Originaltitel: Toy Story 3
USA | 2010 | 103 Min. | FSK: ab 0
Animation, Komödie, Abenteuer
Regie: Lee Unkrich
Drehbuch: Michael Arndt
Synchronisation: Tom Hanks / Michael Herbig, Tim Allen / Walter von Hauff, Wallace Shawn / Rick Kavanian u.a.
Kinostart: 29.07.10
DVD/Blu-Ray VÖ: 02.12.10
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Worum geht’s?
Andy ist inzwischen 17 und packt seine Sachen, um aufs College zu gehen. Seine Spielsachen benutzt er schon lange nicht mehr. Nur noch die wichtigsten sind übrig und lagern in einer Truhe. Trotzdem liegen sie ihm noch am Herzen. Durch eine Reihe dummer Zufälle werden Woody, Buzz und die anderen Spielsachen versehentlich als Spende in einem Kindergarten abgegeben. Dort warten viele neue Bekanntschaften. Es ist zunächst wie im Paradies, doch der Schein trügt.
Wie ist der Film?
Höchst selten, vielleicht sogar nie gab es einen besseren dritten Teil einer Reihe. In Pixar steckt so viel Fachwissen und Herzblut, dass diese Nr. 1-Firma für Animationsfilme sich einfach keine Ausrutscher leistet. Die gut zehn Jahre, die zwischen „Toy Story 2“ und dem nun fertigen dritten Teil liegen, hätten nicht besser genutzt werden können, sodass dieses neue große Abenteuer von Woody, Buzz und der ganzen Bande den Geist des Originals atmet, gleichzeitig aber alle Register zieht, die der Fortschritt hergibt. „Toy Story 3“ ist eine Wucht.
Die Geschichte unserer Spielzeug-Helden wird ganz logisch weitererzählt; es kommt, wie es kommen musste: Ihr Besitzer wird zu einem Erwachsenen und spielt nicht mehr. Die Abenteuer, die um diesen Umstand herum gesponnen wurden, sind so einfallsreich, wie es wohl nur die kreativen Köpfe von Pixar zustande bringen können. Zwar haben wir nun schon zum dritten Mal die Situation, dass Woody im Alleingang einen wichtigen Umstand entdeckt, ihm im Anschluss aber niemand seiner Kameraden glaubt, obwohl diese doch langsam gelernt haben sollten, dass der Cowboy nie Quatsch erzählt. Aber trotzdem wirkt die Handlung glaubwürdig und ist trotz diverser Parallelen zum vorigen Teil stets um neue Ideen bemüht, statt kalten Kaffee aufzuwärmen. Zudem nimmt die Geschichte spätestens nach der Hälfte so richtig an Fahrt auf und findet schließlich einen eleganten Ausgang.
„Toy Story 3“ hat wohl nicht ganz so großartige, tiefgründige Momente zu bieten wie der bereits richtig starke Pixar-Vorgänger „Oben“, ist dafür aber von vorne bis hinten stimmig und enthält dabei sowohl beeindruckend rasante und richtig witzige als auch ungemein emotionale Szenen. Ob es kleine Kinder, Teenager, Mittzwanziger, Eltern oder Großeltern sind, die da auf die Leinwand oder später den Fernsehschirm schauen – wirklich alle können auf ihre Kosten kommen. Der Ausdruck „ein Film für die ganze Familie“ wird deutlich zu oft gebraucht, doch hier ist er uneingeschränkt angebracht.
Bully Herbig, Rick Kavanian und Christian Tramitz – das legendäre Comedy-Trio aus der „Bullyparade“ – sind für die Deutschen natürlich die heimlichen Helden des Films und noch ein Grund mehr, ihn sich anzuschauen. Kavanian und Tramitz passen mit ihren Stimmen für Rex und Ken wie die Faust aufs Auge. An Woody mit Bully-Stimme muss man sich erst gewöhnen; man wünscht sich ein wenig den originalen Sprecher Peer Augustinski (auch die deutsche Stimme für Robin Williams) zurück, welcher sich wohl hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr empfahl. Doch letztlich freundet man sich auch mit dem „neuen“ Woody an. Diesmal muss kein Cineast nach der Originalfassung verlangen, trotz Tom Hanks (Woody), Tim Allen (Buzz) und Michael Keaton (Ken).
Ein ebenso wichtiger, neuer Aspekt ist natürlich das allseits umstrittene 3D, mit dem der Film in den bebrillten Kinos läuft. 3D wird bei Animationsfilmen zum Standard – sogar „Toy Story“ 1 und 2 wurden nachträglich zu 3D-Fassungen modelliert. Gute Nachrichten: Die dreidimensionalen Effekte in „Toy Story 3“ fallen hübsch aber absolut unaufdringlich aus und zwängen sich nie in den Vordergrund, sodass sich der Film mit Luxusoptik in vollen Zügen genießen lässt.
Ein komplett am Computer entwickelter Film bietet die Möglichkeit, die perfekten Kameraeinstellungen, Kamerafahrten, Lichtsetzungen und Schnitte zu wählen – „Toy Story 3“ ist dies merklich gelungen. Allein die Optik ist tadellos. Hinzu kommt die abenteuerliche Geschichte, die alles auffährt, was bei FSK 0 so geht, und dabei stringent bleibt. Bei einem „Toy Story“ Film hat man vorher nie so gelacht – allein die Barby-und-Ken-Geschichte ist schon ein Knüller; andere wichtige Stichworte sind „Spanier“ und „Tortilla“… Bei einem „Toy Story“ Film konnte man vorher aber auch nie so feuchte Augen kriegen, da ungemein viel Feingefühl und Empathie geboten ist. Und wer den Film nicht spätestens beim Soundtrack-Beitrag von den Gipsy Kings (!) in sein Herz schließt, dem ist nicht zu helfen.
„Toy Story 3“ ist der mit Abstand witzigste, dramatischste, reifste, bunteste, einfallsreichste, erstaunlichste „Toy Story“ und zweifelsfrei auch auf einem der vordersten Plätze auf der Pixar-Bestenliste. Ein spektakuläres Abenteuer, sehr vielseitig, aber aus einem Guss, nie zu abgehoben, aber auch nie zu vorhersehbar. Schade, dass der Film im Hype des gleichzeitig gestarteten „Inception“ womöglich ein klein wenig untergeht. Dafür darf man sich über gleich zwei hervorragende Kinofilme auf einmal freuen, so verschieden sie auch sind.
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