Joker

Filmposter Joker

7.5/10

Originaltitel: Joker
USA | 2019 | 122 Min. | FSK: ab 16
Drama
Regie: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver
Besetzung: Joaquin Phoenix, Robert De Niro, Zazie Beetz u.a.
Kinostart: 10.10.19
DVD/Blu-Ray VÖ: 12.03.20

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © 2019 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved. TM & © DC Comics

Worum geht’s?

Gotham City, Anfang der 80er Jahre. Der sozial unbeholfene Arthur Fleck lebt bei seiner Mutter und arbeitet als Partyclown. Sein Traum ist eine Karriere als Stand-up-Comedian, doch sein Wohlwollen stößt auf Ablehnung. Arthur wird schikaniert, bis er sich schließlich wehrt.

Wie ist der Film?

Es war sicherlich Heath Ledgers Performance in „The Dark Knight“ (2008), die den Joker zum beliebtesten Psychopathen der Kinowelt machte, und ohne die es „Joker“ (2019) wohl nicht geben würde. So war Regisseur Todd Phillips („Hangover“) ermutigt, den Clown gründlicher zu erforschen, und das Studio war ermutigt, dem Konzept grünes Licht zu geben. Und dafür darf man dankbar sein, gerade weil „Joker“ eben nichts mit „The Dark Knight“ oder ähnlichen Comic-Adaptionen gemein hat.

Szenenbild Joker„Joker“ spielt im bekannten Batman-Universum, steht jedoch für sich allein, ohne Bezug zu anderen Filmen. (Ein Grund mehr, das DC Extended Universe als gescheitert zu betrachten.) Unter dieser Prämisse entsteht eine ungewohnt realitätsnahe Charakterzeichnung. Furiose Action hat „Joker“ kaum nötig, weshalb die Produktionskosten auch verhältnismäßig gering ausfielen. Spielte die Geschichte nicht im Batman-Universum und ließe sie die Batman-Referenzen weg, würde sich nur ein Bruchteil des Publikums für sie interessieren. Aber dank des Hypes um die Marke ‚Joker‘ schafft es ein eher leises Drama an die Spitze der Kinocharts und erweitert dort Mainstream-Horizonte.

Joaquin Phoenix („The Master“, „Her”) ist mal wieder eine Wucht. Von der Körperhaltung bis zur kleinsten Gesichtsregung perfektioniert er seine Rolle. Nach Cesar Romero in „Batman hält die Welt in Atem“ (1966), Jack Nicholson in „Batman“ (1989), dem bereits erwähnten Heath Ledger sowie Jared Leto in „Suicide Squad“ (2016) gibt Phoenix den emotionalsten und vielleicht auch intensivsten Kino-Joker aller Zeiten. Die restliche Besetzung von „Joker“ bleibt unweigerlich im Schatten, obwohl Größen wie Frances Conroy („American Horror Story“) und Robert De Niro dabei sind. De Niros Besetzung dient vor allem als cooles Augenzwinkern: Man kennt ihn aus „Taxi Driver“ – zweifellos eine Inspiration für „Joker“ –, er spielte aber auch „The King of Comedy“, was noch ironischer ist.

„Joker“ entfachte neue Diskussionen um filmische Gewalt und die Gefahr der Nachahmung, befeuert durch mediale Berichterstattung. Der Film arbeitet mit einschneidenden Gewaltspitzen, doch wer ernsthaft denkt, dieser Film ermutige zu Gewalt, hat gar nichts verstanden. Viel mehr regt „Joker“ zu mehr Bewusstsein für psychische Krankheiten an, um etwaige Katastrophen zu verhindern. Die 2010er waren das Jahrzehnt der seelisch Verletzten und persönlichen Befindlichkeiten – die Neubearbeitung des Jokers ist die angemessene Reaktion darauf, mitfühlend wie auch provozierend. Die Inszenierung spiegelt dabei das New Hollywood der 70er Jahre, mit „Taxi Driver“ & Co, weil auch damals konservative Strukturen aufgerüttelt wurden.

Der Clown aus Gotham City wurde noch nie so ernst genommen, und es funktioniert glänzend. „Joker“ ist schlüssig und gleichzeitig wunderbar unzuverlässig erzählt, sodass das Publikum sich mit der komplexen Hauptfigur identifizieren und die Geschichte selbst interpretieren kann. Ein fast schon schlichtes, politisches, von Phoenix herausragend gespieltes Psychodrama im gelungenen Retro-Look, das den aktuellen Superhelden-Blockbustern mal eben die lange Nase zeigt.

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Taxi Driver

5 Kommentare

  1. Joaquin Phoenix ist extrem gut in seiner Joker-Rolle. Allein dafür lohnt sich schon der Kinobesuch. DC sollte einfach weiterhin auf derlei Solofilm-Verwertung setzen. Dieses Universum-Marvel-Gehabe passt da nicht wirklich.

  2. Meine Bekannten waren leicht enttäuscht von dem Film. Entsprechend bin ich mit einer niedrigen Erwartungshaltung an Joker herangegangen. Ich hab ihn im Heimkino angeschaut.
    Nach dem Abspann fand ich den Film gut. Mir war bewusst, dass es kein Joker a la Heath Ledger sein wird – diesen Anspruch hatte der Film auch nicht. Nach zwei, drei Tagen, nachdem der Film gesagt ist, ist er mir sehr positiv in Gedanken geblieben. Ich will gern mehr, sei es Joker oder ein anderer Protagonist.

    PS: Die Videothek in meiner Stadt hat nun auch, nach kämpfen, geschlossen.

    PPS: Zurzeit gibst du den Filmen keine guten Bewertungen, allesamt um die 6/10 Punkten. 😉

    • Leicht enttäuscht klingt, als hätten deine Bekannten ein Spektakel wie die gängigen Comicverfilmungen erwartet. Das Coole an „Joker“ ist ja gerade, dass er das nicht ist. Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass der Film nach etwas Zeit noch wächst.

      Zu den Wertungen: Es wird halt nicht gerade leichter, mich zu beeindrucken. 😉
      Da ich mir selbst aussuche, was ich angucken möchte und meine Vorlieben gut kenne, ist es logisch, dass ich einen Großteil der Filme zumindest okay finde. Wirklich herauszustechen ist aber eben auch schwer. So pendelt sich sehr viel im Bereich 6 bis 7 Punkte ein. Aber wenn du alles verfolgst, findest du auch immer wieder Ausreißer. 🙂

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