The Florida Project

DVD-Cover The Florida Project

4/10

Originaltitel: The Florida Project
USA | 2017 | 111 Min. | FSK: ab 12
Drama
Regie: Sean Baker
Drehbuch: Sean Baker, Chris Bergoch
Besetzung: Willem Dafoe, Brooklynn Prince, Bria Vinaite u.a.
Kinostart: 15.03.18
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.08.18

Links zum Film:
IMDb | Wikipedia
Szenenbild © 2017 PROKINO Filmverleih GmbH / Marc Schmidt

Worum geht’s?

Sommer in Orlando. Die kleine Moonee lebt mit ihrer arbeitslosen Mutter Halley in einem Billigmotel in der Nähe von Disney World. Den Eintritt in den Freizeitpark könnten sie sich nie leisten. Also machen Moonee und ihre Freunde das Motel-Gelände sowie die Straßen und Parkplätze drumherum zu ihrem Abenteuerspielplatz. Motel-Manager Bobby versucht, die quirligen Kinder im Zaum zu halten und der sturen Halley ins Gewissen zu reden.

Wie ist der Film?

Der Titel „The Florida Project“ lehnt sich an den Arbeitstitel des späteren Walt Disney World Resort an, und dass der Film in unmittelbarer Nähe jenes Freizeitparks spielt, ist entscheidend. Regisseur Sean Baker („Tangerine L.A.“) spielt mit dem Kontrast zwischen einer Traumwelt für Touristen und der amerikanischen Unterschicht, die im Dunstkreis dieser Traumwelt lebt. Ohne zu bewerten zeigt er den Alltag der Armen, die ironischerweise hinter Pastellfarben und Motel-Namen wie „Magic Castle“ verborgen sind. Ein nettes, zum Nachdenken anregendes Konzept, das sich allerdings selbst ein Bein stellt.

Szenenbild The Florida Project„The Florida Project“ ist eine waschechte Independent-Produktion, die bewusst auf eine klassische Dramaturgie verzichtet. Und daran ist nichts auszusetzen, hat man die Erwartungen an einen konkreten Plot erst einmal über Bord geworfen. Die Paarung von Profischauspielern mit Laien funktioniert und sorgt für einen bemerkenswert authentischen Grundton. Der Film wird weitgehend konsequent aus Sicht der Kinder erzählt, die man offenbar ins Herz schließen und für ihre Lebensfreude bewundern soll, obwohl die meisten von ihnen verzogene, nervtötende Blagen sind. Noch anstrengender ist nur die Mutter Halley, die unter den Erwachsenen die Hauptrolle spielt – selbst noch ein halbes Kind und absolut entwicklungsresistent.

„The Florida Project“ birgt die unausstehlichsten Hauptfiguren seit Jakob Lass‘ „Tiger Girl“, mit Ausnahme des Motel-Managers, gespielt von Willem Dafoe („Antichrist“), der mit seiner noblen Haltung gegen Windmühlen kämpft. Eine Milieustudie, die narrativ ins Leere läuft, mag legitim sein, doch wenn es dermaßen schwer ist, dabei Mitgefühl zu empfinden wie hier, wird die Sichtung zur Mühsal. Schade um das interessante Schauspielkonzept und die gelungene Bildgestaltung. Dieser Film macht wütend, aus den falschen Gründen. Doch Empathie geht die unterschiedlichsten Wege – ein Großteil des Feuilletons und Publikums feiert „The Florida Project“ als einen der besten Filme des Jahres.

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