Love

Filmposter Love

6.5/10

Originaltitel: Love
FR | 2015 | 135 Min. | FSK: ab 18
Drama, Erotik
Regie: Gaspar Noé
Drehbuch: Gaspar Noé
Besetzung: Karl Glusman, Klara Kristin, Aomi Muyock u.a.
Kinostart: 26.11.15
DVD/Blu-Ray VÖ: 29.01.16

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Bilder © AlamodeFilm

Worum geht’s?

Der Amerikaner Murphy lebt in Paris mit der jungen Französin Omi. Die beiden ziehen ihren gemeinsamen Sohn auf. Die Schwangerschaft war ungewollt und markierte das Ende von Murphys voriger Beziehung mit Electra. Doch er kann Electra nicht vergessen. Als er am Neujahrstag erfährt, dass Electra verschwunden ist, holt ihn die Vergangenheit mit voller Wucht wieder ein.

Wie ist der Film?

Der Provokateur weicht dem Romantiker. Denn mit seinem vierten Langfilm „Love“ nimmt sich Regisseur und Autor Gaspar Noé („Enter the Void“) vor, einfach nur die junge Liebe in all ihren Facetten abzubilden – Zärtlichkeit, Leidenschaft, Sex, Schmerz. Visuelle Spielereien fallen reduziert aus; abgesehen von ihrer Kubrick-artigen Präzision wirkt die Bildsprache zurückhaltend. Selbst die Musikuntermalung mutet konventionell an. Diesmal ist es realer Geschlechtsverkehr ohne Tricks und Doubles, mit dem Noé sein Publikum konfrontiert; nur ist die Konfrontation eigentlich keine Konfrontation, sondern vielmehr eine löbliche Nichtauslassung.

Szenenbild LoveZu einer Beziehung gehört Sex, also bindet Noé ihn mit erfrischender Selbstverständlichkeit ein, wenn er eine Liebe von Anfang bis Ende untersucht. Freilich kippt die Selbstverständlichkeit zeitweise ins bewusst Provokante, doch letztlich nur, um den Appell für ein freieres Kino zu untermauern. Vorbei sind die Grenzerfahrungen à la „Irreversibel“, denn in der Generation Porno unternimmt „Love“ im Grunde nur etwas Aufklärungsarbeit. Es geht weder zimperlich, noch überhöht zu.

Die explizite Nacktheit unterbricht den Erzählfluss nicht, sie ist ein logischer Teil von ihm. Seine Liebesgeschichte erzählt Noé sehr verschachtelt, doch auch die ständigen Zeitsprünge weiß er schlüssig zu inszenieren, um schließlich die ganze Tragweite des Dramas zu enthüllen. Aufpeppen: ja, Effekthascherei: nein. (Für diese Rezension lag die 3D-Version nicht vor – allem Anschein nach macht sie aber ohnehin nur in vereinzelten Momenten einen deutlichen Unterschied.) Der Filmmacher wirkt reifer und zugänglicher, verliert dafür aber seine Schockwirkung und hat wenig zu sagen – ein zweischneidiges Schwert.

„Love“ ist ein – besonders für Gaspar Noés Verhältnisse – geradezu banales Melodram, das jedoch einen kreativen wie ehrlichen Umgang mit seinem Thema pflegt; als Beziehungschronik ähnlich authentisch wie der vergleichbare Cannes-Hit „Blau ist eine warme Farbe“, wenn nicht authentischer. Noé besticht vor allem durch sein Händchen für ein unerfahrenes Ensemble, das zu mutiger Hochleistung aufläuft. In zahlreichen, sehr langen Einstellungen wird eine gewisse Grundspannung konstant gehalten. Plakative Selbstreferenzen stellen sicher, dass „Love“ sich stimmig in Noés Filmografie eingliedert, nichtsdestotrotz handelt es sich um seinen mit Abstand angenehmsten Film.

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