die Gewalt – an deren Stelle tritt hier die Gefühlsgewalt der Musik. Zwar besteht der Plot im Grunde nur aus einer Reihe von mal mehr, mal weniger skurrilen Erlebnissen, die unseren Antihelden Llewyn Davis nicht weiterbringen, aber dafür wurden extra ein paar Szenen mit einer Katze eingebaut. Die Leute lieben Katzen.
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Auch wenn mir die Ästhetik ein wenig zu glatt war, ist es ein toller Film. Ein schönes Musik- und Kino-Erlebnis.
Und die Katze ist nicht eingebaut, sie ist so essenziell, wie in Big Lebowski der Teppich!