Originaltitel: Saturday Night Fever
USA | 1977 | ca. 113 Min. | FSK: ab 12
Drama, Musikfilm
Regie: John Badham
Drehbuch: Nik Cohn, Norman Wexler
Besetzung: John Travolta, Karen Lynn Gorney, Barry Miller u.a.
Kinostart: 13.04.78
DVD/Blu-Ray VÖ: 04.10.03
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Bilder © Paramount
Worum geht’s?
Der junge Italo-Amerikaner Tony Manero wohnt mit seiner Familie in Brooklyn und arbeitet in einem kleinen Baumarkt. Sein Lichtblick im tristen Alltag ist der Samstagabend. Dann geht er mit seinen halbstarken Freunden in die örtliche Diskothek ‚2001 Odyssey‘ und genießt seinen Ruf als König der Tanzfläche. Die Frauen liegen Tony zu Füßen, doch der hat nur Augen für die geheimnisvolle Stephanie, mit der er am Tanzwettbewerb der Disco teilnehmen will.
Wie ist der Film?
„Saturday Night Fever“ (früher: „Nur Samstag Nacht“) markiert nicht nur den endgültigen Durchbruch von John Travolta (erster Kinoauftritt in „Carrie“), sondern auch den Gipfel der Disco-Ära. Wohl nie zuvor hatte ein Film allein durch seine Musik einen derartigen Einfluss auf sein Publikum. Hauptgrund sind eine clevere Marketingstrategie sowie die Bee Gees, die den phänomenalen Soundtrack dominieren und die entsprechende Platte auf das Siegertreppchen der erfolgreichsten Filmmusiken aller Zeiten beförderten.
Um einen klaren roten Faden schlängelt sich die Geschichte gekonnt herum. Dafür spiegelt sie intensiv ein Lebensgefühl wider, das untrennbar zu den wilden 70ern gehört, im Kern aber auch zeitlos ist: ein Mal (die Woche) vom tristen Alltag entfliehen, in eine andere Welt eintauchen und der Star des Abends sein. Doch „Saturday Night Fever“ ist mitnichten nur darauf konzentriert, wer unter der Discokugel die eleganteste Choreografie hinlegt, sondern erweist sich als freimütige Milieustudie über New York City. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Film rückblickend beinahe eine versöhnliche Glitzervariante von „Taxi Driver“.
Das rituelle Tanzen der Hauptfiguren stellt in „Saturday Night Fever“ einen Ruf nach Freiheit dar, die Vorbereitung für ein besseres Leben, den Sprung über den Teich. Zwischen den Disco-Sequenzen sind die Sorgen und Ängste der Charaktere schön subtil, wie beiläufig eingearbeitet. Ungewollte Schwangerschaft und Identitätskrise hier, Homophobie und Rassismus da , das sind alles Puzzleteile für Sozialkritik, die nie den Zeigefinger erhebt, sondern sich einfach von den unterhaltsamen Handlungselementen – Party und Liebschaften – mitziehen lässt.
Um ein breiteres Publikum zu erreichen kam „Saturday Night Fever“ seinerzeit in einer stark entschärften Fassung mit niedrigerer Altersfreigabe nochmal ins Kino, doch heute wird auf DVD und Blu-ray zum Glück nur noch die ungekürzte Version vertrieben, auch für Jüngere. Schließlich sind Sex, Drogen und Kraftausdrücke ein genauso elementarer Bestandteil der Erzählung wie die Tanzszenen. Andernfalls wäre sie unvollständig und in ihrer Aussage völlig flach. Sylvester Stallone („Rocky“) versuchte als Regisseur fünf Jahre später an den Erfolg von „Saturday Night Fever“ anzuknüpfen, zeigte mit seiner Fortsetzung „Staying Alive“ jedoch nur, dass Tanzteufel Travolta ohne Selbstfindungsmotiv und den Brennpunkt Brooklyn nicht mehr viel hergibt.
Es sind der Megahit an Megahit reihende Soundtrack, die schillernden Outfits und die umwerfend ausgestattete Diskothek an sich, womit „Saturday Night Fever“ immer wieder in den Bann zieht. Aber auch der begnadete Travolta – eine Art James Dean der späten 70er – und die meist von ihm getragenen, scharfzüngigen Dialoge. Am Ende hat der Film hinter der farbenfrohen Fassade wenig Konkretes zu sagen, lässt aber zahlreiche kleine Denkanstöße zurück. Er bleibt weit entfernt von den spektakulärsten Tanzszenen und dem tiefsinnigsten Gesellschaftsportrait, zaubert aus verschiedenen Elementen aber eine schöne Mischung und ist dabei so souverän inszeniert, dass er auch nach rund vier Jahrzehnten kaum Staub angesetzt hat.
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